Ramon Diaz betrat die Kirche wie üblich eine halbe Stunde vor Beginn des Gottesdienstes. Damit er genügend Zeit hatte zu beichten. Nicht dass ein Mann in seinem Alter noch viel zu beichten hatte, aber es gehörte einfach dazu. Und sie waren schliesslich alles Sünder, nicht wahr? Seit seiner letzten Beichte vor einer Woche hatte er mehrfach unzüchtige Gedanken gehegt gegenüber der Schwiegertochter seines verhassten Nachbarn, die jeweils zwei Nachmittage in der Woche draussen im Vorgarten stand und Zigaretten rauchte, eine nach der anderen. Und mindestens dreimal hatte er den Sohn der Nachbarsfamilie auf der anderen Seite seines Hauses zum Teufel gewünscht, weil er spät abends (21 Uhr!) noch so laut diese schreckliche Musik hörte. Genug zu beichten also.

Ramon, der schon seit Jahren nicht mehr so gut zu Fuss war und am Stock ging, setzte vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Die Kirche war nicht besonders gut besucht, ein paar Touristen, mehr nicht. Die meisten Gottesdienstbesucher kamen erst kurz bevor es losging, aber in den letzten Jahren waren es auch immer weniger geworden. Die Welt wurde immer gottloser, das zu erkennen, brauchte nicht viel. Man musste nur ein paar Minuten das Nachmittagsprogramm im Fernsehen anschalten. Widerlich.

Langsam aber stetig näherte er sich einem der Beichtstühle auf der linken Seite der Kirche. Er ging immer zu demselben und hoffte, dass Father Murphy heute dort war. Der liess sich immer so schön viel Zeit und schien wirklich Anteil zu nehmen an seinen Sünden. Leider konnte man das gerade von den jüngeren Priestern heutzutage nicht mehr erwarten.

[Firstpost]
Beschämt wischte sich Kurt den Schlaf aus den Augen als er müde seine Lider aufschlug. Stein umgab ihn.. und eine hallende Gräuschkulisse drang schließlich auch bis an seine Ohren. Er kam sich schrecklich vor. Zum dritten Mal in Folge hatte er nun in der St. Patrick's Cathedral genächtigt, heimlich und im Dunkeln. Er hatte im gewaltigen Kirchenschiff ein paar dunkle Ecken entdeckt in denen er sich vor neugierigen Augen verbergen konnte- was aufgrund seines Aussehens und seiner Fortbewegung schlichtweg nötig war.

Dennoch nagte es an ihm. Wie ein Dieb hatte er sich in dieses Gotteshaus geschlichen, lauerte hier in den Schatten- und durch etwas Ungeschick hatte er schon mehr als einen Priester oder Messdiener vor Schreck aufschreien lassen. Mit seinem Greifschwanz wischte er sich nochmals durch die Haare, dann richtete er sich auf. Kaum Menschen waren zu sehen, wie oft vor den Gottesdiensten. Ein paar Touristen waren zu sehen, aber die blickten oft genug eh nur durch ihre Kameras und ließen sich wunderbar umgehen. Behände kletterte er aus seinem Versteck und legte so ein paar Schritt kopfüber und an der Wand hinab zurück, bevor er in einer blauen Nebelschwade verdampfte -bamf- und im Schatten der Beichstühle wieder auftauchte, nahezu unsichtbar für das menschliche Auge.

Geschwind glitt er in den nächsten Beichtstuhl und setzte sich, die Kapuze seines verschlissenen Pullis tief ins Gesicht gezogen.. "Vergebt mir Vater denn ich habe gesündigt..," meinte er leise, zögerte dann aber.. es schien kein Priester zugegen zu sein. Naja, Gott würde ihn nicht steinigen wenn er einen Tag später beichtete. Er richtete sich wieder auf und verließ den Beichtstock, eingehüllt in seinen dunklen Reisemantel. Dort allerdings kollidierte er gerade mit einem älteren Mann der ihm, auf einen Stock gestützt, entgegenkam. Erschrocken hielt er den Mann am Arm fest und stützte ihn mit seinem Greifschwanz.. und bemerkte das ihm die Kapuze vom Kopf gerutscht war..

Fast hatte er seinen Lieblingsbeichtstuhl erreicht, als ihm dort heraus plötzlich schwungvoll eine Gestalt entgegentrat. Ramon erschreckte sich und geriet leicht aus dem Gleichgewicht. Bevor er es jedoch verlieren konnte, fühlte er sich am Arm und an der Schulter gegriffen. Eigentlich hatte er gerade losschimpfen wollen, aber nun, da der junge Mann ihn vor einem Sturz bewahrt hatte... Er sah hoch in das Gesicht seines Gegenüber und kniff irritiert die Augen zusammen. Es war schummrig in St. Patrick's und seine Augen waren auch schon besser gewesen, aber trotz allem sah dieses Gesicht reichlich seltsam aus. Etwas nervös griff der alte Mann in seine Jackentasche und zog eine Brille hervor, die er sich sodann auf die Nase setzte. Er warf einen zweiten Blick auf das Gesicht des jungen Mannes.

Seine Augen weiteten sich, und er schnappte nach Luft. Gelbe Augen starrten ihn an, aus einem Gesicht mit bläulicher Haut. Sein Kopf drehte sich vorsichtig zur Seite, um sich die Hand anzusehen, die ihn stützte... nur... war dort keine Hand. Es war... Ramon schluckte leer. Ein Dämon. In seiner Kirche. Und er würde ihn mit in die Hölle nehmen für all seine Sünden, bevor er noch die Gelegenheit hatte, die letzten paar zu beichten! Ein Krächzen entrang sich seiner Kehle, und er räusperte sich. "Bitte... bitte... ich muss erst noch beichten...", sagte er dann mit dünner, etwas zittriger Stimme. Das war ihm wichtig. Vielleicht wurde seine Strafe dann etwas leichter.

Vorsichtig stützte Kurt den alten Herrn bis er das Gefühl hatte das dieser sich wieder selbst gefangen hatte. Dieser schien allerdings mehr damit beschäftigt schnell seine Brille aufzusetzen als sich um einen sicheren Stand zu bemühen. Kurt wurde unwohl und er manövrierte den Mann schließlich selbstständig an einen der Beichstühle wo dieser sich anlehnen konnte.
Doch auch das folgende, schnelle hochschlagen der Kapuze konnte nicht verhindern das der Mann ihn prüfend ansah. Die Reaktion darauf kannte Kurt, schmerzlicher Weise, nur allzu gut. Er löste sich von dem Mann und legte einen seiner Finger an die Lippen. "Pssst...", meinte er ohne den Mann anzufassen. Lieber schrie dieser jetzt als das er noch mehr Angst bekam weil Kurt ihm den Mund zuhielt. "Ich tue ihnen nichts. Ich.. wollte gerade gehen. Beichten sie nur in Ruhe..", fügte er leise hinzu.

Etwas überrascht wich er ein zwei Schritte zurück weil ihn die Reaktion des Mannes doch etwas verunsicherte. Er wollte beichten? Normalerweise reagierten Menschen mit offenkundiger Feindlichkeit, Gewalt oder zumindest lautstarker Abscheu ihm gegenüber.. Allerdings war Kurt auch ein recht neugieriger Mensch, der nun- etwas auf Abstand- den Mann neugierig musterte. Natürlich immernoch darauf bedacht das ihn möglichst keine andere Person näher ansehen konnte.

Ramon lehnte sich an den Beichtstuhl. Der Dämon hatte ihm freundlicherweise dabei geholfen, was nicht wirklich in Ramons Bild vom Verhalten von Dämonen passte. Aber er wusste auch, dass es Ausgeburten der Hölle gab, die erst mal so taten, wie wenn sie ganz nett wären und Wünsche erfüllten und solche Sachen. Doch sowas hatte dann immer seinen Preis. Oh ja, einen Diaz konnte man nicht so leicht an der Nase herumführen! Das Aussehen des Dämons und seine Versuche es mit der Kapuze zu verschleiern, sprach schliesslich Bände.

Dann drang durch, was die Kreatur vor ihm gesagt hatte. Sie wollte gerade gehen? Er solle nur beichten? Misstrauisch sah der alte Mann Kurt durch seine Brillengläser an. Die gelben Augen jagten ihm einen erneuten Schauer über den Rücken. Das scheinbar freundliche Verhalten musste ein Täuschungsmanöver sein. Wenn dieser Dämon ihn zum beichten ermunterte... hiess das nicht, dass er genau das nicht tun sollte? Vielleicht würde er ja da drinnen plötzlich mit der falschen Instanz in Verbindung stehen? Plötzlich wünschte sich Ramon, dass er heute auf den Kirchgang verzichtet hätte. Dann würde ihm das alles hier erspart bleiben. "Was... willst du von mir?" krächzte er schliesslich wieder. "Ich habe nichts getan, ich war immer ein guter Christ!" Vielleicht gab es ja einen Weg, den Dämon davon zu überzeugen, sich eine andere Seele zu suchen. In New York gab es weiss Gott grössere Sünder als einen alten Mann, der sein Leben lang immer anständig gewesen war.

Blicke wie sie ihm der alte Mann zuwarf kannte Kurt nur zu gut. Im erzkonservativen Bayern hatte er genug davon abbekommen um sich ein Leben lang sattgesehen zu haben. Schon damals hatte er die traurige Ironie gehasst, das oft genug gerade die Menschen die sich für besonders gläubig hielten ihn dann für eine dämonische Kreatur hielten. So wie wohl auch jetzt. Zumindest ging der blaufellige Mutant davon aus das der Mann ihn für einen Diener des Höllenfürsten hielt. Anderst war die Angst in dessen Gesicht nicht zu erklären.

"Ich will garnichts von ihnen mein Herr, ich wollte nur beichten.. ," murmelte Kurt. Bevor er dazu kam etwas anzufügen blickte er irritiert zur Seite und war mit einem Sprung an die schattige Seite einer Säule geflüchtet. Ein Messdiener eilte vorbei und nickte dem alten Mann freundlich zu. Fast so als würde er sich im Schatten leicht auflösen wurde Kurt während dieses kurzen Moment sehr schwer zu erkennen, aber wenn man wusste wo er war konnte man ihn wohl immernoch entdecken.
Mit funkelnden Augen strubbelte er sich durch die Haare bevor er kopfüber nach oben zu klettern begann.
"Bitte mein Herr, ich wollte wirklich nichts von ihnen. Gehen sie beichten und genießen sie den Tag..", rang er sich ein freundliches Lächeln ab.. wobei seine Fangzähne aufblitzten. Er musste hier wieder weg bevor jemand ihn sah..

Der Dämon benahm sich nicht nur weiterhin irritierend freundlich, sondern wirkte noch dazu recht ängstlich. Aber Ramon war klar, dass das Teil des verführerischen Spiels des Bösen sein musste. Das hiess es doch immer, oder? Dass man zum Bösen verführt wurde? Und dann die dreiste Lüge mit der Beichte. Als ob Dämonen beichten müssten! Die Kreatur hatte ausserdem einen merkwürdigen Akzent, den der alte Mann nicht so richtig einordnen konnte, der aber angemessen höllisch klang.

Als plötzlich Unruhe aufkam und einer der Messdiener vorbeihastete, der Ramon als Stammgast natürlich kannte und ihm freundlich zulächelte, verzog sich der Dämon hastig. Ein weiteres Zeichen. Immerhin: Wenn er schon vor dem Messdiener Angst hatte, wie dann erst vor Father Murphy, der heute die Predigt halten würde. Ramons Furcht liess ein wenig nach angesichts dieses Verhaltens. Vielleicht war es ja nur ein kleiner Unterdämon? Als Kurt dann allerdings anfing, kopfüber die Steinsäule der St. Patrick's Cathedral hochzuklettern und ihm vorspielte, er sei völlig harmlos, stiegen seine Zweifel wieder. Erst recht als er die Fangzähne und die gelb-glühenden Augen funkeln sah.

Und wie um alles in der Welt sollte er den Tag geniessen im Wissen, dass der Teufel ihn ins Auge gefasst hatte? Wie sollte er den Gottesdienst geniessen im Wissen, dass irgendwo da oben eine Kreatur der Hölle lauerte? "Hilfe...", sagte er erst leise und krächzend. "Hilfe!" Es klang schon etwas lauter. "Hilfeee!!!" rief er dann mit brüchiger Stimme in das Kirchenschiff, in dem sonst nur gedämpfte und geflüsterte Konversation herrschte, weshalb er sofort die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden genoss. Mit seinem Stock zeigte er hoch auf die Säule, wo der Dämon immer höher kletterte. "Hilfee!" Nun wurden auch andere Stimmen lauter und Finger richteten sich auf den Mutanten.

Natürlich war es immer die selbe Geschichte. Andere Standorte, andere Menschen, aber es blieb das selbe Spiel. So auch dieses Mal. Kurt seufzte und schüttelte den Kopf. Was auch immer der Grund für sein Aussehen war, er hoffte inständig das es nicht nur ein Scherz Gottes war. Seine Kapuze rutschte ihm wieder vom Kopf als er die Kletterrichtung veränderte und nun mit kleinen Hopsern, Kopf voran, die Säule erklomm.

Die Rufe des alten Mannes weckten natürlich das Interesse der inzwischen zahlreicheren Kirchenbesucher, einiger Messdiener und somit nahezu jeder Person in der Kirche. Geschwind erklomm der junge Mutant die Säule, sprang von da aus an einen Kronleucter und von dort aus zur Galerie. Sein Ziel war eindeutig der hintere Teil der Kirche. Vielleicht kam er ja zur Sakristei raus. Wenn nicht musste er wohl von seinen anderen Fähigkeiten gebrauch machen. Vielleicht..

Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen Schädel und er sah noch wie sein nächster Griff daneben ging. Irgendwas hatte ihn am Kopf getroffen und ihn daneben greifen lassen. Hart prallte er mit seiner Schulter udn dem Schlüsselbein auf dem Geländer auf und rutschte ab. Sekundenbruchteile Später schulg er auf einem kleinen Vordach auf und rutschte ab. Die kalten Fliesen kamen näher und bevor er aufschlug sprang er schließlich. "Bamf" machte es und Kurt verschwand als kleine Nebelschwaden die Wirklichkeit zerrissen. Er kauerte vor dem Altar, aufgetaucht aus dem Nichts und wandte sich wieder gen Sakristei. Der Priester war erschienen, noch nicht im ganzen Ornat und offenbar sehr überrascht von dem Geschreie und dem Toben in der Kirche. Hoffnungsvoll sprang der Teleporter zu dem älteren Mann und versuche sich in einer Erklärung die er nur so herunterspulte.."Verzeihung mein Herr, mein Name ist Kurt Wagner, ich.." "Whack" wieder traf ihn etwas, aber diesmal war es die Bibel die der Kardinal gerade noch in der Hand gehalten hatte. Sie traf Kurt im Gesicht und dem Knacken nach zu Urteilen hatte das schwere Wort Gottes seine Nase gebrochen. Immernoch benommen taumelte er und fiel mit tränenden Augen nach hinten gegen den Altar..
"Hilfe..."

CF: Xavier School For Gifted Youngsters - Erik Lehnsherrs Räume

Erst war es Aufregung, dann wart es Ruhe.
Alle eben noch so aufgebrachten Kirchenbesucher erstarten simultan, als habe jemand die Zeit selbst am vergehen gehindert. Einzig ausgenommen war der eindeutig mit der Situation überforderte Mutant, der sich dem Angst und der Wut der nun Bewegungsunfähigen Ausgesetzt gesehen hatte.

Das Schauspiel das sich in der Kirche darbot war wohl nicht überraschend, dennoch missfiel es Charles Xavier. Wieder einmal musste er sich in diesem Augenblick eingestehen, dass man die Ansichten seines Freundes Erik, die Menschen und ihres Verhalten entsprechend, nicht einfach würde abtun können.
Der Mutant der hier für so viel Wirbel sorgte, suchte schon seit einiger Zeit in der Kirche Zuflucht, das war Charles Geist nicht entgangen. Nun zeigte sich, dass der Telepath zu allen nicht ganz unbeeindruckenden Fähigkeiten auch noch das richtige Timing an den Tag legte.
Um der Wahrheit allerdings Genüge zu tun: Xavier wollte bereits früher hier sein, hatte es schlichtweg allerdings zeitlich kaum eher einrichten können.

Nun bewegte der Professor sich mit langsamen Schritten zwischen den erstarrten Kirchgängern hindurch, direkt auf den gehetzten Mutanten zu. „Ziemlich viel Aufregung, für einen Ort des Friedens“, stellte er mit ruhiger Stimme und lächelte freundlich. Er näherte sich dem Jüngeren relativ langsam, um ihn nicht unnötig mehr in Aufregung zu versetzt, als er ohnehin schon war. „Ist alles in Ordnung?“ Es war durchaus Besorgnis aus Xaviers Stimme heraus zu hören, vor allem aber fehlte ihr die Furcht, das Entsetzten und der Hass, den die Menschen offen zur Schau gestellt hatten.

Die erwarteten Schläge blieben aus und stattdessen ebbten die Geräusche ab. Die ganze Welt schien den Atem anzuhalten und still inne zu halten. Schniefend blinzelte Kurt die Tränen weg und rutschte an dem Priester vorbei in den Altarraum. Alle Menschen hielten inne, soweit er das sehen konnte und dabei schienen sie wie eingefrohren. Lediglich das Licht der Fenster schien noch echt zu sein, draussen zogen die Wolken wohl in ihrer gewohnten Bahn weiter.

Verängstig kam Kurt wieder auf die Füße und kauerte sich zusammen als er Xaviers Silouette erkannte. Noch einer.. Aber dieser schien wirklich anders zu sein. Er wandelte zwischen den erstarrten Körpern umher auf ihn zu. Und auch wenn Kurt nach wie vor Angst hatte, sah er zuerst mal davon ab sich zu teleportieren. Neugier kam in ihm hoch, und gleichzeitig auch etwas Trotz, nochmal würde er sich sicherlich nicht schlagen lassen.

"Ja..," meinte der junge Deutsche leise und musterte den Neuankömmling eindringlich, bevor er sich erhob. Aufgeregt peitschte der blaue Greifschwanz unter dem Mantel hin und her, aber Kurt begegnete dem Älteren auf Augenhöhe. Er spührte das der Mann keine Gefahr darstellte, sondern viel mehr das Gegenteil. Zögernd strich er sich durch die Haare, blieb aber mit einem Rest Sicherheitsabstand von dem Mann weg.
"Was wollen sie von mir?" fragte er abschätzig auf Deutsch, bevor er den Kopf schüttelte und es auf Englisch wiederholte. "Ich hab nichts böses getan!.."

Der Professor verletzte die Privatsphäre anderer denkender Wesen nur ungern, doch tat er es, wenn er es für nötig erachtete. Zu wissen, was der junge Kurt Wagner erlebt hatte und was ihn beschäftigte, half die richtigen Worte zu finden. Es war kein Geheimnis, dass der Teleporter Angst hatte, zumindest für den Professor war es das nicht.

„Dessen bin ich mir bewusst“, erklärte er ruhig, „deswegen bin ich hier.“ Zumindest war der aufgeschreckte Mutant deswegen nicht ebenso erstarrt wie alle anderen Besucher der Kirche; aber das war nichts, womit Xavier ihn hätte beunruhigen müssen oder hätte beunruhigen sollen.
Der Telepath blieb schließlich stehen und gewährte dem Anderen so den Sicherheitsabstand, den dieser offenkundig noch einhalten wollte.
„Mein Name ist Charles Xavier.“ Er lächelte, während er sich vorstellte und fuhr fort, ehe er hätte unterbrochen werden können. „Ich bin Leiter Einrichtung für besonders begabte Menschen. Eine Schule für Menschen, die Fähigkeiten verfügen, die über das normal menschliche hinausgehen. Eine Schule für Mutanten, wo niemand sich wegen einer ungewöhnlichen Erscheinung oder einer Gabe verstecken muss.“ Xavier machte noch einige Schritte, trat näher an den jungen Mutanten heran und beobachtete dessen Reaktion genau, auch wenn er sie ohnehin recht genau erwartete. „Ich bin hier, um dir an dieser Schule einen Platz anzubieten. Die Möglichkeit zu lernen und akzeptiert zu werden.“

Automatisch wich Kurt wieder gegen den Altar zurück als Xavier beim Reden ein paar Schritte tat. Ein bamf zerriss die Stille der alten Kirchenhallen und Kurt verschwand kurz, nur um in einer Nebelschwade auf dem großen Altarkreuz wieder aufzutauchen.
Über dem Kopf des Anderen sitzen zu können gab ihm ein kleines bisschen Sicherheit, zudem kletterte er ja allgemein gerne herum. Den Namen Xavier hatte er noch nie gehört, höchstens in einer etwas anderen Form daheim.. Aber zumindest der Rest von dem was Xavier sagte klang gut. Sofern es natürlich stimmte was dieser sagte.

"Kurt Wagner..," erwiderte er dann. Wohl war ihm gerade nicht dabei seinen Namen nochmals zu sagen- geholfen hatte es vorhin schließlich auch nicht.. aber wo seine Nase shconmal gebrochen war, knappe 100 Menschen vor seinen Augen zu Stein erstarrten und ein Mann mit Glatze vor ihm von Mutanten sprach.. konnte er zumindest höflich bleiben. "Meinen sie.. eine Einrichtung wie einen Zirkus?"
Nach seinem letzten Zwangsaufenthalt in einem solchen war Kurt entsprechend misstrauisch, wusste aber wohl selber das Xavier das nicht meinte. Eine echte Schule konnte er sich zwar wirklich nicht vorstellen aber vermutlich erwartete ihn dort wirklich kein Käfig und Stromschläge.

Langsam rutschte er vom Kreuz herab und blieb kopfüber, direkt neben Jesus Füßen, hängen. Die Arme verschwänkt musterte er Xavier abermals eindringlich wärend seine gelben Augen glühten. "Gibt es dort andere wie mich? Andere die.. so aussehen?" Mutanten klang wirklich hässlich, überlegte er sich so.. Und es klang nicht als hätte Gott etwas besonderes mit ihnen vor. Eher als sollten sie in der Kanalisation leben weil sie so seltsam aussahen..

Das plötzliche Teleportieren Kurts nahm der Professor gelassen hin und reagiert auch nicht, einmal davon abgesehen das er den Blick hob, um den Augenkontakt nicht zu verlieren. Wohl gemerkt: Nicht aus Misstrauen, sondern aus offenkundigem Interesse.
Zwar hätte die Distanz dem Teleporter im Ernstfall nicht wirklich geholfen, wenn es ihm allerdings Sicherheit gab, sollte es Xavier nur recht sein, schließlich wollte er den jungen Mann nicht unter Druck setzen.

„Es freut mich, dich kennen zu lernen, Kurt.“ Der Telepath nickte.
Bei der Frage nach dem Zirkus lachte Xavier kurz freundlich auf. In der weiträumigen Kirche klang es ein wenig lauter, als es eigentlich war. „Nun, so mancher würde einen Ort mit vielen Kindern und Heranwachsenden wohl mit einem Zirkus vergleichen. Gerade wenn diese jungen Leute über Fähigkeiten verfügen, die nicht immer unkompliziert sind und noch seltener von der Allgemeinheit verstanden werden.“ Aufgrund seiner Fähigkeiten wusste der Professor das Misstrauen zu deuten und schlug eine andere Richtung ein. „Aber nein. Kein Ort, an dem Besonderheiten zu Schau gestellt werden, sondern einer, an dem sich Möglichkeiten für alle auftun, die diese Möglichkeiten wünschen.“

Der strengen Musterung der glühenden Augen hielt Charles stand, mit nicht mehr als einem Lächeln als Reaktion. „Es gibt durchaus Mutanten deren Erscheinung ungewöhnlich ist.“ Er nickte. „Vielleicht nicht genau wie du, doch kann ich dir versprechen, dass dich niemand aufgrund deines Aussehens verurteilen wird. Schließlich ist es nicht unsere optische Erscheinung, die uns als die Menschen definiert die wir sind.“ 

Angesichts der Worte des Professors, dessen Ausdruck und seiner Ausstrahlung fiel es Kurt- welcher ohnehin nicht zu den misstrauischsten Mutanten gehörte- mit der Zeit sehr schwer diesem Misstrauen vorzuspielen. Die glimmenden Augen weiteten sich mit der Zeit neugierig und auch der "böse" Zug um die Augenpartie des Deutschen verschwand. „Nun, so mancher würde einen Ort mit vielen Kindern und Heranwachsenden wohl mit einem Zirkus vergleichen. Gerade wenn diese jungen Leute über Fähigkeiten verfügen, die nicht immer unkompliziert sind und noch seltener von der Allgemeinheit verstanden werden.

"Ja.. das stimmt wohl." Er schniefte und rotzte etwas rum weil das Blut in der gebrochenen Nase nach innen lief..."..Oder wenn sie aussehen wie der Teufel.."-fügte er zähneknirschend und sehr halblaut hinzu.
Was hatte er zu verlieren? Nichts. Er war ein Landstreicher, lebte im Schatten der Menschen und hoffte das sie ihn nicht sahen. Wenn es wirklich so eine Schule gab.. wäre das der Himmel auf Erden.
Wieder fiel sein Blick auf die umstehenden Menschen. Wie ihre wütenden Fratzen stumm und Still auf den Altar gerichtet waren. War Xavier vielleicht sogar eine Art Himmelsbote? Sein Schutzengel?

"Oke..," meinte er und schüttelte diese komische Vorstellung aus dem Kopf. Er ließ sich wieder von dem Kreuz herabgleiten und richtete sich vor Xavier auf. "Wo liegt ihre Schule Herr Xavier?" Nicht das sich Kurt hier großartig ausgekannt hätte.. Aber jetzt wo seine nicht so ganz menschliche Gestalt vor dem Professor stand wurde er etwas sprachlos.

tbc: mit Xavier mit

Bei den Worten des Teleporters schmunzelte Xavier ein wenig, aber es war auch deutlich Mitleid in seinen Zügen zu erkennen. „Ich weiß nicht wie es mit dir steht, Kurt“, erklärte er ruhig, „ich selbst habe allerdings noch nie den Teufel gesehen.“ Und hätte er, sinnierte er in Gedanken weiter, so wäre dessen Erscheinung sicher eine andere, als die eines 19 Jahre jungen Mutanten.

Dem Professor war anzusehen, dass es ihn freute, dass Kurt sein Angebot annahm, auch wenn es ihn nicht wirklich überraschte. „In Westchester. Ich würde dich gerne gleich mitnehmen, damit wir uns direkt deiner Verletzung annehmen können. Für den Augenblick kann ich dir nur den Schmerz nehmen.“ Gesagt, getan. Die Nase des jungen Mutanten war natürlich nicht wieder in Ordnung gebracht, denn schließlich war Charles kein Heiler, doch Kurts Unterbewusstsein glaubte nun es sei alles in Ordnung. Für den Moment reichte das, zumindest bis sie beim Institut angekommen waren.

Der Professor streckte den Arm aus und deutete Richtung Ausgang. „Können wir?“
Als er sich in Bewegung setzte, um die Kirche zu verlassen, erklärte er eher beiläufig noch: „Mach dir wegen der Leute hier keine Sorgen. Ich denke es ist das Beste für sie, wenn sie diesen kleinen Zwischenfall einfach vergessen.“

Kurze Zeit später waren Xavier und sein neuer Schüler auf dem Weg zur Schule und eine Ansammlung leicht verwirrte Menschen gaben sich wieder ihrem Kirchenalltag hin.

TBC: New York City, Xavier School, Gemeinschaftsraum