#16

RE: Nanakos Haus

in Outpost 08.12.2010 16:43
von James Howlett • Besucher | 98 Beiträge

Logan hörte ihr zu, während er weiter versuchte sich auf der Karte zu orientieren. Jedoch sah er sie weder an, noch gab er anderweitig zu erkennen, dass ihre Worte bei ihm ankamen.
Alkali-Lake hatte er natürlich gefunden, das war kein Kunststück. Nur war es leider das einzige Wort auf der gesamten Karte, das einen vage vertrauten klang hatte. Logan hatte gehofft, dass irgendwelche Städtenamen Erinnerungen auslösten. Leider könnte er wohl genauso gut ägyptische Hieroglyphen lesen und hätte nicht mehr oder weniger Wiedererkennungswert dabei.
Naja, vermutlich war er Amerikaner, redete er sich ein. Kein Wunder, wenn eine Karte von Kanada nicht weiterhalf. Immerhin würde sie ihm dabei helfen, dass ihn in absehbarer Zeit keiner finden konnte. Wenn die Sache hier erledigt war …
Irgendwie lief es ziemlich anders als er gedacht hatte und mittlerweile war ihm nicht mehr klar, wie es ausgehen würde.
Ziemlich genau während dieser Überlegung, kam das Tablett in seinen Blickwinkel.
Logan sah zwangsläufig von der Karte auf zu Nanako, die ihn mit einem bemerkenswert zufriedenen Blick ansah. Kurz fragte er sich, ob er doch irgendeinen ihrer Sätze überhört hatte, der zu einer solchen Zufriedenheit geführt haben könnte, aber zumindest die letzten drei waren es wohl nicht gewesen.

Hm? fragte er deswegen und suchte alternativ auf dem Tablett nach der Erklärung. Dort jedoch stand nur die Teekanne und zwei Tassen.
Nicht sicher, dass 'ne Landkarte der passende Untergrund für ne Teezeremonie ist.
Murmelte er fast etwas neckend, löste den Blick wieder vom Porzellan und richtete ihn direkt auf ihre Augen.

Dein Vater kann stolz auf dich sein, bist ein mutiges Mädchen. Bisschen mutiger als ratsam.
Ich weiß' nicht, wonach ich suche. Am ehesten nach irgendwas Vertrautem. Ich habe keine Ahnung, wer ich bin und wie ich hierher gekommen bin. Bin angekettet in nem Labor am Alkali-Lake Staudamm aufgewacht. Danach Tests, von denen du wirklich nichts wissen willst.

Ich bin kein Mensch, Mädchen Nanako. Ich bin irgendwas, dem man besser nicht begegnet. Weiß' nur nicht, ob das schon immer so war. Die haben mich Tier, Experiment und eine lebende Waffe genannt.
Ich würde das unter Monster zusammenfassen. Aber ich …
Er zögerte, sichtlich unschlüssig, ob er gerade einen weiteren gewaltigen Fehler machte. Mal davon ausgehend, dass der erste gewaltige Fehler darin bestanden hatte, sich überhaupt auf dieses Gespräch einzulassen.

… Ich kenne ne menge Sprachen. Um seine Worte zu unterstreichen, wechselte auf japanisch. Zum Beispiel deine. Kann den Sternenhimmel lesen und all sowas. Muss' ziemlich viel rumgekommen sein. komischerweise Sachen, die sind nicht weg. Die sind als einziges noch da. Oder waren ihm genauso künstlich eingetrichtert worden wie diese Klingen?
Vielleicht war er ein Tier und die hatten ihm teilweise menschliches Wissen gegeben?
Jetzt wo ihm der Gedanke kam, klang er gar nicht so unplausibel. Bis auf ein Punkt. Er löste den Blick wieder von Nanakos Augen und sah zu ihrem Klavier. Warum um alles in der Welt sollten sie ihm Noten eingeprägt haben? Einmal mehr drohte er den Fokus zu verlieren und in die Irrealität abzurutschen. Bilder von kalten Stahlwänden, drängten sich in den Vordergrund seiner Gedanken und das Kreischen dieses Mädchens, dieses anderen Tieres, das er gegen seinen Willen bekämpft hatte. Aus purem Überlebensinstinkt heraus. Und schließlich wieder die Fontänen von Blut als er sich durch die Anlage gekämpft hatte … die hysterischen Schreie und wie er Stryker gesucht und nicht gefunden hatte.
Krampfhaft kniff er die Augen zusammen und war froh, dass es Nanako war, die er danach sah und nicht ein weiteres Labor.
Mit zwei Fingern hob er die Dogtags an, die er an einer typischen Kette um den Hals trug.

Wenn man denen glauben kann, heiße ich Logan oder Wolverine. Für mich beides gleich fremd, aber du kannst dir was davon aussuchen. Was besseres hab' ich nicht im Angebot.

Andächtig ließ er die Dogtags wieder los.

Was für ein Vater kauft seiner Tochter ein Haus in der Schneewüste und lässt sie dann allein?
Ab ner gewissen Schneemenge nützt nützt dir auch so ein Scheißjeep nichts mehr. Da brauchst du nen Schlitten, Hunde und nen verdammt guten Kompass. Oder nen Hubschrauber.
Hast du hier Funk oder 'n Feldtelefon?

nach oben springen

#17

RE: Nanakos Haus

in Outpost 09.12.2010 16:40
von Nanako Ishiyama • Besucher | 9 Beiträge

Nanako fand eigentlich, daß eine Landkarte den perfekten Ort für eine Teezeremonie darstellte, wenn diese dazu führte, daß Logan sich endlich so mit ihr auseinandersetzte und sich erklärte, wie sie es erwartete, wenn er hier schon eindrang und Schutt und Asche hinter ließ. Bewußt ruhig hielt sie seinem Blick stand, auch wenn man nicht behaupten konnte, daß sie sich im Moment in ihrem eigenen Haus besonders wohl fühlte. Aber die anfängliche Panik war verschwunden und die junge Frau sich inzwischen ziemlich sicher, daß ihr Besucher nicht nur irre war und man durchaus mit ihm reden konnte. Vielleicht täuschte sie dieser Eindruck auch vollständig und sie würde eine böse Überraschung erleben, aber das ließ sich dann eben auch nicht ändern.
Wärend seiner Erklärung, die sie ehrlich überraschte, und zwar einerseits wegen des Inhalts, vor allem aber, weil er tatsächlich etwas erklärte, ließ sie sich geräuschlos auf dem Boden nieder und hörte aufmerksam zu. Ihre Augen weiteten sich ein Stück vor Ungläubigkeit und einen Moment lang wirkte sie ein bißchen wie ein kleines Mädchen, das einem spannenden Märchen lauscht und nicht ganz sicher war, ob die böse Hexe am Ende besiegt werden oder die Kinder auffressen würde. So etwas ähnliches wie Verständnis und Mitleid war in ihren Augen zu lesen, auch wenn gleichzeitig ganz klar war, daß diese Geschichte noch lange nicht seinen Auftritt hier entschuldigte, zumal er nicht einmal Anstalten machte, sich dafür zu rechtfertigen. Trotzdem glaubte sie ihn jetzt wenigstens ein Stück weit zu verstehen und der letzte Rest Angst schwand ebenfalls. Ein Monster.. ja vielleicht hatte er recht und Nanako mußte spontan an Dr. Jekkyl und Mr. Hyde denken. Eigentlich war es kaum zu glauben, daß er noch vor wenigen Minuten damit gedroht hatte, sie in Scheiben zu schneiden wenn man ihm jetzt zuhörte.
Als er in ihre Muttersprache wechselte mußte sie ein wenig wiederwillig schmunzeln. Sein Akzent war furchtbar. Aber scheinbar beherrschte er die Sprache wirklich fliessend. Das war mehr als überraschend für jemandem dem sie nichts als blinde Zerstörungswut und Dreistigkeit zugetraut hatte.
"Hajimemashite."
erklärte sie und verbeugte sich in ihrer sitzenden Haltung vorsorglich so tief, daß er das Grinsen, das über ihr Gesicht huschte nicht sehen konnte. Schön dich kennen zu lernen. Das war wirklich absurd, aber zumindest konnte man ihr nicht vorwerfen, unhöflich zu sein. Und da die ganze Situation an sich völlig absurd war, machte das nun auch nichts mehr. Kurz kam ihr der Gedanke, ob sie sich das alles einbildete und ihr Vater ihr irgendwas ins Trinkwasser mischen lies, das Halluzinationen hervor rief. Allerdings kratzte ihr Hals noch immer und fühlte sich ein wenig wund von der wenig sanften Behandlung an, dafür aber durchaus real.
Wieder ernst werdend deutete sie auf einen riesigen Apparat, dessen Bedinung sich ihr immer noch nicht völlig erschlossen hatte.
"Feldtelefon."
erklärte sie knapp.
"Du landest irgendwo bei der Army und die geben dir dann meinen Vater, sofern er die Zeit dazu hat."
Und der alles andere als stolz auf mich ist. Fügte sie in Gedanken hinzu, sparte sich aber, das laut zu erklären. Überhaupt gefiel ihr die Frage dannach, was sie hier tat offensichtlich nicht sonderlich und sie wand sich ein wenig.
"Nun, sagen wir ein Vater der mit seiner Tochter und deren Verhalten nicht sonderlich zufrieden ist."
erwiederte sie schließlich ausweichend und wechselte schon im nächsten Satz das Thema. Es war ihr weitaus angenehmer über Logans Probleme zu sprechen, als über ihre eigenen. Ausserdem schienen seine weitaus ernster..... und merkwürdiger. Nur hatte sie um ehrlich zu sein nicht die geringste Ahnung wie sie ihm helfen sollte. Eine Assoziation zu Alkalie Lake hatte sie nicht gleich hergestellt. Allerdings glaubte sie, den Namen schon einmal gehört zu haben, war jedoch nie da gewesen und hatte auch nicht die geringste Ahnung was dort vor sich ging, oder in wie weit ihr Vater darin verwickelt war. Daher war ihr Vorschlag auch denkbar ungünstig;
"Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube mein Vater hat mal von Alkalie Lake gesprochen... nicht mit mir, aber bei einem seiner Telefonate. Schien ziemlich geheim zu sein und ich weiß nicht, ob es überhaupt wichtig ist und dir weiter hilft, aber vielleicht könntest du versuchen, ihn dannach zu fragen. Ich weiß nicht sicher, was er überhaupt bei der Army macht, aber er hat zumindest mal dort gearbeitet. Er ist Wissenschaftler und die haben da irgend ein Labor weißt du?"
Der Gedanke, daß ihr Vater an Logans Verkabelung beteiligt gewesen sein könnte, kam ihr scheinbar nicht. Das war... irgendwie unvorstellbar, zumal ja nicht einmal er selbst wußte, was dort mit ihm geschehen war.
Und sie glaubte ebenfalls nicht, daß ihr Vater freiwillig Auskunft geben würde, aber Logan verfügte ganz sicher über genügend Überzeugungskraft und Nanako hatte scheinbar keinerlei Hemmungen ihren Vater im wahrsten Sinne des Wortes ans Messer zu liefern.

nach oben springen

#18

RE: Nanakos Haus

in Outpost 13.12.2010 17:41
von James Howlett • Besucher | 98 Beiträge

Auch Logan grinste als sie sich verbeugte. Er konnte sich beim besten Willen nicht verkneifen, ihr hajimemashite mit einem Warum weiß ich, dass du lügst? Zu kommentieren. Trotzdem wollte er mit seinen Worten den gerade entstandenen Frieden nicht stören.
Um ehrlich zu sein, begann er das erste Mal seit er sich erinnern konnte … also nicht sehr lange … ein bisschen Ruhe zu spüren.
Besser wenn es ihr genauso ging, denn wenn sie wirklich irgendwas an Kommunikationstechnik im Haus hatte, musste er leider nochmal etwas zerstören, das sie als lebenswichtig empfinden würde. Eigentlich hoffte er, dass das nicht passieren musste.
Als sie auf ein Gerät zeigte, das er zwar bereits gesehen, aber nicht als das, was es war, identifiziert hatte, zog er die Stirn in Falten. Er war sich absolut sicher, ein Feldtelefon schonmal bedient zu haben, aber er wusste weder wann noch wo. Wurden ja auch kaum noch benutzt, jedenfalls war es schon etwas peinlich, das hier nichtmal erkannt zu haben, aber den Faux Pas würde er sich jetzt nicht anmerken lassen.
Er machte ein paar Schritte auf das Gerät zu, blieb davor stehen und starrte Nanako düster an als sie von ihrem Vater sprach. Nicht weil ihn berührte wie unangenehm ihr das Thema war, sondern weil kein Zweifel bestand, dass der Kerl in Strykers Team gewesen sein musste. Das war die einzige Erklärung, die Sinn ergab. Er erinnerte sich sogar an einen älteren Japaner unter den Wissenschaftlern. Aber er hatte die Parallele bisher nicht gezogen. Wie auch? Mehr als dass er sie als Feinde einstufte, hatte er sich zu diesen Gesichtern nicht eingeprägt. Aber jetzt wo er darüber nachdachte, konnte er den Typen sogar in ihrem Geruch wiedererkennen.
Erneut spürte Logan die Wut über das was passiert war in sich aufkochen. Wie lange hatte er sich jetzt gut gefühlt? Zwei Minuten? Waren zwei denkbar unpassende Minuten gewesen. Er war ein naiver Vollidiot.
Mit einem simplen Faustschlag, zerstrümmerte er das Gerät und blieb einen Augenblick Nanako abgewandt stehen, während er mit seinen Gefühlen und seiner Haltung ihr gegenüber rang.
Dann zwang er sich, durchzuatmen und an den Tisch zurückzukehren.

Kein Anschluss mehr unter der Nummer, knurrte er und zog mit einer so schnellen Bewegung, dass das Tablett nicht einmal wackelte, die Karte darunter vor, die er zusammenfaltete und zu seinem Parker warf.

Er war hier falsch. Hätte es gleich merken müssen. Erstens würde er hier nichts von Wert erfahren und zweitens machte er sich zu große Sorgen, dass er ihr aus einer Stimmungsschwankung wie jetzt gerade, doch noch etwas irreversibles antat.
Er war mental alles andere als stabil. Das merkte er selbst. Er merkte aber genauso, dass sie dafür nichts konnte und dass es falsch wäre, wenn sie am Ende den Preis für etwas zahlte, das ihr Vater getan hatte. Und das vielleicht auch nur, weil er einen Moment zu lange blieb.

Außerdem müsste er ihr dann irgendwie sagen, dass ihr Vater tot war. Ganz sicher war sich Logan dabei zwar nicht, aber sonst hätte er längst Kontakt zu ihr aufgenommen.
Sie hatte zwar fast den Eindruck gemacht, dass sie sogar bereit gewesen wäre, eine Begegnung zwischen Logan und ihrem Vater herbeizuführen, aber das konnte die verschiedensten Gründe haben. Zum Beispiel den, dass sie glaubte, ihr Vater könne besser mit einem Mutanten umgehen. Dass sie so wenig hinter dem Mann stand, dass sie seinen Tod oder schlimmeres provozierte, konnte und wollte er sich nicht vorstellen. Dabei wäre es die Lösung des Problems, das er gerade hatte.

nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 5 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 664 Themen und 12234 Beiträge.

Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de