cf: Shaw's Grand Library of the People - Bücherregale


Bobby folgte Scott raus aus der Bibliothek. Reflexartig verschnellerten sich seine Schritte als sie am Zeitungsarchiv vorbeigingen, und er hoffte, dass Magneto nicht gerade jetzt dort rauskam. Tat er zum Glück nicht. Kaum draussen, marschierte Scott zielstrebig zwei Blocks weiter, bis sie vor einer kleinen, gemütlich aussehenden Bar standen. "Ah", kommentierte Bobby, "ist mir auch schon aufgefallen, aber drin war ich noch nie..." Natürlich hatte er sie noch nie zuvor gesehen.

Als sie dann schliesslich dort drinnen in einer ziemlich privat wirkenden Nische sassen, blieben ihm nur noch 45 Minuten bis sie sich alle beim Auto wieder treffen mussten, nicht mehr furchtbar viel Spielraum. Vielleicht wurde es ja Zeit, den Stier bei den Hörnern zu packen? Nur wie? Bobby lächelte Scott an und überlegte, wie er es am besten formulieren sollte, entschied sich schliesslich für eine direkte Variante, weil... es war völlig unmöglich, dass er all die Signale falsch interpretiert hatte. Völlig unmöglich, da war er sich ziemlich sicher. "In Sachen dein Vater und gute Partie... du stehst nicht wirklich auf Frauen... oder?" Seine Stimme klang dann doch nicht ganz so selbstsicher, wie er es sich gewünscht hatte. Wer weiss, ob er hier nicht ein gewaltiges Tabu ansprach und damit alles verdarb. Aber seine Augen suchten Scotts und er bemühte sich um einen festen Blick.

Cf: Shaws Grand Library - Bücherregale

Nein, toll war so etwas wirklich nicht, auch wenn Scott es eigentlich gar nicht anders kannte. Er war so aufgewachsen und hatte immer seine Eltern um sich gehabt, die ihre speziellen Vorstellungen auf ihn projizieren wollten. Nicht, dass er jammern oder Mitleid haschen wollte, so ein Typ war er nicht und er war ja jetzt auch nicht todunglücklich mit seinem Leben, es war einfach nur eine normale Feststellung. Aber Bobby schien auch so zu verstehen, dass dennoch nicht das Leben war, das Scott sich für sich erträumen würde. Naja, war ja auch nicht schwer zu erraten, oder?

Jedenfalls schien Bobby diesbezüglich zwar seine Freiheit zu haben, augenscheinlich aber nicht zu wissen, was er mit dieser anfangen sollte. Auch nicht gerade einfach, dennoch war Scott diesbezüglich zuversichtlich. “Ach, das kriegst du sicher hin. Hast ja einige Zeit und zu vorschnell solltest du dich sowieso nicht entscheiden. Man soll schlussendlich ja etwas machen, was man mag, nicht wahr?“ Eben und das ging nicht, wenn man sich vorschnell entschied oder sich zu etwas drängen ließ.

Da zwischen ihnen alles klar zu sein schien und offensichtlich gegenseitiges Interesse da war, konnten sie genauso gut die Örtlichkeit wechseln, um sich einen gemeinsamen Drink zu genehmigen. Die Bibliothek wurde also recht zügig verlassen und sich dann auf den Weg zum Splash gemacht. Keine schlechte Bar, wenn auch nicht der In-Club an sich. Für ihre Zwecke würde es aber dennoch reichen, denn trinken und plaudern konnte man dort genauso.
“Keine Sorge, ist ganz nett hier.“ versicherte er seinem Mitstudenten, der anscheinend noch nie hier war, ehe sie eintraten und sich einen Tisch suchten. Hach, das war schon toll.

Gerade begann Scott damit durch die Karte zu blättern, sah allerdings auf als er Bobby’s Frage hörte. Und musste grinsen. Das war jetzt irgendwie total süß. “Ach meinst du?“ Aus vergnügt glitzernden Augen sah er ihn an, ehe er dann doch lächelte. “Nein, du hast schon recht. Aber dass du da noch nachfragen musst…ich hab dich wohl nicht deutlich genug angegraben, hm?“ Er zwinkerte ihm zu und schloss dann die Karte, so dass sie bei der kurz darauf ankommenden Bedienung ihre Getränke bestellen konnten.

Zwei schreckliche, ewig lange Sekunden fürchtete Bobby, dass er nun also doch in einen mächtigen Fettnapf getreten war, als Scott ihn auf seine Frage hin einfach nur mit blitzenden Augen ansah. Und er spürte, wie ihm die Wärme ins Gesicht schoss und er im Begriff war rot zu werden, als Scotts Lippen sich schliesslich doch noch zu einem Lächeln formten. Bobbys Erleichterung nach seinen nächsten Worten war unübersehbar. "Mhh, naja, schon, aber..." er räusperte sich, "...ich hab' da keine so grossen Erfahrungen mit... also, eigentlich... gar keine Erfahrungen." Die kleine Sache mit Pyro zählte nicht wirklich, oder? Das war was ganz anderes gewesen, irgendwie, viel komplizierter. Nicht nur kannten sie sich schon so lange, da war ausserdem die Sache mit den Mutantenkräften gewesen, und die Tatsache, dass John nicht völlig freiwillig mitgemacht hatte.

Scott hier, das war ganz anders. Er war echt interessiert, und es ging überhaupt nicht um Mutatenkräfte. Bobby fühlte sich geschmeichelt, und realisierte dabei auch, dass es wohl eine Ausrede wäre, wenn er sein Interesse an Pyro einzig auf ihre faszinierenden gegenpoligen Kräfte abschob. Da war mehr, und das musste er sich wohl nun auch eingestehen. "Hast du denn... Erfahrungen?" Konnte ja nicht leicht sein, andere zu finden, oder? Schon in seiner Zeit in New York wäre das nicht so leicht, aber das hier waren noch ein paar Jahrzehnte früher, und noch dazu eine rigide kontrollierte Gesellschaft. Bobby sah ihn nun mit unverhohlener Neugier an. Und jetzt, wo die Dinge klar waren, wandelte sich das nervöse Kribbeln in seinem Magen zu einem aufgeregten Kribbeln. Gott, wenn John ihn jetzt hier sehen würde. Aber der war ja zum Glück anderweitig beschäftig.

Süß. Wirklich. Aber nein, Bobby brauchte sich keine Sorgen zu machen, es war alles cool und er hatte nicht daneben gegriffen. Klar konnte so etwas durchaus ins Auge gehen, es war ja nicht so, dass es in diesen Zeiten besonders leicht war schwul zu sein. So etwas wurde gar nicht gern gesehen. Okay, eigentlich gab es sehr vieles was nicht gerne gesehen wurde oder auch verboten war, aber gewisse Dinge ließ Scott sich wirklich nicht verbieten. Schon gar nicht so etwas. Normalerweise würde er auch nicht so unvorsichtig drauflos baggern, aber bei Bobby hatte er irgendwie ein gutes Gefühl gehabt. Außerdem musste man manchmal einfach etwas riskieren.

Kurz blitzte es in seinen Augen erheitert auf und die Lippen schürzten sich zu einem Schmunzeln. “Also, hast du jetzt gar keine Erfahrungen oder nur wenige? Erklär das mal genauer.“ Ohja, er wollte das konkret wissen und sah auch keinen Grund da irgendwie verlegen zu sein. Immerhin sollte man ja wissen woran man war, nicht wahr?

Selbiges galt natürlich auch für Bobby, der dann klarerweise auch das Recht hatte etwas über Scott in Erfahrung zu bringen. “Ja hab ich. Also, zumindest so weit das möglich ist.“ Denn einfach war es wirklich nicht, nein. “Zumindest hab ich schon mal ein wenig mit nem Kerl herumgemacht, aber das wars auch schon. Es ist schwer jemanden zu finden, der sich so etwas traut.“

Seine Stimme hatte sich gesenkt, immerhin sprach er hier sehr eindeutige Dinge aus und zu viel Risiko wollte er dann auch wieder nicht eingehen. Oh, das war alles nicht so leicht, man musste immer zusehen, dass man verborgen blieb. Viel Mühe, viel Stress, aber er wollte seine Neigungen auch nicht unterdrücken deswegen. Da nahm er lieber dieses ewige Versteckspiel in Kauf.

Nun wurde er also doch ein bisschen rot. Dabei sollte es ihn nicht überraschen, dass Scott nun natürlich mehr wissen wollte. Wollte er ja auch. "Mhh, also... ich hab' einmal ein bisschen rumgefummelt. Mit meinem besten Freund. Aber der ist, glaube ich, irgendwie klar auf Mädchen gepolt. Obwohl..." Naja, in der Hitze des Moments war John schon auch ziemlich in Fahrt gekommen. Er zuckte mit den Schultern. "Weiss nicht, glaube nicht, dass er nochmals dafür zu haben sein wird, jedenfalls." Gott, war das seltsam, das jemandem zu erzählen, jemand total Fremdem aus einer anderen Dimension noch dazu. Wobei, vielleicht machte gerade das es etwas einfacher. Und die Art wie Scott ihn bei all dem ansah. Das aufgeregte Kribbeln verstärkte sich gerade heftig.

Und auch sein Gegenüber rückte dann mit ein paar Infos raus, aber ziemlich leise und verstohlen. Offensichtlich war das Thema hier doch auch keine Selbstverständlichkeit. "Ich würde mich schon trauen!" platzte es aus Bobby raus, noch bevor er es aufhalten konnte. Es war einfach so ein Reflex gewesen, spontan, aufgeregt, relativ un-Bobby-like, eher eine John-Aktion, wenn man es genau nahm. Sein bester Freund war der Impulsive von ihnen beiden, normalerweise. Nicht in diesem Bereich offenbar. Der Mutant aus der anderen Dimension lächelte verlegen. "Also, naja, ich meine, ich will mich nicht... " er brach ab. Aufdrängen hatte er sagen wollen, aber das klang absurd. Ausserdem drängte er sich gar nicht auf, Scott war es gewesen, der ihn angeflirtet und hierher geschleppt hatte. Bobby seufzte. "Sorry, ich mach' sowas normalerweise nicht..."