[Einstiegspost]

Der Nachmittag war anders geplant gewesen...
Im Gegensatz zu den anderen störte MJ sich allerdings weniger an der Tatsache, dass sie im Knast saß, sondern viel mehr an der Langeweile, die hier herrschte. Schuldig fühlte sie sich nicht, schließlich hatten sie rein gar nichts falsch gemacht. Ihre Einstellung mochte durchaus auch zu großen Teilen darin begründet liegen, dass sie keine Eltern hatten, vor denen sie sich rechtfertigen würde müssen, warum sie eine Nacht nicht nach Hause gekommen war. Die Einzige, die sich vielleicht Sorgen gemacht hätte, war ihre Freundin und Mitbewohnerin Gwen und die saß, wie der Zufall es so wollte, direkt neben ihr.

Irgendwo in einiger Entfernung randalierte offensichtlich jemand – zumindest eine Weile lang. MJ musste kein Genie sein, um zu wissen, dass es wohl kaum Harry oder Peter war, aber sie konnte es dem Kerl, obwohl sie ihn nicht kannte, nicht verdenken. Hier fiel einem ja die Decke auf den Kopf.
Zum zweiten Mal in der letzten halben Stunde schob sie die Hand in die Gesäßtasche ihrer Blue Jeans, eigentlich auf der Suche nach einem Feuerzeug, was sie fand war allerdings lediglich ein Filzstift, den sie nachdem sie noch hastig ein letztes Schild für die Demonstration gemalt hatte, wohl dorthin gesteckt hatte, bevor sie losgezogen waren. Sei’s drum... Mit einem Seufzen holte sie ihn hervor, und zog die Kappe mit den Zähnen ab.
„Wir können eigentlich froh sein, dass sie wir nichts dabei hatten“, murmelte sie etwas undeutlich, immer noch mit der Kappe im Mund. Dass sie damit Drogen meinte, war für jemanden, der sie so gut kannte wie Gwen, sicher recht offensichtlich. Desinteressiert begann MJ ihre Jeans mit Sternen unterschiedlicher Größe zu schmücken. „Sonst müssten wir es uns hier wohl gemütlich einrichten.“
Drogen fanden die Bullen sicher noch viel weniger lustig als Pazifisten. Aber so machte sie sich wenig Gedanken, dass sie länger als 24h hier festsitzen würden. Zum Glück; war ja nicht auszuhalten.

Kurz blickte Mary Jane auf und lächelte Gwen an. „Und eine Nacht im Knast gehört doch schon fast zum Fixpunkt im Lebenslauf jedes Aktivisten“, versuchte sie zu scherzen, wie immer das sorglose Mädchen mimend, auch wenn sie sicher gerne auf den Aufenthalt hier verzichtet hätte, hätte man ihr die Wahl gelassen.
Sorgfältig malte sie einen der Sterne aus, ein Ausdruck purer Langeweile. Die Waschmaschine brachte das schon wieder raus und wenn nicht, war es ihr eigentlich auch grade herzlich egal. Mit leicht schief gelegtem Kopf betrachtete Mary Jane ihr Werk, bevor ihre grünen Augen zu Gwen schielten und sie ohne zu fragen nach deren Hand griff, um diese auf ihrem eigenen Oberschenkel zu platzieren. Ein kurzes Schmunzeln umspielte MJs Mundwinkel bevor sie auf dem Handrücken ihrer Freundin einfach weiter Sternchen malte.

First Post

Gwen störte es in nur einer Hinsicht und das war, dass sie ihre Eltern hier raus holen könnten und es mal wieder zu einer Moralpredigt kommen könnte, auf die die Blondine so gar keine Lust hatte. Die sollten endlich begreifen, dass sie andere Ansichten hatte und diese auch vertritt. Gwen verdrängte aber diesen Gedanken schnell wieder, sie hatte keine Lust ihre Laune in den Keller sinken zu lassen und hoffte daher eher darauf, dass Harrys Vater sie hier raus holen würde. Wie das für ihn dann ablaufen würde, darüber machte sie sich keine Gedanken, da sie auch gerade von dem Lärm auf dem Flur abgelenkt wurde.
Neugierig wie sie war stand sie auf und streckte sich kurz, ehe sie zu den Gitterstäben ging um etwas sehen zu können. Es gelang ihr leider nicht mitzubekommen, was genau geschah und so seufzte sie und wandte sich wieder MJ zu, die gerade etwas in ihre Hosenkiepe zu suchen schien.

Gelangweilt ging sie wieder zurück zu ihrem Platz auf dem Boden, wo sie ihren Mantel hingelegt hatte und ließ sich auf diesen sinken. Die Stimme ihrer Freundin ließ sie aufhorchen, da sie verdammt undeutlich sprach und sie schon nachfragen wollte, was das Gemurmel bedeuten sollte, als sie es sich doch zusammen reimen konnte. „Stimmt, da gab es sicherlich mehr Ärger und ich möchte hier eigentlich doch nicht heimisch werden. Mag unsere Bude eindeutig mehr.“, stimmte sie ihr zu. „Wobei ich jetzt trotzdem gerne was hier hätte.“
Das würde ihnen beiden zumindest die Zeitvertreiben. Kurz fragte sie sich was wohl in der Zelle der Jungs los war, aber das würde sie sicherlich raus bekommen, wenn sie hier erstmal raus waren. Was hoffentlich bald war. Gwen war nicht immer sehr geduldig und momentan saß sie auf heißen Kohlen.
Sie wollte gerade sagen, dass MJ doch auch das andere Hosenbein ausschmücken sollte mit den Sternen, als diese nach ihrer Hand griff. „Hey!“, protestierte sie, aber da spürte sie schon den kühlen Stift auf ihrer Haut und verzog das Gesicht leicht pikiert, ehe sie grinste.
„Nett, dass du mich verschönern willst, aber denke ja nicht da dran, dass an meinen Beinen zu machen!“ Sie hatte unter ihrem Mantel nur ein für die Jahreszeit kurzes Kleid an, eine leicht verdunkelte Strumpfhose und kniehohe Stiefel. Ihr Mantel hielt sie draußen warm.
Sie kicherte leise, weil es doch kitzelte, wenn der Stift über ihre Haut fuhr.

Mary Jane war ganz froh, dass Gwen die Situation ebenfalls verhältnismäßig gelassen nahm. Das machte es ihr leichter ihre eigene unbekümmerte Einstellung beizubehalten. Andernfalls hätte sich letztendlich vielleicht doch noch ihr Gewissen eingeschaltet und sie hätte angefangen sich Gedanken zu machen, in was sie die anderen hier hinein manövriert hatte. So aber konnte sie darüber fürs erste hinweg sehen und sich getrost weiter langweilen.
Ein zustimmendes „Mhm“ folgte auf den Kommentar ihrer Freundin zu ihrer Bude. Bei ihnen zu Hause lebten zwar auch teilweise recht schräge Typen und so viel komfortabler war es nicht wirklich, aber man konnte dort jederzeit ohne Rechenschaft ablegen zu müssen kommen und gehen. Das ließ Mary Jane die Wohngemeinschaft nicht nur dem Gefängnis vorziehen, sondern auch jedem anderen kleinbürgerlichem Haushalt, allen voran dem ihrer Schwester.

Was Gwen dann sagte war so typisch, dass MJ unwillkürlich schmunzeln musste. Sie nahm die Stiftkappe aus dem Mundwinkel und steckte diese stattdessen auf das Ende des Filzstiftes. „Mir würde im Moment eigentlich sogar eine Kippe reichen“, gestand sie. Und dabei war sie eigentlich nur Gelegenheitsraucherin... auf Partys, Konzerten, unter Freunden... nun gut, vielleicht waren das doch recht häufige Gelegenheiten. Jedenfalls erwischte sie sich dabei, dass sie den Tabakrauch in ihren Lungen gerade irgendwie vermisste. Mit einer Zigarette hätte sie zumindest ihre Hände anderweitig beschäftigen können, statt die junge Frau neben ihr zu bemalen.
Deren Protest wurde nur mit einem breiten Grinsen seitens Mary Jane quittiert. „Willst du lieber hässliches Gekrakel statt Sternen?“, drohte sie mit einem schelmischen Seitenblick und streckte Gwen frech die Zunge heraus, bevor sie sich wieder ihrem Kunstwerk widmete und in aller Seelenruhe weiter malte.
„Ich soll das also nicht auf deinen Beinen machen...“, kam es in gespielt nachdenklichem Tonfall von MJ, wobei es ihr aufgrund des Gekichers ihrer Freundin nicht wirklich gelang eine ernste Miene aufzusetzen. „Dann musst du wohl dafür sorgen, dass wir hier raus sind, bevor deine Hände voll sind und mir damit dummerweise die Leinwand ausgeht. Dein Vater ist doch Polizist, bestimmt dürfen die dich sowieso gar nicht festhalten – und deine Freunde auch nicht.“
Dass Polizistentöchter vor dem Gesetz gleich standen wie der Rest der Bevölkerung, war MJ schon bewusst. Viel mehr waren diese Sätze einfach so dahin gesagt. Sie war sich nämlich ohnehin recht sicher, dass Gwen nicht vor hatte ihre Eltern wegen dieses Vorfalls anzurufen. Gleichzeitig war es aber auch fragwürdig, ob das NYPD groß genug war, um die Festnahme seiner Tochter vor Mr. Stacy auf Dauer geheim zu halten.

„Ja, die würde auch reichen, vorerst.“, überlegte sie und legte ihren Kopf kurz im Nacken, während sie sich vorstellte, wie den Rauch genüsslich einzuatmen. Schade, dass es nur ein Tagtraum war, aber vielleicht ließ ja einer der Wärter mit sich reden.
Gwen schielte zu den Gittern, ehe ihre Aufmerksamkeit wieder abgelenkt wurde, durch das stetige Kitzeln auf ihrer Hand. MJ schien nicht in absehbarer Zeit mit ihrer künstlerischen Tätigkeit mal kleine, mal größere Sterne auf ihre Hand zu malen aufzuhören. „Natürlich nicht, aber weißt du dass es kitzelt und ich mit dem Gedanken spiele, meine Hand einfach wegzuziehen?“, erwiderte sie auf die Drohung mit einem kecken Lächeln, zwar hätte sie dann bestimmt einen Strich auf ihrer Hand, aber MJ hätte nichts mehr zum anmalen. Der Gedanke war verführerisch. Wirklich! Ihre Hand zuckte kurz zurück.
„Au weia, da stellst du mir aber eine schwierige Aufgabe.“, gespielt entsetzt verzog sie ihr Gesicht. „Wenn Dad davon erfährt sind wir vorerst sicherlich draußen, wenn die Jungs keinen Mist anstellen, was bei Peter weniger zu befürchten ist auf jedenfall, aber dann kann ich mir wieder stundenlang seine Moralpredigten anhören, wenn er nicht nachher noch soweit geht und mir das Geld streicht oder aber will, dass ich heim komme.“
Bei den letzten Worten schauderte sie unwillkürlich. Nicht, dass sie das Haus ihrer Eltern, oder eben jene nicht mochte, aber diese hatten ganz andere Vorstellungen davon, was ihre Tochter zu tun und lassen hatte. Allerdings wären sie sicherlich eher draußen und vielleicht wäre es sogar wirklich besser, wenn sie nach ihrem Vater fragen würde.
Wieder glitt ihr Blick zu den Gittern und wieder waren mehrere männliche Stimmen zu hören, aber dieses Mal eindeutig leiser. „Ich hatte eigentlich gehoffte, dass uns Harry raus holen würde. Dazu musst du aber eindeutig meine Hand frei geben.“ Irgendwo hoffte sie, dass MJ dies nicht tat und damit lag sie sicherlich 100 % falsch. War ja auch zu verlockend hier raus zu kommen.
„Hey Bu…Mister!“, korrigierte sie sich und reckte sich den Gitterstäben entgegen, soweit es in der momentanen Lage ging. „Rein zufällig ist George Stacy nicht gerade im Dienst oder?“ Sie versuchte ihre Stimme betont locker und ruhig klingen zu lassen, während sie überlegte, was sie ihrem Vater den erzählen würde.
Eigentlich müsste er da sein, die Frage war nur, ob man es ihr gleich sagte, oder eben nicht?

Gespielt bestürzt sah Mary Jane von ihrem Kunstwerk auf und ihre Freundin an, als diese sie an die Möglichkeit erinnerte, ihre Hand wegzuziehen. Dann hob der Rotschopf statt aufzuhören allerdings nur grinsend die Schultern und konzentrierte sich wieder darauf einen der größeren Sterne auszumalen. Gwens kurzes Zucken kam so überraschend, dass sie tatsächlich etwas mit dem Stift abrutschte und somit über die vorgezeichnete Kontur hinausmalte.
Für einen Moment hielt MJ inne und richtete den Blich erneut auf Gwen. „Siehst du, was wegziehen bringt?“, beschwerte sie sich und musste dabei ein Kichern zurückhalten. Mit dem Zeigefinger der freien Hand deutete sie auf die verwackelte Linie. "Ich weiß ja nicht, ob dich die Jungs so verunstaltet noch zurück nehmen...“

Als die andere dann aber tatsächlich eine Lösung für die im Spaß gestellte Aufgabe zu suchen schien, ließ MJ es auf sich beruhen. Bei Gwens Worten krampfte sich in der jungen Frau regelrecht etwas zusammen, auch wenn sie sich das nicht äußerlich anmerken ließ. Der Gedanke, dass ihre Freundin ernsthaften Ärger mit ihrem Vater bekam, vielleicht sogar ausziehen musste, missfiel MJ, denn so sehr sie auch hier raus wollte... Sie musste nicht unbedingt provozieren, dass das unter Umständen nachhaltige Konsequenzen für ihre Mitbewohnerin mit sich brachte. Aber gerade als sie beschlossen hatte, diese nicht weiter zu drängeln, schien Gwen bereits nachgegeben zu haben.
„Wird schon nicht so schlimm werden und du bist ja immerhin volljährig“, versuchte sie die Situation deshalb noch etwas abzuschwächen und dabei möglichst locker zu wirken.

„Und dein Dad ist besser als Harrys. Denn Osborn ist ein ziemlicher Idiot...“, fügte sie noch deutlich leiser hinzu und ließ Gwens Hand schließlich wie gefordert los, weil diese sich den Gittern entgegen reckte. Es war vermutlich kein Geheimnis, dass MJ Norman Osborn nicht sonderlich mochte. Wer Geld mit dem Krieg verdiente, musste einfach ein schlechter Mensch sein und es ging ein bisschen gegen ihre Prinzipien, sich von so jemandem helfen zu lassen. Aber sollte Mr. Osborn wirklich auftauchen, um sie alle rauszuholen, würde Mary Jane wohl dieses eine Mal brav den Mund halten, statt drauf zu bestehen weiter hier zu versauern. Manche mochten das Doppelmoral nennen... Vielleicht war es das auch.
Während Gwen sich um die Aufmerksamkeit eines Beamten jenseits der Gitterstäbe bemühte, verschloss MJ ihren Filzstift wieder und ließ ihn achtlos neben sich zu Boden fallen, bevor sich auch ihre Aufmerksamkeit verlagerte und ihre grünen Augen neugierig nach draußen spähten, um zu sehen, ob ihre Freundin denn Erfolg haben würde.

Es dauerte einen Moment bis ein mürrisch aussehender Polizist sich dazu bequemte zu reagieren, etwas näher an die Gitter trat und Gwen durch diese hindurch eindringlich musterte. „Was geht’n dich das an, Kleine?“, kam es recht unfreundlich von dem Mann. Sein Blick war misstrauisch. Die Blondine war ja ziemlich hübsch anzusehen, aber er würde sich nicht von ihr um den Finger wickeln lassen. Wenn sie in dieser Zelle saß, dann weil sie zu dem restlichen Hippie-Pack gehörte und die hatten es seiner Meinung nach allesamt verdient dort drin zu verrotten...

„So, ein Mist aber auch, jetzt sind meine Chancen bei denen sicherlich total verbaut.“, versuchte sie halbwegs geknickt dreinzuschauen, war ihr aber nicht wirklich gelang und sie daher gluckste, aber ihr Hand still hielt, weil es wirklich nicht gut aussehen würde, wenn die Sterne verwackelt aussehen würden und sie schon auf ihr Äußeres achtete. „Was mach ich da nur? Am Besten unter’m Mantel verstecken.“

„Klar, bin ich das, aber mach das mal meinem Dad klar.“ Gwen grinste aber schon wieder. Sie hatte keine Lust, jetzt noch alles Schwarz zu malen. Sie konnte ihren Vater sicherlich auf die eine oder andere Art beruhigen. Sie hoffte, dass es das kleinere Übel sein würde und sie sich einfach daheim mehr blicken lassen müsste. Alles Andere würde sie sicherlich auch tun, aber mit weitaus größerem Zwang und Unwillen, den ihre Eltern oder zumindest ihr Dad sicherlich bemerken würden. Egal, darüber konnte sie sich später auch noch Gedanken machen.

„Ok, da stimme ich dir voll und ganz zu.“, bestätigte sie MJ, als es um Harrys Vater ging. Sie hatte es zwar nicht ganz so öffentlich gezeigt wie ihre Freundin, aber mögen tat sie den Kerl nicht. Mal schauen, wer schneller sein würde. Harry oder sie, überlegte sie und musste dabei wieder grinsen.
„Die Kleine, namens Gwendolyn Stacy, würde gerne mit ihrem Daddy reden.“, lächelte sie freundlich auf die Frage des Polizisten und schluckte die bissigeren Kommentare herunter. „Ein Gespräch ist doch erlaubt oder nicht?“ Ob sie damit wirklich weiter kam war fraglich, aber sie hatte auch gerade nicht die Geduld sich an die Etikette zu halten, wenn es den hier so etwas gab.

Vermutlich hatte Gwen gar keine Ahnung, wie einfach sie es Mary Jane mit ihrem Grinsen machte, davon auszugehen, dass der Ärger, den sie bekommen würde, wohl doch nicht so groß sein und diese Sache hier schon klappen würde. Immerhin wieder huschten MJs grüne Augen zwischen dem Polizisten und ihrer Freundin hin und her und obwohl sie beschlossen hatte, sich aus der Unterhaltung gänzlich herauszuhalten, um nicht versehentlich etwas patziges zu sagen und damit Gwens eventuellen Erfolg zu zerstören, musste sie sich tatsächlich zusammenreißen, sich nicht amüsiert zu zeigen. Mit der letzten Aussage ihrer Freundin hatte der Beamte nämlich recht offensichtlich nicht gerechnet.

Was hier erlaubt ist und was nicht, entscheiden immer noch wir, lag dem Polizisten schon die schroffe Antwort auf der Zunge. Auch wenn das nicht wirklich der Wahrheit entsprach, da sie ebenso dem Gesetz unterstanden, selbst wenn sie dessen Auslegung hin und wieder etwas dehnten, hatte er sich wohl ein wenig zu fest vorgenommen, sich von Gwens aufgesetzter Freundlichkeit gar nicht erst täuschen zu lassen.
Der einzige Grund, warum er schließlich doch stockte, war, dass der Name Stacy erneut fiel... Seine Augen verengten sich ein bisschen, als er Gwen durchdringend ansah. Konnte auch ein Trick sein, um seine Aufmerksamkeit zu behalten oder ihn einfach nur zu ärgern, wer wusste schon, was diesen Kids aus Langeweile oder purer Boshaftigkeit heraus alles einfiel. Wie der Polizeicaptain hieß, war sicherlich jedem bekannt, der des Öfteren mit den Gesetzeshütern in Kontakt kam, und dass er eine Tochter hatte, war wohl auch kein Geheimnis. Ob deren Name Gwendolyn war, konnte der Beamte im Augenblick allerdings selbst nicht sagen. Immerhin war es nicht seine Aufgabe, über Stacys Privatleben informiert zu sein, noch hatte er persönlich die Personalien der Blondine aufgenommen und war daher nicht einmal sicher, ob Gwendolyn Stacy überhaupt wirklich ihr Name war, aber wenn das Mädchen ihn tatsächlich nicht an der Nase herumführte und war, wer sie behauptete zu sein, würde es sicher auch nicht ratsam sein, sich nun zu weit aus dem Fenster zu lehnen, um danach eine Rüge oder schlimmeres von seinem Vorgesetzten zu kassieren. Für einen Moment schien der Mann ernsthaft nachzudenken und das Risiko abzuwägen.
„Warte mal 'n Moment...“, presste er schließlich merklich wenig begeistert zwischen den Zähnen hervor und wandte sich dann von den Gitterstäben ab, um ein paar Informationen einzuholen.

„Wow, Freundlichkeit wird im Staatsdienst scheinbar echt hoch geschrieben“, kommentierte MJ, die dem Dialog schweigend gefolgt war, leise, während die Schritte des Polizisten sich entfernten. Sie hob die Augenbrauen und sah mit einer Mischung aus Belustigung und Verwirrtheit Gwen an. „Glaubst du, der kommt wieder?“
Im Grunde war sie sich nicht einmal sicher, ob der Mann nun tatsächlich nach Mr. Stacy fragen würde oder die beiden Mädchen mit seinem knappen Kommentar einfach nur abgefertigt hatte. Ihre Meinung von der Polizei war nicht sonderlich hoch, also traute sie ihm durchaus auch Letzteres zu.

tbc: Hippie-WG

oot:
Weil ich ein Faultier bin, s. >>Jungszelle<<