Bobby’s trockene Bemerkung ließ ihn schmunzeln. “Erstrebenswert… tja, keine Ahnung, das ist wohl Ansichtssache.“ Für seinen Vater war es das offensichtlich sehr wohl, mehr als das, es war das höchste Ziel, nein, seine Bestimmung als sein Sohn und Erbe. Zum Kotzen war das. Bobby war jedenfalls schon klar, dass er das ein wenig anders sah und fragte diesbezüglich auch nach. “Ich… sehe das anders. Mich interessiert seine Firma nicht, genauso wenig wie das Studium und vor allem nervt es mich, dass für mich entschieden wird. Jede Kleinigkeit meines Lebens wird von ihnen geplant. Ich warte ja nur noch darauf, dass sie mir die Tochter eines Firmenbosses vorsetzen, weil die eine gute Partie wäre und ihnen eine lukrative Verbindung einbringen würde.“ Das wäre bei seinem Vater durchaus vorstellbar.

Schön, dass Bobby es da besser hatte und zumindest interessierte dieser sich auch für diesen Wirtschaftskram. Auch wenn das Theaterspielen ein etwas gegensätzliches Interesse war, aber wahrscheinlich gefiel ihm ja gerade dieser Ausgleich. “Und weißt du schon was du mal machen willst? Eher in die Wirtschaft oder eher ins Theater?“ Naja, ob man als Schauspieler gut leben konnte, war natürlich die andere Frage, aber mit diversen Nebenjobs war das sicherlich machbar.

Tatsache war aber – und das war eigentlich die wichtigste Erkenntnis in dieser Unterhaltung – dass Bobby erstens durch seine Annäherungen nicht abgeschreckt war und zweitens diese sogar erwiderte. Dezent, aber doch. Na, wenn das nicht ein Volltreffer war. Scott erwiderte das Grinsen, das bei Bobby ja richtig umwerfend aussah. “Ach, nicht so schlimm. Das kann man ja jederzeit noch nachholen.“ Na wenn ihm schon so eine Aussage geboten wurde, dann ging er auch dementsprechend darauf ein, war ja klar. Man würde ja sehen, wie weit Bobby sich mit trauen würde.

Mit ihm etwas trinken zu gehen, wollte er jedenfalls schon und das war ja mal ein toller Anfang, nicht wahr? Ein erfreutes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. “Sehr schön. Ich würde sagen wir gehen in die Bar zwei Straßen weiter. Die ist recht nah und nicht so schlecht.“ Die Bücher wurden regelrecht erleichtert zugeschlagen und gestapelt – wieder wegräumen konnte sie ja wohl das Personal, die waren ja dafür da – ehe Scott sich in Bewegung setzte und sie gemeinsam nach unten gingen, auf den Ausgang der Bibliothek zu.

tbc: Splash Bar

Bobby runzelte die Stirn. Das war ja wahrlich eine Horrorvorstellung, dass die eigenen Eltern auf die Idee kommen könnten, einen mit jemandem zu verkuppeln, der einen nicht interessierte, nur weil das gut fürs Geschäft war! Offensichtlich jedoch war so ein Szenario für Scott nicht auszuschliessen, das war seinem Gesicht deutlich anzusehen. Und... wenn er all das hier richtig interpretierte, dann kam erst noch dazu, dass Scott ohnehin nicht viel von Frauen hielt. "Oh Mann...", brummte Bobby und es schwang eine Menge Mitgefühl darin mit.

Auf Scotts Frage zuckte er dann mit den Schultern. "Nicht wirklich. Ich versuch' mir meine Optionen möglichst offen zu halten. Vermutlich werde ich meine Meinung bis in zwei Jahren eh noch x-mal ändern..." Das Absurde war ja, dass seine Mutation und Xaviers Schule im Grunde all die vielen Fragen über seine Zukunft vorerst auf Eis gelegt hatte. Es war ein völlig anderes Leben, das er jetzt führte, und vermutlich würde das noch für eine ziemlich lange Zeit so bleiben.

Scotts Enthusiasmus bezüglich Bobbys vorsichtigen aber doch offenbar klaren Signalen war nicht zu übersehen, und das war schon ziemlich aufregend irgendwie. Anders als Pyro, den Bobbys Interesse eher verunsichert und auch ein bisschen beunruhigt hatte, war das hier offensichtlich gegenseitig. Aber bei seinem besten Freund spielte irgendwie noch einiges anderes rein, hier hingegen... war es Neugier und eine gewisse körperliche Anziehung, die er nicht abstreiten konnte. Bobby verzog sein Gesicht zu einem schiefen Lächeln. "Na so ein Glück..." Oh Mann, war er wirklich bereit, sich auf sowas einzulassen, hier, in dieser Welt? Magneto würde das vermutlich kaum freuen...

Genauso wenig wie wenn er jetzt mit Scott die Bibliothek verliess und in eine Bar ging. Aber... wenn die echt nur zwei Strassen weiter war. Was konnte schon passieren? Während Scott die Bücher stapelte, sah Bobby unauffällig auf die Uhr. Er hatte noch immer eine knappe Stunde, bis sie sich am Auto wieder treffen würden. Ob er die hier verbrachte und mit Scott redete oder ob er das woanders tat, war doch egal, oder? "Klingt gut", erklärte er schliesslich und folgte dem jungen Einheimischen Richtung Ausgang.


tbc Splash - the neighbourhood bar