cf: Am Stadtrand

Kaum waren sie in der Bibliothek angekommen, teilte Magneto die Gruppe in zwei Teams auf und schickte ihn mit Leto los zur Bücherrecherche, während er mit Pyro sich um das Zeitungsarchiv kümmern würde. Bobby wechselte einen Blick mit Leto und nickte. "Alles klar", sagte er und fragte sich, aufgrund welcher Kriterien der Schulleiter die so eingeteilt hatte. Traute er ihm und Leto eher zu, hier allein rumzulaufen als Pyro? Oder steckte mehr dahinter?

Wie auch immer, sie nahmen die Instruktionen ihres Anführers entgegen (wobei Bobby sich gerade knapp ein Grinsen verkneifen konnte, als der betonte, dass sie sich auf die jüngere Vergangeheit konzentrieren sollten, weil das alte Griechenland für ihre Zwecke gerade nicht relevant war - das war wohl eine kleine Mahnung Richtung Leto, der auch Bobby durchaus zutraute, sich in den Büchern darüber verlieren zu können...) und machten sich dann auf den Weg. Es war schon seltsam, die Bibliothek wirkte nicht sehr anders als die grosse Public Library, die er aus ihrem New York kannte, und dennoch... fühlte er sich irgendwie beobachtet. Wie wenn alle wüssten, dass sie nicht von hier waren, Eindringlinge, die nicht hierher gehörten. Aber das bildete er sich vermutlich nur ein.

Sie begaben sich in den 1. Stock, wo sich die Geschichtsabteilung befand, und standen dann etwas ratlos vor einigen gewaltigen Regalen mit Büchern ohne Ende. Bobby seufzte. "Wie sollen wir uns da jemals durcharbeiten? In zwei Stunden?" Er sah Leto an. "Irgendeine Idee?"

cf~ Standrand

Die Aufteilung hatte sie nicht gestört, warum auch, sie würden sich ja nicht für ewig trennen. Dagegen hätte etwas gehabt, denn leto fühlte sich nicht wohl in dieser Welt. Sie war so fremd, klar, sie kannte auch ‚ihr’ New York nicht gut, dafür lebte sie noch nicht lange in Amerika, aber selbst ihr fiel auf, das diese Stadt anders war und das sorgte dafür, dass sie ein unangenehmes Gefühl im Bauch bekam. Aber die Trennung war ja nur so lange, wie sie hier in der Bibliothek waren und hier würde ihr wohl kaum etwas passieren, zudem hatte sie ja Bobby bei sich.
Der Kommentar ihres Lehrers, sie sollten sich auf die jüngere Vergangenheit beschränken, sorgte dafür, dass Leto schief lächelte. Konnte Mr. Lehnsherr jetzt auch nicht Gedanken lesen oder war sie so leicht zu durchschauen. “Ja Sir“, vielleicht hatte sie später noch mal Zeit sich um das alte Griechenland zu kümmern.
Also folgte sie Bobby erst mal in den 1. Stock und versuchte nah bei ihm zu bleiben, sie wollte ihn wirklich nicht verlieren in diesem Durcheinander.

2 Stunden, hm, eigentlich hatte sie gedacht das würde reichen, aber jetzt wo sie die ganzen Bücher sah war sie sich noch nicht sicher. Hier gab es ziemlich viele Regale und in jedem stand eine Unzahl von Büchern, wo sollten sie nur anfangen? Scheinbar war Bobby genauso ratlos wie sie und wand sich an sie, ihre erste Antwort war ein Schulterzucken, dann sah sie sich die Regale an, “hier muss es doch eine Art System geben, vielleicht nach Jahreszeit oder dergleichen“, sie schien zu überlegen, “hm und wenn wir das System raus gefunden haben, dann finden wir sicher auch das ein oder andere nützliche Buch“.

Das machte ihr wirklich Spaß, es hatte etwas von einer Schatzsuche, wie früher, als sie noch klein war und mit ihrer Mutter auf einer Ausgrabung ging. Nur ging es hier nicht um einen Tempel, eine Staute oder eine alte Kultur, es ging um eine andere Version ihres Lebens, besser gesagt, das Leben in einer anderen Dimension und deren Vergangenheit. Ihr Zeigefinger strich über die Buchrücken, die in der passenden Höhe nebeneinander standen und überflog die Titel, sie versuchte ein System zu finden oder sonst irgendwas Brauchbares.

~ Einstieg ~

Gelangweilt saß Scott an einem der Tische, das Kinn in die Hand gestützt und blätterte ziemlich unmotiviert in einem der Bücher herum, die vor ihm aufgeschlagen oder gestapelt herumlagen. Ehrlich, es nervte ihn. Wieder einmal fragte er sich, warum er sich überhaupt zu diesem Studium überreden hatte lassen. Wen interessierten denn schon bitte Wirtschaftswissenschaften? Ohja, er hatte schon wieder die Stimme seines Vaters im Ohr, von wegen, dass man damit überall Arbeit finden konnte. Tja, toll. Trotzdem war es langweilig wie Sau.

Genau genommen zog er dieses Studium nur irgendwie durch, bis er einen Job gefunden hatte, der es ihm ermöglichte sich von seiner Familie loszusagen. Solange er von denen finanziell nämlich noch abhängig war, ging das ja gar nicht. Und solange musste er sich auch noch quälen und den ganzen Stress zuhause durchhalten, was für einen jungen Mann wie ihn, nicht gerade einfach war. Welcher junge Erwachsene mochte es denn schon sich dauernd von seinen Eltern hineinpfuschen zu lassen?

Deswegen ging er auch oft in die Bibliothek zum Lernen und vor allem aber auch um seine Ruhe zu haben. Außerdem kam es dann auch immer vor, dass neben den Büchern über Geschichte und Politik auch ein paar Bücher lagen, die seinen persönlichen Interessen entsprachen. Und so schielte er auch immer weiter auf das aufgeschlagene Buch rechts von ihm, in dem es um fantastische Mythen und Legenden ging. Schon eher sein Interessensgebiet.

Er sah auf als er Stimmen hörte und zwei Personen in den oberen Stock kamen. Die Beiden schienen wohl etwas zu suchen und nicht so recht zu wissen, wo oder wie sie anfangen sollten. Einen Moment lang sah Scott ihnen zu und hörte auch die Frage, welche die junge Frau an ihren Begleiter richtete.
„Es ist nach zeitlichen Etappen geordnet. Und innerhalb dieser Abteilungen nach speziellen Themen. Zum Beispiel ist dort drüben Antike. Hier links Zeitgeschichte. Zum Beispiel Weltkrieg oder so. Was sucht ihr denn?“, brachte er sich also hilfsbereit ein und lächelte freundlich.

Ja..., ein System gab es bestimmt. Aber Bobby fürchtete, dass sie selbst dann überfordert sein würden. Sie bräuchten hier mindestens zwei, drei Tage, um sich einigermassen durch die relevanten Bücher durchzuarbeiten, da war er sich eigentlich ziemlich sicher. "Mhh...", brummte er nur als Antwort und kratzte sich am Kopf, während Leto bereits tatendurstig losmarschierte, sich durch die Regale bewegte und Bücherrücken studierte.

Seufzend wollte sich Bobby gerade ebenfalls ans Werk machen, als ihn eine Stimme abrupt stoppte. Der Eismutant aus der anderen Dimension drehte sich in Richtung des Sprechenden, und während sein Gehirn noch verarbeitete, dass es ein Hilfsangebot war, das sie da bekommen hatten, jagte Adrenalin durch seinen Körper, denn urplötzlich fand er sich Auge in Auge konfrontiert mit dem ersten echten Einheimischen dieser Welt, und er durfte keinesfalls erkennen lassen, dass er sich hier nicht auskannte oder irgendwelche Dinge merkwürdig fand, die eigentlich ganz normal waren. Sein Herz schlug schneller, jetzt nur keinen Fehler machen... "Hi...", er bemühte sich um ein freundliches Lächeln, das auch einigermassen gelang, "...danke...", er räusperte sich. Weltkrieg? Hatten sie hier also auch gehabt? "Wir... suchen Bücher zur jüngsten Zeitgeschichte der USA", erklärte er dann, "für eine Arbeit, für die Uni..." Grossartig, Drake, ganz toll, und wenn er jetzt fragt für welche Uni und sich wundert, warum Studenten aus New York sich in ihrer grössten Bibliothek so schlecht auskannten? Fuck. Bobby spürte, wie er ein bisschen rot wurde, was ihm so peinlich war, dass es vermutlich echt nicht zu übersehen war.

Er warf einen Blick Richtung Leto, die nun auch auf den Fremden aufmerksam geworden war. "Wir sind... Austauschstudenten", fügte er dann an, "...zum ersten Mal in dieser Bibliothek...", er lächelte entschuldigend. Gut, sehr gut, das klang plausibel, oder? Er spürte wie er sich ein bisschen beruhigte. Der Typ war schliesslich nur ein normaler Besucher hier, niemand von der Regierung oder so. Der würde jetzt kaum ein Verhör starten. Zum ersten Mal registrierte er, dass vor ihm ein etwa gleichaltriger junger Mann stand, vermutlich tatsächlich ein Student. Harmlos, bestimmt harmlos. Hoffentlich.

Über ihre Lippen kam ein leichtes Seufzen, als sie sich nach zwei Regalen ohne Ergebnis stehen blieb. Es war doch schwieriger als sie gedacht hatte hier etwas Brauchbares zu finden. Ihr Blick glitt die Buchreihen hoch, sie hatte das Gefühl, dass sie zu klein war und in ihr brannte der Wunsch hoch zu schweben und die Bücher in den oberen Regalreihen anzusehen. Aber das war ja verboten, sie durfte ihre Kräfte nicht einsetzten und so sah sie sich nach einer Trittleiter oder Ähnlichem um.
Anstatt eine Leiter zu finden, wurde ein junger Mann auf die beiden Suchenden aufmerksam und gab auch gleich einen praktischen Hinweis, woraufhin sich Leto ihm zuwand.

Manchmal konnte es auch praktisch sein Ausländerin zu sein, denn als Bobby sich abmühte sich eine Ausrede einfallen zu lassen und dann auf die Idee kam, beide als Austauschstudenten auszugeben, lächelte Leto und unterstützte die Geschichte mit ein bisschen Griechisch, “Σας ευχαριστώ για τη βοήθειά σας (Danke für deine Hilfe)“, dann streckte sie die Hand aus um ihn zu begrüßen. Die andere Hand legte sie an Bobbys Arm, er musste ruhig bleiben, der Typ würde sie schon nicht gleich zur Polizei schleppen oder doch? Nein, ganz sicher nicht, jetzt wurde sie schon paranoid, das war ein normaler Besucher, wohl auch ein Student oder so was und es war sehr nett von ihm ihnen zu helfen, das machte er doch nicht um sie auszufragen.
So merkwürdig hatten sie sich ja auch nicht verhalten oder? Immerhin war das eine große Bibliothek und wenn sie ehrlich war, in ihrer eigenen Dimension würde sie sich auch kaum in der New Yorker Bibliothek auskennen, dann doch eher in der von Athen.

Was hatte der junge Mann gesagt, also da war Zeitgeschichte, sie ging langsam in die Richtung und sah sich dort um. Es gab auch ein paar interessante Dinge, aber es war nicht einfach das Passende zu finden, merkwürdiger Weise schien es über bestimmte Zeitabschnitte gar nichts zu geben.

Viel zu lange hatte Scott seine Nase bereits in diverse Bücher gesteckt. Okay, nicht alle davon waren auch wirklich Lehrbücher gewesen oder überhaupt welche, die er für sein Studium gebrauchen könnte. Aber so genau musste man das jetzt auch wieder nicht sehen. Dass er bald nicht mehr alleine im ersten Stock war, bekam er nebenbei mit und schließlich auch, dass die beiden Neuankömmlinge wohl nicht so recht wussten wie sie sich hier im Buchdschungel zurechtfinden sollten. Na da musste Scott doch helfend einschreiten, nicht wahr? Vor allem wenn es ihn von seinem doofen Lernen abhalten konnte.

Bereitwillig gab er also Auskunft, ohne sonderlich darauf zu achten wen er da so vor sich hatte. Zumindest bis sich der junge Mann zu ihm umdrehte und ihm zuwandte. Und er ihn somit erkannte. Handelte es sich doch um einen Studienkollegen. Na so ein Zufall war es nicht, dass Bobby auch hier in der Bibliothek unterwegs war, immerhin musste der ja sicherlich auch lernen, eher war es erstaunlich, dass er sich offensichtlich nicht zurechtfand.
Und was Bobby dann so erzählte, war ja erst recht… naja… merkwürdig? Nicht, dass sie sich sooo gut kannten, aus den Vorlesungen eben, aber bisher hatten sie einander noch nicht näher kennengelernt. Was Scott aber sowieso zu ändern vorgehabt hatte, immerhin war der Mitstudent ja ein süßer Kerl.

Nur leider momentan ziemlich daneben. Austauschstudent? Aaaja. Zuerst runzelte Scott die Stirn, ehe er die Augenbrauen verwundert hochzog und leise lachte. Warum verhielt Bobby sich so als würde er ihn nicht kennen? “Oh Bobby, ich hab dich nicht gleich erkannt. Ähm… alles klar bei dir?“ Tja, wie reagierte man denn auf so eine Situation?
Scott’s Blick glitt zu dem Mädchen, welches nun ebenfalls herangekommen war und ihn einer fremden Sprache etwas zu ihm sagte. Verwirrt glitt sein Blick zwischen ihr und Bobby hin und her, blieb schließlich bei Letztem hängen. “Austauschstudent? Seit wann denn das? Also letzte Woche hast du noch mit mir zusammen Wirtschaft studiert.“ Was sich doch nicht alles so ändern konnte, in kürzester Zeit.

Ohhhh fuck! Fuck, fuck, fuck! Adrenalin jagte durch seinen Körper, die beruhigende Geste Letos gerade hatte nach Scotts Worten sämtlichen Effekt verloren. Kaum begegneten sie ihrem ersten 'Einheimischen', schon versagte er total. Dieser Typ kannte ihn offensichtlich wirklich, sonst hätte er ihn ja nicht bei seinem richtigen Namen nennen können. Dass das bedeutete, dass eine lokale Version von ihm hier unterwegs sein musste, war das eine (auch nicht eben beruhigend), das andere war, dass er offensichtlich jetzt eine ganze Menge wissen müsste, um sich im Umgang mit diesem Mitstudenten nicht komplett daneben zu benehmen. Leider wusste er aber überhaupt nichts - ausser, dass er offenbar mit dem Kerl zusammen Wirtschaft studierte. Und abstreiten und darauf bestehen, dass eine Verwechslung vorlag, brachte wohl auch nichts...

Wie kam er da jetzt bloss wieder raus? Bobbys Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Scotts Blick nach zu schliessen, schien er Leto nicht zu kennen... das war immerhin etwas. Und plötzlich hatte er eine Idee. Sein ertappter Gesichtsausdruck wechselte abrupt zu einem breiten Grinsen. "Nun sei mal nicht so egozentrisch", sagte er in leicht vorwurfsvollem Tonfall. Er hatte keinen Schimmer, wie gut sie sich kannten, aber hoffte, dass das nicht total unangemessen war. "Ich studiere ja nicht nur mit dir Wirtschaft, ich belege ausserdem einen Kurs für Improvisationstheater, zusammen mit Leto hier. Und wir haben als Hausaufgabe bekommen, irgendwo in unserem Alltag Leute in Szenen zu involvieren..." Er wechselte einen Blick mit der Griechin. "Okay, war vielleicht ne blöde Idee, das mit jemandem zu tun, der kein Fremder ist. Aber ich dachte, ich versuchs mal. Alleine dein Gesichtsausdruck wars wert..."

Hoffentlich kaufte er ihm das ab. Bobby bemühte sich, authentisch und selbstbewusst zu klingen, und er hoffte, er war jenem lokalen Bobby einigermassen ähnlich dabei. Er hoffte auch, dass der Typ und er sich nicht zu gut kannten... sonst würde er diese Charade hier kaum lange durchhalten. Blöderweise hatte er auch von Wirtschaft nur eingeschränkt Ahnung. "Tja, na gut, soviel dazu. Das jedenfalls ist Leto, die übrigens tatsächlich Austauschstudentin ist, aus Griechenland - noch nicht lange hier", sagte er und zeigte auf sie, in der Hoffnung, dass der junge Mann sich nun seinerseits vorstellen würde, auf dass sie immerhin mal seinen Namen erfuhren.

Ohje, das war ja wirklich nicht gut gelaufen. [/i]Ganz ruhig Leto, das ist kein Weltuntergang, wir müssen die Sache nur irgendwie retten[/i]. Aber jetzt wussten sie zumindest schon mal, dass es auch in dieser Dimension einen Iceman gab. Obwohl, nein, eigentlich nicht, dieser Typ hatte ja gesagt, dass es hier keine Mutanten gab, aber es gab einen zweiten Bobby und der war so alt wie sie und studierte Wirtschaft, zusammen mit diesem netten Typen. Das war sicher ein Problem, eigentlich hatte Leto eher gedacht, dass ihre ganzen anderen Ichs, es klang merkwürdig so was zu sagen, so alt waren wie sie, also noch nicht geboren, immerhin war das hier mehr als zehn Jahre vor ihrer Geburt. Aber anscheinend gab es hier einen Typen, der aussah wie Bobby und der auch Bobby hieß und so alt war wie sie jetzt waren, vielleicht sogar ein paar Jahre älter.

Ob es dann auch John und die anderen hier gab? In Gedanken ging Leto die Gruppen durch, wen hatten sie denn alles mitgenommen? Also da waren zum einen erst Mal sie, John, Bobby und Mr. Lehnsherr und dann dieses Mädchen aus dem Gemeinschaftsraum, Rogue, ja genau und ihre Mutter Raven und die hatten noch so einen merkwürdigen Mann bei sich, den Leto nicht kannte. Und in der dritten Gruppe waren Jean, Alex und Scott, also gab es einige, die ihr anderes Ich treffen könnten.

Hoffentlich würde das keine Probleme machen und Leto war gerade froh, dass sie keine Amerikanerin war, zumindest dachte sie, dass, wenn es eine andere Leto geben würde, diese doch sicher in Griechenland bei ihrer Mutter leben würde. Immerhin hatte die menschliche Leto keinen Grund gehabt her zu ziehen, sie war ja auch nur nach Amerika gekommen, weil sie sich als Mutantin geoutet hatte.
Während sie noch in Gedanken hing und sich überlegte, wie wohl der andere Bobby war, hatte ‚ihr’ Bobby einen Ausweg aus der Geschichte gefunden. Ein Improvisationstheater? Keine schlechte Idee, dass musste sie Bobby lassen, nun war nur zu hoffen, dass dieser Student und der andere Bobby sich nicht zu genau kannten und er auch diese Lüge erkennen würde.
Als Bobby den Blick mit ihr wechselte lächelte sie nur und zuckte leicht mit den Schultern, dann sah sie den anderen an, “tut mir leid, aber du warst ein gutes Opfer, ich wusste gar nicht, das ihr euch kennt…nun, ich bin Leto, ich schau mir hier die Uni an, ich interessiere mich für Archäologie“, war ja noch nicht einmal gelogen, das war das einzige Studienfach gewesen, zudem ihr notfalls etwas einfallen würde.

Tja. Das war jetzt natürlich wirklich alles irgendwie ziemlich eigenartig und Scott fragte sich schon was da jetzt mit Bobby los war. Nicht, dass sie sich so gut kannten, dass er alle Facetten des Mitstudenten kannte, aber dass dies ein merkwürdiges Benehmen war, merkte er auch so.
Abwartend sah er Bobby also an und zog erstaunt die Augenbrauen hoch als dieser mit einem Grinsen antwortete. Verwundert blickte er zwischen den Beiden hin und her. Improvisationstheater? War das etwa sein Ernst? Naja, er kannte den Anderen nicht so gut, könnte ja durchaus möglich sein, dass der solche Interessen hatte. Genau genommen war das gar nicht so schlecht, immerhin waren Theaterspielende Jungs doch etwas, was ein wenig schwul angehaucht war. Ha. Vielleicht hatte Scott ja doch Glück?

Nur nicht seine Gedanken sich zu sehr anmerken lassen, er wollte es sich mit dem Mitstudenten ja nicht verscherzen oder im Vorhinein schon versauen. Also zuckte er mit den Schultern. “Aha… krasse Sache. Was es nicht so alles gibt.“ Sauer war er nicht, weil er als Versuchskaninchen verwendet worden war, er nahm es einfach mal hin. Und sah nun die junge Frau genauer an, die ihm gerade als Leto vorgestellt worden war und sich kurz darauf auch selbst noch einmal vorstellte.
“Leo, hm? Cooler Name. Ich bin Scott.“ Ob die Beiden etwas miteinander hatten? Aach, er machte sich ja nur selber verrückt. “Und, was macht ihr jetzt wirklich hier in der Bibliothek? Nur Theaterspielchen üben, oder auch etwas Anderes? Wobei mir einfällt… ihr solltet aufpassen bei wem ihr das macht. Kevin würde dich dafür sicher gleich mal in die Toilettenschüssel tunken.“ Der Studienkollege war ja für sein hohes Aggressionspotenzial und die niedrige Toleranz bekannt.

"Ja... klar...", Bobby lachte, "...bei Kevin wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, das zu versuchen... keine Sorge." Wer um alles in der Welt war Kevin? Er wechselte einen schnellen Blick mit Leto. Immerhin, Scott schien das alles recht locker zu nehmen und ihnen soweit auch mal abzukaufen. Und seinen Namen wussten sie jetzt auch... Trotzdem würde es vermutlich nicht leicht werden, keine Fehler zu machen. Vielleicht sollten sie versuchen, sich so schnell wie möglich abzuseilen. Auf der anderen Seite... das hier war die Sektion über Zeitgeschichte, und zu der mussten sie nun mal. Ausserdem, vielleicht brachte der Kontakt zu einem 'Einheimischen' sie ja sogar noch schneller weiter...

Bobby nickte. "Naja... wir sind auch hier, weil Leto, die ja wie gesagt neu hier in den Staaten ist, sich mit Hilfe von ein paar Büchern einen Bild verschaffen wollte über unser Land, jüngere Geschichte, neuste Entwicklungen und so. Ich... naja... bin da nicht so der Experte..." Nun sah er Scott fragend an. "Aber du vielleicht? Wäre natürlich viel cooler, sowas von jemandem direkt zu hören, als es sich anlesen zu müssen, nicht Leto?" Er sah sie Bestätigung suchend an, fokussierte dann wieder auf Scott.

Der seinerseits, das war ihm vorhin schon aufgefallen, sah ihn auf so eine ganz merkwürdige Art und Weise an. Zuerst hatte er es so interpretiert, dass er ihm einfach nicht abnahm, was er da sagte, aber irgendwie... war es was anderes. Nur konnte er den Finger nicht drauf legen. Jedenfalls war es ein seltsam interessierter Blick, irgendwie.

Der Blick huschte zwischen den beiden Männern hin und her, diese ganze Situation war verzwickt. Immer wieder mussten sie aufpassen, dass sie sich nicht mit irgendetwas verrieten, ein falsches Wort, eine unpassende Reaktion und schon konnte alles vorbei sein und hier gab es viele Polizisten auf den Straßen. Wer wusste schon, wie paranoid die Leute hier waren und was Shaw mit merkwürdigen Leuten machen ließ.

Süß lächelte das Mädchen und trat näher an Bobby ran, sie fühlte sich wohler in seiner Nähe, wahrscheinlich, weil er der einzig bekannte Bezugspunkt hier war. Dann wand sie sich Scott zu, weil Bobby sie in die neue Lüge eingebunden hatte und sie wollte die Sache bestätigen, “ja, ich dachte, wenn ich schon in dieses Land komme, dann sollte ich einiges darüber wissen und Bobby ist schrecklich in dem Thema, er war mit meinen ganzen Fragen total überfordert“, sie sah ihn an und lächelte amüsiert, “und da hat er mir versprochen mit mir in die Bibliothek zu gehen, damit ich meine Neugierde befriedigen kann“, dann löste sie sich von ihm und ging ein paar Schritte am Regal entlang.

Scott hatte ihnen zwar viel Zeit erspart, indem er ihnen gesagt hatte, wo genau sie suchen mussten, trotzdem waren es noch Unmengen von Büchern und es würde sicher Tage dauern, bis sie alle relevanten Bücher gelesen hatten, selbst wenn sie nur stichprobenartig Bücher wählen würden, es würde deutlich länger dauern als 2 Stunden und sie hatten ja auch nicht ewig Zeit. Wenn der nette Wirtschaftstudent auch noch ein Geschichtsfreak war, dann könnten sie echt Glück haben und massenhaft Zeit einsparen.
Daher wand sie sich ihm wieder zu, als Bobby Scott darauf ansprach, “oh ja, das wäre wirklich super und ich wäre dir unendlich dankbar oder wenn du mir wenigstens ein oder zwei Bücher empfehlen könntest, ich wollte ja nicht Tage hier drin verbringen“, kurz lachte sie, “zumindest nicht für das Thema“

Noch einmal betrachtete er die Beiden, vor allem seinen Studienkollegen mit prüfendem Blick, ehe er innerlich die Schultern zuckte und die Situation einfach als etwas eigenartig abtat. Was wusste er denn auch schon von Bobby und dessen sonstigen Angewohnheiten? Im Grunde ohnehin nichts. Und seine Chancen bei diesem verschlechtern, indem er sich nun irgendwie blöd verhielt, wollte er ja auch nicht. Also, das einfach mal so hinnehmen.

Aber, sollte er jetzt etwa Lehrer spielen? Oje, oje, da hatte er sich ja was eingebrockt. Andererseits hatte er helfen wollen und immerhin war das besser als über seinen langweiligen Büchern zu brüten… also, warum nicht ein paar Fragen beantworten? Falls er es überhaupt konnte.
“Naja, ein bisschen kann ich euch vielleicht schon helfen.“ Nachdenklich sah er Bobby an, ehe er wieder zu Leto sah. “Was genau interessiert dich denn? Beziehungsweise, welche Fragen hast du da denn so?“ Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass die junge Austauschstudentin tatsächlich derart an diesem Land interessiert war, sondern eher gewisse Informationen für eine Arbeit oder dergleichen sammeln musste, aber bitte. War ja nicht sein Bier.

Als Leto gerade ein wenig in die Bücherregale vertieft war, blickte er wieder zu Bobby. “Eine Südländerin, hm? Na da hast du dir ja etwas Exotisches an Land gezogen.“ raunte er dem Gleichaltrigen zu und schmunzelte. Immerhin, miteinander in die Bibliothek gehen, das machte man doch eher aus Alibigründen, oder? Aber auch das… ging ihn genau genommen nichts an. Und weil er nicht unhöflich sein wollte, richtete er seinen Blick nun wieder auf die kleine, wissbegierige Leto.

"Ja... völlig überfordert...", echote Bobby Letos Worte und grinste verlegen. Blieb nur zu hoffen, dass sich der lokale Bobby bei Scott nicht als grosser Historiker-Fan profiliert hatte. Aber der junge Wirtschaftsstudent schien ihre Erklärungen soweit mal hinzunehmen und zu akzeptieren. Der Eismutant atmete innerlich erleichtert durch, offensichtlich hatte er seinen schweren Schnitzer wieder ausbügeln können.

Nun musste Leto nur noch ein paar gute Fragen stellen, keine zu einfachen, denn dann wäre es extrem unrealistisch, wenn er dazu nichts wusste. Aber auch keine übermässig komplizierten, denn... es ging ja nur um persönliche Neugier und keine Doktorarbeit. Er warf der Griechin einen ermutigenden Blick zu, aber die war schon wieder auf die Regale fokussiert (ev. ja zwecks Inspiration). Genau in dem Moment lehnte Scott sich näher an ihn ran und raunte ihm anerkennend was zu. Bobby, schon wieder etwas verlegen, versicherte sich, dass Leto den Austausch nicht mitbekam und raunte zurück. "Sie ist echt nur mit mir in der Improvisationstheaterklasse..."

Er hoffte, dass der lokale Bobby kein hemmungsloser Womanizer war, sonst käme das wohl jetzt recht schräg rüber. Aber Scott nun noch mehr vorzuspielen (nämlich, dass zwischen ihm und Leto mehr war als das) als sie es ohnehin schon taten, erhöhte nur das Risiko Fehler zu machen. Und vielleicht machte es ja die Sache für Scott interessanter, wenn er wusste, dass sie noch zu haben war... erhöhte möglicherweise ihre Chancen, interessante Antworten zu kriegen. Dass Scott an ihm interessiert sein könnte, auf die Idee kam Bobby keine Sekunde - er war viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Mission hier nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, um an solche Dinge überhaupt zu denken. Obwohl er durchaus registriert hatte, dass ihr Gesprächspartner ziemlich attraktiv war.

Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Letos Gedanken rasten in ihrem Kopf, was sollte sie den jungen Mann fragen? Die Fragen mussten so schwer oder speziell sein, dass Bobby nicht als totaler Vollidiot rüber kam, weil er es nicht wusste, immerhin war der Bobby in dieser Zeit ein Student, da hatte man ja auch ein gewisses Allgemeinwissen. Sie durften aber auch nicht zu schwer sein, um die Chance zu erhöhen, dass Scott es wusste, also eine gesunde Mischung. Am Wichtigsten war jedoch, es mussten Fragen sein, mit denen sie sich nicht verrieten. Klar, Scott würde nicht gleich denken, dass die beiden Mutanten aus einer Parallelwelt waren, wer würde schon auf so was kommen, aber vielleicht würden sie sich verdächtig machen. Wenn es schief ging und sie sie trotzdem ein bisschen Glück hatte, dann würde Scott sie einfach nur für völlig dumm halten, wenn es schief ging und sie dazu auch noch Pech hatten, dann würde er weiter bohren und dann würden ihnen irgendwann die Lügen ausgehen oder er würde die Aussagen als Lügen entdecken.

Oh verdammt! Leto wäre jetzt gerne einfach im Boden versunken und hätte später weiter gesucht, wenn Scott weg wäre. Aber nein, zum einen durfte sie hier ihre Kräfte nicht einsetzt, sonst würde sie ganz sicher auffallen und das nicht nur als dumme, ignorante Ausländerin, sondern als merkwürdiger Freak, dem man den Behörden melden sollte. Zum anderen hatte es ja keinen Sinn, die Bücher durchzusehen würde Wochen oder gar Monate dauern.
Noch immer ging sie durch die Buchreihe, vielleicht würde sie hier ja eine Eingebung bekommen, nützlich wäre es. Die beiden Jungs redeten kurz weiter und Leto verkniff sich ein Grinsen, als Bobby beteuerte, dass er und Leto kein Paar waren. Eigentlich schade, ging es ihr durch den Kopf und dieser Gedanke überraschte sie doch ein wenig aber sie musste ihn und die Verwirrung zur Seite schieben, sie konnte das jetzt nicht gebrauchen.

Gut, was wussten sie alles über diese Welt? Sebastian Shaw war Präsident und das schon seit einigen Jahren und es gab diesen merkwürdigen Black King mit seiner White Queen und sie mussten raus finden, wer die beiden waren.
Kurz wechselte sie einen Blick mit Bobby, er sorgte sich bestimmt genauso wie sie und mit einem Lächeln versuchte sie ihre Unsicherheit zu überspielen, als sie zu ihm zurück ging, “man kann ja nicht alles wissen oder?“

Dann wand sie sich Scott zu, ihr waren ein paar Dinge eingefallen, zum Teil dank der Titel auf den Buchrücken, zum anderen aufgrund der Tatsache, dass sie Ausländerin war,“also, ich habe mal in der Schule ein bisschen was über das politische System in Amerika gelernt“, begann sie und hoffte, dass ihr Wissen auch in dieser Dimension passte, zumindest zeitweise, also vor der Amtszeit von Shaw, “und da hieß es, ein amerikanischer Präsident könnte maximal 2 mal je 4 Jahre im Amt sein, Präsident Shaw ist aber schon länger im Amt. Meine Frage wäre also, warum hat er mehr als diese zwei Amtszeiten und mit wie viel Stimmen er bestätigt wurde…na ja...also muss nicht auf die Stimme genau sein, aber eben ob mit einer großen Mehrheit, fast einstimmig oder ob es sehr knapp war. Ach ja, zudem würde mich interessieren welche Gesetzte seit seinem ersten Antritt noch verändert wurden und wie seine Außenpolitik, besonders im Bezug auf Europa aussieht“, immerhin müsste gerade der 2. Weltkrieg toben und Amerika müsste bald Deutschland die Hölle heiß machen.

So hoffentlich waren die Fragen geeignet, ihr Magen krampfte sich zusammen, während sie auf seine Reaktion wartete, dabei kamen ihr Sekunden vor als wären es quälende Stunden.

Scott schmunzelte. Ach, es gab sicher Schlimmeres als politisch nicht gerade bestens informiert zu sein und er würde Bobby jetzt sicher nicht auslachen oder dergleichen. Auch wenn es ein wenig überraschend und naja auch merkwürdig war, das hätte er von seinem Mitstudenten eigentlich nicht erwartet aber naja, wie gut kannten sie sich denn schon? Nicht sonderlich. Außerdem interessierten ihn andere Eigenschaften sowieso mehr als historisches Wissen.

Inwieweit es stimmte, dass Bobby und Leto wirklich nur befreundet waren, das konnte Scott nicht beurteilen, aber er hoffte mal, dass es stimmte. Nun, so viel er wusste gab es da wirklich keine Freundin, zumindest laut seinen Informationen nicht. Ach, das würde sich schon alles zeigen. Für einen Moment betrachtete er Bobby nun noch ein wenig, nachdenklich und neugierig, ehe ihm sein möglicherweise etwas merkwürdig wirkender Blick auffiel. So sah er also lieber mal zu der jungen Griechin hinüber, welche gerade ein paar Regale unter die Lupe genommen hatte und nun aber wieder zu ihnen zurück kam. Offensichtlich mit Fragen im Gepäck.

Aufmerksam drehte Scott sich ihr zu, als sie begann, doch als sie ihre Fragen dann ausführte, versteifte sich seine Haltung sichtlich. Das waren Themen, die ziemlich unangenehm waren, über die man normalerweise nicht nachdachte und schon gar nicht sprach. Mal abgesehen davon, dass er sich über die Anfänge des Präsidenten nicht wirklich auskannte, wurde darüber auch nicht wirklich geredet. Was Bobby eigentlich wissen sollte. Zumindest DAS hätte er ihr doch sagen können, er sollte doch wissen, dass auch Scott über so etwas nicht wirklich reden würde.

Scott räusperte sich leise und senkte den Blick, ließ die Augen aber wandern, um somit unauffällig nachzusehen, ob auch niemand in der Nähe war, der ihnen zuhören könnte. Doch sie waren glücklicherweise alleine. Also blickte er wieder hoch und die Beiden an.
“Hör mal… ich weiß nicht was Bobby dir da gesagt, oder eher nicht gesagt hat, aber über Dinge wie diese spricht man eigentlich nicht. Präsident Shaw ist Präsident und wird es auch bleiben, solange er lebt. Wie es dazu gekommen ist oder warum es so ist, ist unwichtig. Solche Fragen solltet ihr nicht stellen, denn ihr werdet keine Antworten bekommen. Eher Ärger.“

Sein Blick ruckte zu Bobby herum. “Das hättest du ihr ja wohl sagen können!“ Ein gewisser Vorwurf lag da doch in seiner Stimme. Warum hatte Bobby das nicht getan? Warum hatte er sie damit zu ihm geschickt? Wollte er ihm Probleme machen? Aber warum sollte er das tun? Nein, es war besser sich nicht aufzuregen, also atmete Scott durch und besann sich darauf, dass sie ja alleine hier waren und ihm somit hoffentlich nichts passieren konnte.