Das Saugen an ihrem Hals schienstärker zu werden, irgendwie kitzelte es leicht und sie kicherte. War schon ein irres Gefühl, vor allem wenn man so bekifft war wie die drei. Ein bisschen brauchte John jedoch für sein Kunstwerk. Die kleinen Blutpartikel bildeten unter der Haut bildeten einen schönen, roten Fleck und der war groß und deutlich genug, das man ihn auch als Knutschfleck erkennen würde. Ohje, morgen würde sie wahrscheinlich gleich erst mal ein Tuch umbinden und den Jungs nicht mehr unter die Augen treten. Jetzt jedoch fand sie es noch lustig.

Neues Spiel neues Glück, wieder war John an der Reihe eine Frage zu stellen, Leto hoffte, dass es nicht wieder so eine Frage sein würde. Noch immer saß sie auf seinem Schoß und spürte die Wärme seiner Hand, als diese über ihren Rücken strich. Wieder bekam sie eine Gänsehaut, das war ja fast schon ein Dauerzustand. Das hieß jedoch nicht, dass es unangenehm war, wer hätte schon etwas gegen solche kleinen Zärtlichkeiten.
Die neue Frage war wirklich einfach – für Bobby. Leto zog einen kleinen Schmollmund, Pyro war gemein. Wirklich böse war sie ihm jedoch nicht, dafür machte das hier alles zu viel Spaß, zudem war ihr Kopf nicht mehr so weit um dahinter eine List von John zu entdecken.

Irgendwie war es ja schon niedlich, dass Bobby so rumdruckste, im Gegensatz zu seinem Besten Freund schien er zurückhaltender zu sein. Leto mochte das, zumindest mochte ihr vernünftiger Teil das. So verließ sie Johns Schoß und setzte sich neben Bobby, wieder überlegte sie, wie ein Kuss des Eismutanten sich anfühlen würde. Gleich würde sie es wissen. Das Mädchen rückte nah zu ihm, streckte sich etwas und legte die weichen Lippen auf seine. Ein Schauer durchfuhr ihren Körper.

John grinste Bobby an und sein Gesicht sagte ganz deutlich: Dafür bist du mir was schuldig! Kaum hatte John seinen angeborenen Egoismus überwunden war er in seinem Kopf in die Gönnerfigur geschlüpft, immer so, wie es ihn gerade am besten aussehen ließ. Letos Beschwerde kommentierte er mit einem Schulterzucken und einem Zwinkern. „Ach komm, Bobby muss auch mal dran sein.“, sagte er – und er tat es auf eine Art und Weise, die implizierte, dass Leto, wenn sie gewonnen hätte, bestimmt wieder John hätte küssen wollen.

Solange es noch in Sichtweite war betrachtete der Australier zufrieden das Zeichen, das er Leto verpasst hatte. Würde sicherlich morgen Gerede unter den übrigen Kids geben. John war kein großer Fan von der Gerüchteküche, es sei denn, sie betraf ihn selbst und stellte ihn in einem guten Licht dar.
Das Mädchen war unterdessen bei Bobby angekommen. John fragte sich, ob es für seinen besten Freund auch in nicht künstlich aufgelockertem Zustand okay gewesen wäre, ein Mädchen zu küssen und dabei so direkt beobachtet zu werden. Wahrscheinlich eher nicht. Aber genau dafür hatte der liebe Gott ja die Drogen erfunden:
Damit die schüchternen Kids auch mal den Mumm hatten, Spaß zu haben! Und damit jene, die glücklicherweise mit genug Selbstbewusstsein durchs Leben zogen, da sein konnten, um mit den schüchternen Kids, wenn diese Spaß haben wollten, auch Spaß zu haben. Oder... so ähnlich. Egal.

John verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah sich das Spektakel an. Selbst von außen wirkte der Kuss, den die beiden austauschten, viel... welche Worte benutzten Mädchen, um sowas zu umschreiben? Zart? Gefühlvoll? Zurückhaltend und gleichzeitig... ach, ihm gingen die Vokabeln aus. Schmunzelnd sah er weiter zu und zählte im Kopf die Sekunden.

Bobby sah Johns Gesicht, das klar signalisierte, dass er dafür ne Belohnung verdient hatte. Aber dann schob sich auch schon Leto zwischen sie und Bobby hatte nur noch Augen für sie, wie sie näher kam, sich neben ihn setzte, nahe ranrückte. Er lächelte, cool, wie er hoffte, ihr Gesicht kam näher und näher - und kurz bevor sie sich berührten, schloss er reflexartig seine Augen. Dann spürte er ihre Lippen auf seinen, sanft, weich, warm... und ihr Geruch, ihr betörender Geruch, der ihn plötzlich ganz umhüllte. Bobby schmolz dahin.

Für genau drei Sekunden. Dann setzte sein Hirn ein und machte ihn darauf aufmerksam, dass er keine Ahnung hatte, was er mit seinen Händen tun sollte. Etwas unsicher legte er ihr eine Hand in den Nacken, die andere war irgendwie merkwürdig zwischen ihren beiden Körpern eingeklemmt und befand sich beunruhigend nahe an ihrer nur knapp bekleideten Hüfte. Derweil jagten die taktilen Empfindungen seiner Lippen und seiner Zunge Gefühle durch seinen Körper, die er so noch nie erlebt hatte. Nicht, dass Bobby nicht schon Mädchen geküsst hatte. Hatte er durchaus. Attraktive Mädchen. Aber er war dabei noch nie high gewesen. Und... es hatte ihm auch noch nie jemand dabei zugesehen. Die Tatsache, dass John so nah war und ihm zusah gab dem Ganzen irgendwie einen zusätzlichen Thrill.

Wie lange küssten sie sich jetzt schon? Bobby machte sich plötzlich Sorgen, dass es Leto zu lange dauern könnte. Und sollte er jetzt aufhören oder war das unhöflich? Wer hatte eigentlich bei den Küssen zwischen John und Leto aufgehört? Naja, John vermutlich kaum, oder? Vorsichtig öffnete er seine Augen und sah Letos Gesicht ganz nah, riesig. Und ganz plötzlich war es ihm zuviel, und er löste sich - sanft, aber bestimmt - von Leto, lächelte etwas unsicher und leckte sich mit der Zunge über seine Lippen, wo ihr Geschmack immer noch war.

Der Kuss zwischen Bobby und Leto war ganz anders als der Kuss zwischen John und Leto. Während der Feuermutant seinem Element alle Ehre gemacht hatte und ziemlich leidenschaftlich gewesen war, war Bobby zurückhaltender. Das machte den Kuss aber nicht weniger angenehm, im Gegenteil, es hatte seinen eigenen Reiz.
Seine Lippen waren kühl, als hätte er ein paar Stunden draußen im Schnee gestanden, aber sie waren weich und schmeckten gut. Sein Geschmack war jetzt noch viel intensiver als vorhin, als sie ihm über den Oberkörper geleckt hatte. Vorsichtig strich sie mit der Zunge über seine Lippen und suchte die seine um sie zu umspielen.

Die Augen hatte sie geschlossen, alles war so intensiv, auch seine Berührung im Nacken und die Hand, die sie an der Hüfte spürte. Ihre Finger strichen über sein Gesicht und anschließend durch seine Haare. Ihre Hormone sprudelten nur so in ihrem Körper und der vernünftige Teil von ihr jubelte, er bevorzugte Bobby wohl auch jetzt noch. Wissend, dass John hinter ihr saß und alles sah, ließ sie innerlich grinsen. Wäre interessant zu wissen, wie er es fand zusehen zu müssen, aber genauso interessant war der Gedanke, was Bobby davon hielt, dass John ihnen zusah. Sie selbst störte es nicht, es erzeugte sogar ein leichtes Prickeln.

Ob sie den Kuss lösen sollte? Wie lange hatte sie John geküsst? Sie wusste es nicht und sie war sich unsicher wie lange sie Bobby küssen sollte. Etwas in ihr sträubte sich auf zuhören, so wie etwas sich dagegen gesträubt hatte den Kuss mit John zu beenden. Vermutlich ihre Hormone. Doch noch während sie darüber nachdachte, was wohl das Beste war, spürte sie wie Bobby den Kuss beendete.

Sie öffnete die Augen und lächelte ihn an, ihre Lippen hatten sich bei dem Kuss etwas abgekühlt, sie spürte es, als sie die Fingerspitzen an die Lippen legte.
“Du bist…“, versuchte sie ihre leichte Unsicherheit zu überspielen, der Kuss hatte sie etwas verwirrt.

Vierundzwanzig... fünfundzwanzig...
Gespannt verfolgte John alle Bewegungen, die die beiden Körper unweit von ihm entfernt machten. Er fühlte sich ein bisschen wie ein Forscher, der neue Verhaltensweisen studierte. Paarungsriten, das traf es wohl besser. John grinste in sich hinein und ließ seinen Blick wandern, mal zu Leto, mal zu Bobby. Die Hand seines Freundes sah seltsam eingequetscht aus, anscheinend traute Bobby sich nicht, sie ganz auf Letos Hüfte zu legen. Da entging ihm was, entschied John mit einem Blick auf besagte Körperstelle.

Neunundzwanzig... dreißig...
Irgendwie entspannte es ihn, den beiden zuzusehen. Es war ein sehr harmonisches, natürliches Bild. Was gab es Menschlicheres, als einen Kuss, eine Berührung? Die Triebe der Menschen bestimmten ihr Tun in jeder Sekunde des Tages, so auch gerade. John fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, wo Letos Geschmack immer noch vorhanden war, allerdings schon viel schwächer. Bobby konnte diesen Geschmack gerade hautnah erleben. Doch John war keinesfalls eifersüchtig, immerhin war dieser Kuss ein Geschenk von ihm an seinen Freund gewesen. Nicht gerade ein normales Geschenk, okay, aber dennoch. Er wäre der letzte, der Letos Willen bezüglich dem Ausleben ihrer Triebe bremsen würde. Damit musste er halt akzeptieren, so wie jetzt nur Zuschauer sein zu dürfen, doch John hoffte, dass sie sich durch eben solche Erfahrungen zu einer offeneren, experimentierfreudigeren Person entwickeln würde.

Weitere Sekunden waren verstrichen und John war in einen fast meditativen Zustand der Entspannung gedriftet, dass es ihn beinahe hochschrecken ließ, als Bobby die Augen öffnete. Kurz darauf löste der Eismutant den Kuss und beide lächelten sich unsicher an.
John grinste einfach nur. „In der Tat, Drake.“
Gentlemen, der Bobby nun einmal war, war John sich hundertprozentig sicher, dass dieser eine Frage auswählen würde, die Leto würde beantworten können, damit auch sie einmal gewonnen hatte. Und dann würde es zu einer sehr interessanten Situation kommen, nämlich: Wen oder was würde Leto auswählen?

Stimmt, er war dran. Bobby räusperte sich und versuchte, etwas Blut von seinen diversen Körperextremitäten in sein Hirn zu pumpen, auf dass es wieder in die Gänge komme und eine gute Idee für eine Frage entwickle. Möglichst eine, auf die Leto eine Antwort wusste oder zumindest schneller als John. Denn sie war die einzige, die bisher noch nicht gewonnen hatte - und... naja, erstens wäre gut, sie würde auch mal gewinnnen und zweitens war auch er überaus neugierig, wer wen zu küssen hatte, falls sie entscheiden durfte.

Auf der anderen Seite wollte er ihr auch nicht so offensichtlich den Sieg in den Schoss legen, wie das John gerade bei ihm gemacht hatte. Sie kam aus Griechenland, John aus Australien, die Chance, dass US-Geschichte für beide ähnlich schwierig war, schien gross. Und da er Leto als braves Mädchen und gute Schülerin einschätzte, traut er ihr eher zu, die richtige Antwort zu haben. Sein Blick wanderte zu John, aber der würde ihm das sicherlich kaum übel nehmen. Bobby räusperte sich wieder.

"Okay... also... wie hiessen die ersten drei Präsidenten der USA?" Er sah zwischen den beiden hin und her und hoffte, dass er sich nicht verkalkuliert hatte und John zufälligerweise in Geschichte besser aufgepasst hatte, als er ihm zutrauen würde.

Natürlich war sie eine gute Schülern, das war ihren Eltern wichtig gewesen. Leto hatte sogar überlegt gehabt, ob sie wie ihre Mutter Archäologie studieren sollte, daher hatte sie in Geschichte gut aufgepasst. Gut, amerikanische Geschichte war da nicht so ausführlich durchgenommen wurden, aber auch das hatte seinen Platz im Unterricht gehabt. Kurz überlegte sie, die drei ersten Präsidenten der USA, nun, der Erste war nicht schwer, von George Washington sollte jeder mal gehört haben, aber bei den anderen beiden musste sie ein bisschen überlegen.
“George Washington, John Adams und Thomas Jefferson”, es klang etwas unsicher und so sah sie zu Bobby und John, vielleicht würde sie ja einer der beiden berichtigen?

Nein, Sie hatte Recht gehabt und sie war schneller gewesen als John. Wenn es um Schulwissen ging, dann waren Bobby und Leto wohl doch etwas schneller als Pyro, gut, dann hatte jeder einmal gewonnen, wenn man diese kleine Pattsituation nicht mitrechnete, die John seinen zweiten Kuss beschwert hatte.
So war es also an Leto zu bestimmen wer und was geküsst wurde, sie sah zwischen den Jungs hin und her und schaute sich dann kurz im Zimmer um. Wollte sie noch mal einen Kuss von einem der beiden? Bei dem Gedanken wurde ihr gleich etwas wärmer, aber nein. Sie hätte sich sowie so nicht richtig entscheiden können. Ja, ein Kuss hätte ihr gefallen, immerhin war es schön gewesen, aber sie entschied sich für etwas anderes.

Ein freches Grinsen fand den Weg auf ihre Lippen, “so…was mach ich den jetzt?“ sie sah zu Bobby “du bekommst einen Kuss…von John“, bei den letzten Worten sah sie zu Pyro und rückte dann etwas zurück an die Wand und zog die Beine an um den Jungs Platz zu machen. “Bitte, tut euch keinen Zwang an“ nur war sie gespannt was die Jungs tun würde.

John sah es Bobby an der Nasenspitze an, dass er sich gerade eine schwierige Frage ausdachte, bzw. eine von der sein Freund glaubte, dass es schwierig für ihn werden würde, sie zu beantworten. Als Bobby dann schließlich mit der Frage herausrückte, runzelte John kurz die Stirn. Außer George Washington fiel ihm sowieso niemand ein, da brauchte er gar nicht erst länger nachzudenken.
Leto dagegen konnte die Frage ziemlich schnell beantworten, auch wenn sie sich erst nicht richtig sicher zu sein schien und die beiden Jungs fragend ansah. Fast hätte John gelacht. Als ob er beurteilen könnte, ob das richtig war.

Aber es sah wohl so aus und das brachte sie zum nächsten, recht spannenden Schritt: Was oder wen würde Leto auswählen. John rechnete schon ein bisschen damit, dass sie sich für ihn entschied, denn der Australier hielt sich für den besseren Küsser. Andererseits hatte Leto sich wirklich Mühe gegeben, keinen von ihnen beiden außen vor zu lassen. Die Chancen standen also eigentlich recht offen.
Ein freches Grinsen huschte über das Gesicht des Mädchens und John verstand das halb als Aufforderung, bis sie sich zu Bobby umdrehte. Bobby bekam einen Kuss von... was?
Blinzelnd sah John zwischen den anderen beiden hin und her. Was? Hatte er das gerade richtig mitbekommen? Bobby und... er?

„Ähm...“, setzte John an und hob eine Hand in einer unbewusst abwehrenden Geste. Okay, klar, es war ein Spiel und alles und John konnte es Leto nicht verübeln, dass sie sich selbst diesen Spaß gönnte, aber... das war Bobby? Sein bester Freund! Ein Kerl!! Etwas verunsichert suchte John nach irgendeiner Meinung zu dieser Kiste in Bobbys Gesicht. Naja, sie hatten immerhin zugestimmt... John war eigentlich niemand, der sich vor einem Wetteinsatz drückte oder so. Es war nur...
„Okay.“ Wäre ja noch schöner. Er hatte doch keine Angst vor sowas und würde hinterher als Feigling dastehen, keine Chance! Außerdem... konnte er ja eh alles aufs Gras schieben, falls es mal jemand mitbekommen würde... was nie passieren würde. Und so abwegig war der Gedanke ja noch nicht einmal. Er würde es als eine Erfahrung verbuchen. Genau. Und sowieso war das ja der Zeitgeist... nicht?
„Aber nicht auf dem Bett, das ist mir dann doch ein bisschen zu...“ John ließ den Satz unbeendet und stand auf. Wie ein Boxer schüttelte er Arme und Beine aus und dehnte seinen Nacken, um dem ganzen ein bisschen die Anspannung zu nehmen. Es war ja nichts, wovor man sich fürchten musste, so ein anderer Mann...

Zufrieden nahm Bobby zur Kenntnis, dass seine Strategie aufging. Es war keine ganz einfache Frage gewesen, und auch Leto konnte die Antwort nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Aber sie wusste sie, derweil John es gar nicht erst probierte sondern nur die Stirn runzelte. "Perfekt!" sagte Bobby erfreut und machte eine Geste in ihre Richtung, die signalisieren sollte, dass es nun an ihr war, die Belohnung für ihren Sieg einzufordern.

Bobby rechnete damit, dass sie sich Pyro schnappen würde, ganz einfach deshalb, weil er ja gerade eben drangewesen war. Gebannt wartete er auf ihre Forderung, und als sie zu ihm sah, war ihm klar, dass sie sich doch für ihn entschieden hatte. Ein breites Lächeln fing an sich auszubreiten und endete in einem verblüfften Gesichtsausdruck, als Leto schliesslich aussprach, was sie wollte. "Was?" Also hatte sie doch genug von der Küsserei... Bobby sah zu John, dessen Gesichtsausdruck seinem nicht unähnlich war.

Er schluckte und leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Die Sache war die: Er hatte noch nie einen Mann geküsst, und er hatte auch noch nie das Bedürfnis dazu gehabt. Wenn er aber ganz ehrlich zu sich war, dann musste er einräumen, dass er die Vorstellung John zu küssen ziemlich aufregend fand. Den ganzen Abend lang, wie er bis jetzt gelaufen war, war es längst nicht nur Leto gewesen, die ihn erregt hatte, es war die Kombination von beiden gewesen. Und immer wieder waren seine Gedanken dabei auch in Richtung Pyro gegangen, wie es wohl war seine hitzige Haut zu berühren zum Beispiel. Ausserdem... es waren doch heute alle ein bisschen bi, oder?

Und John schien zum Schluss gekommen zu sein, dass er es nicht grundsätzlich ablehnte, Letos Forderung zu erfüllen. Ein Blick auf das Mädchen zeigte, dass sie gespannt darauf wartete, was nun passieren würde. Dann erhob John sich und verhielt sich wie ein Sportler vor einem Kraftakt. Bobby stand ebenfalls auf und machte einen Schritt vom Bett auf den Feuermutanten zu, mit nichts bekleidet als seinen Boxershorts. Er war gleichzeitig unsicher, neugierig und beunruhigt, sein Herz klopfte wild. Er räusperte sich und wusste schon wieder nicht, wohin mit seinen Händen. "Okay..." Das Gute war, Leto hatte gesagt, John sollte ihn küssen, nicht umgekehrt. Das heisst, er konnte hier einfach stehen bleiben und ihm die Initiative überlassen. Darin war er ohnehin besser. Seine Augen wanderten über Johns Gesicht, seine Lippen, seinen nackten Oberkörper und wieder zurück. Oh Mann...

Jep, das war eine sehr gute Idee gewesen von der Blonden. Beide Jungs waren zuerst ziemlich sicher, dass sie sich einen Kuss von John wünschen würde, sie hatte es auch überlegt. Wenn sie ehrlich war hätte sie gerne noch mal einen Kuss von ihm gehabt, denn es hatte ihr wirklich gut gefallen. Auch der Kuss von Bobby war wiederholungswürdig, das würde sie nicht bestreiten. Aber sie hätte sich nicht entscheiden können und sie wollte keinen der beiden vernachlässigen. An sich wirklich ein ziemlich bescheuerter Gedanke, aber er geisterte eben durch Letos Kopf. Sie wollte eben nicht, das einer dachte sie würde den anderen lieber mögen oder das der Kuss besser war, so war es nämlich nicht. Himmel, solche Gedanken konnte sich auch nur ein Mädchen wie Leto machen. John und Bobby hätten sich bestimmt nicht so den Kopf zerbrochen. Pyro war dafür viel zu selbstbewusst und von sich überzeugt und Iceman war zu lieb.

Außerdem war es doch eine lustige Idee, morgen konnten sie alles auf die Drogen schieben. Die beiden waren keine Spielverderber und auch wenn sie verwirrt waren von der Wahl der jungen Mutantin, sie schienen mitmachen zu wollen.
John stand auf, er wollte Bobby also nicht auf dem Bett küssen? Leto hob eine Augenbraue, zuckte dann aber mit den Schultern, gut, wenn er meinte.
Ebenso schien Bobby unsicher zu sein, was er machen sollte, aber auch er stand auf.

Leto saß weiter schmunzelnd auf dem Bett, “nicht so schüchtern Jungs“, sie sah zu John, “ich dachte du bist ein Mann Pyro“ neckte sie ihn. Während Py sich dehnte wie ein Boxer vor dem Kampf, stand Ice ruhig da und schien abzuwarten.

Nach dem Kuss lächelte sie, “wie sieht es aus? Soll ich noch eine Frage stellen? Wollt ihr noch eine Chance oder habt ihr genug?“

Das war einfach alles nur noch abgedreht. Da stand er nun, mit nichts als einer Jeans am Leib, die noch nicht einmal ihm gehörte, sirrendem Kopf und seinem besten Freund vor der Nase, der offensichtlich beschlossen hatte, Letos Aufforderung für bare Münze zu nehmen und ihm die Führung zu überlassen. Klasse...
John schluckte, irgendwie war sein Mund trocken geworden. Ja, er war nervös, auch wenn es ja eigentlich keinen Grund dafür gab. Es war nur so, dass er solche Sachen eben nicht jeden Tag machte. Eigentlich sogar ziemlich genau... nie! Und wohin sollte er seine Hände tun? Einfach hängen lassen, das war eigentlich nicht sein Stil, aber... wohin damit? Sollte er einfach die Augen schließen und sich vorstellen, Bobby wäre nicht Bobby? Undenkbar, kein lebendiges Mädchen hatte so extrem kalte Haut. Und außerdem waren Mädchen eigentlich nicht größer als er. Und Bobby war größer, ein gutes Stück sogar. Das war ihm noch nie so extrem aufgefallen wie gerade.

Letos Kommentar entockte John ein leichtes Lächeln. Tolles Argument, weil Männer ja auch den ganzen Tag andere Männer küssten. Scheiß auf Evolution und Fitnessmaximierung.
Aber es brachte ja nichts, sich Gedanken zu machen, früher oder später musste er ja immerhin. Und dann hatte er es hinter sich und Bobby ja auch. Dann würden sie gemeinsam Rache an Leto nehmen können.

Nachdem er einige Sekunden ganz still gestanden und Bobby angesehen hatte, ging nun alles recht schnell. Mit einem großen Schritt war die Distanz zwischen ihnen verschwunden, Johns Hände vollführten automatisch eine Bewegung hin zur Hüfte seines Kusspartners. Er streckte sich, schloss die Augen und dann war es auch schon passiert und ein unglaublich heftiger Schauder durchzuckte seinen Körper. So kalt hatte er sich das Ganze beim besten Willen nicht vorgestellt. Obwohl es keine unangenehme Kälte war, eher... überraschend. Ein kurzer, eisiger Schauer an einem heißen Sommertag.
Johns Mund arbeitete von alleine und für ein paar Sekunden ließ der Australier seinen Körper seine gewöhnlichen Handlungsmuster abspielen, dann zog er sich zurück, so schnell wie er gekommen war. Er vermied es, Bobby anzusehen, während er sich ein bisschen entfernte und sich auf den Schreibtisch setzte. Erst dann blickte er in die anderen beiden Gesichter, bemüht so zu tun, als wäre gerade nichts gewesen. Letos Frage beantwortete er mit einem Grinsen. „Glaubst du etwa du hast mich jetzt abgeschreckt? Du kennst mich noch nicht sehr gut, Süße.“

Bobby starrte John an, der so unsicher aussah wie er sich selbst fühlte. Da standen sie nun, und Leto amüsierte sich offensichtlich prächtig. Er warf ihr einen Blick zu, als sie sie aufforderte nicht so schüchtern zu sein, konzentrierte sich dann aber schnell wieder auf Pyro. Er atmete tief durch und wollte sich gerade durchringen, etwas Aufmunterndes in Richtung John zu sagen, als der aber auch schon...

Fuck-fuck-fuck!!! Letos Kuss war ja schon eine Wucht gewesen, keine Frage... aber das hier? Johns warme, ach was, heisse Lippen auf seinen, seine glühenden Hände direkt über seinen Boxers an seinen Seiten. Bobby hatte seine Augen nicht geschlossen, sie waren viel mehr aufgerissen und starrten in das plötzlich so nahe Gesicht seines besten Freundes. Reflexartig hatten seine Hände ihren Weg auf Johns hitzigen Rücken gefunden, eine knapp über der Jeans, die andere fast in seinem Nacken oben. Es war, als würde er einen lebendig gewordenen glühenden Ofen umarmen und küssen. Dass seine Temperatur in den wenigen Sekunden dieses Kusses, der Bobby sehr viel länger vorkam als er war, dramatisch sank, merkte er gar nicht so richtig. Aber die Temperatureffekte, die das auslöste, die spürte er sehr wohl. Und ein Blick auf seine ausgebeulten Boxers zeigten auch nach aussen unmissverständlich, was bei all dem in ihm vorging. Während des Kusses mit Leto hatte er es gerade noch knapp geschafft, solche äusserlichen Anzeichen mittels gezielter Eineisungsfokussierung zu vermeiden, aber zu einer vergleichbaren Geistesgegenwart war er gerade in diesem Moment nicht fähig.

Als John den Rückwärtsgang einlegte, blieb Bobby konsterniert stehen, wo er war. Was war gerade passiert? Er hörte Letos und Johns Worte, aber sie drangen nicht wirklich bis in sein Bewusstsein durch. Als sie es taten, schüttelte er den Kopf, in der Hoffnung ihn wieder klarer zu kriegen. Was liess er sich auch voll bekifft auf so ein Spiel ein, verdammt? Er sah zu John, dann zu Leto, dann wieder zu John. Dann räusperte er sich. "Ich... ehm... oh Mann..." Bobby machte ein paar Schritte rückwärts Richtung Bett und liess sich darauf fallen. "Ich glaub', das verdammte Gras... bei mir dreht sich echt alles..."

Wer hätte gedachte, dass ein einfacher Kuss so was bei Bobby auslösen würde. Für die drei war es ja eigentlich nur ein Spiel, ein lustiges Spiel, aber nichts Ernstes. Das Küssen machte Spaß und es regte natürlich auch die Hormone an. Immerhin waren die drei geschlechtsreife Teens mit mehr oder weniger Erfahrung. Sicherlich war Pyro der Erfahrenste, aber auch wenn Leto noch Jungfrau war, sie wusste ja zumindest wie es in der Theorie funktionierte und ihr Körper schien heute auch wenig dagegen zu haben. Zumindest spürte sie, dass ihr Körper das wollte, auch wenn ihr Kopf noch nicht so weit war. Vielleicht hatte sie auch deswegen sich dazu entschieden, dass die Jungs sich küssen sollten.

War ja immerhin nur Spaß oder? Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen beobachtete sie das Spiel vor ihren Augen, heiß machte es sie nicht unbedingt, sie hörte eher eine kleine, leise Stimme, die ihr flüsterte, dass sie dort stehen sollte. Das sie es war, die diesen Kuss bekommen sollte, sie schob es auf die Drogen.
So schüchtern fiel der Kuss gar nicht aus, Johns Hände legten sich an Bobbys Hüfte und dessen Hände lagen bald darauf an Johns Rücken und Nacken. Und während John die Augen schloss, waren die von Iceman weit aufgerissen, Leto kicherte leise. Irgendwie musste sie daran denken, wie man einen Eiswürfel auf eine hieße Herdplatte legte.

Leicht schüttelte sie den Kopf, merkwürdiger Gedanke, aber sicher war der Temperaturunterschied für die beiden noch viel intensiver als er für Leto gewesen war. Eine leichte Gänsehaut kroch über ihren Körper, als sie an die Küsse dachte.
So schnell wie der Kuss begonnen hatte, so war er auch schon wieder vorbei und John zog sich zurück, er setzte sich auf den Schreitisch und gab sich Mühe so zu tun als wäre das alles ganz locker gewesen. Bobby schien etwas verwirrter, aber Leto achtete nicht so sehr auf ihn, das John auf ihre Frage einging. Typisch für ihn, wirklich, gleich wieder eine große Klappe, “ok, wie du es willst mein Süßer“, dann zog Bobby doch noch ihre Aufmerksamkeit auf sich. Besorgt zog sie die Stirn in Falten, als er sich neben sie setzte, “alles in Ordnung Bobby? Vielleicht sollten wir was anderes spielen?“

John vermied es ganz besonders, sich Bobbys untere Körperhälfte näher anzusehen. Er glaubte, aus dem Augenwinkel etwas wahrgenommen zu haben, aber genauer wollte er das auch nicht wissen. Er versuchte, einfach alles von sich zu schieben. Was sollte er auch anderes machen? Über die Güte des Kusses reflektieren? Darüber reden? Eher gefror die Hölle, und das flächendeckend.
Allerdings war es schwer, Bobby zu ignorieren, da sie ja nur zu dritt in ihrem nun doch nicht so großen Zimmer waren. Und nun sagte sein... bester Freund auch noch was von wegen Übelkeit und Schwindelgefühl. Johns Sorge siegte schließlich und er sah Bobby abschätzend an, immerhin kannte John sich hier am besten mit Drogen und daher auch mit Nebenwirkungen aus.
„Deine Augen sind so rot, dass ichs bis hierher sehen kann.“, stellte er trocken fest und hob einen Mundwinkel. Anders sah er selbst bestimmt auch nicht aus. Ein kurzer Kontrollblick zu Leto zeigte auch bei ihr typisch gerötete Augen und erweiterte Pupillen.
„Vielleicht solltest du schlafen.“, schlug John schließlich vor und musste dann doch grinsen. „Um Leto kann ich mich auch alleine kümmern.“, fügte er hinzu und hob eine Augenbraue. Allerdings fühlte er sich mittlerweile auch ziemlich schwer und müde...

Gähnend rieb er sich die Augen und blickte zu seinem Bett hinüber. Da war doch was gewesen... ach ja, das Limonadenproblem.
„Dann liegt es jetzt wirklich an dir, mich in dein Bett einzuladen.“, schlussfolgerte John und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Vorsichtig linste er zu Bobby hinüber. Fest stand: Über das, was gerade hier passiert war, würde John nie, nie, nie wieder ein Wort verlieren! Und am morgigen Tag würde er einen weiten Bogen um Bobby Drake machen.

Bobby fühlte sich sehr seltsam. Vermutlich hatte er tatsächlich zuviel geraucht. Vielleicht war die ganze Küsserei einfach auch irgendwie zuviel gewesen. Jedenfalls hielt sich seine Lust auf ein weiteres Spiel in extrem engen Grenzen. Er sah Leto an und schüttelte schwach den Kopf. "Nein... nichts anderes... ich... ich glaube, das beste wäre, ich würde jetzt ne Runde schlafen." Am nächsten Tag, mit klarem Kopf, würde es vielleicht auch einfacher sein, das alles zu verarbeiten.

Als Pyro befand, er habe rote Augen, überlegte er sich kurz, ob er sich aufraffen sollte, ins Bad zu gehen und in den Spiegel zu gucken, aber der Weg dorhin erschien ihm plötzlich furchtbar lang und schwierig. Er seufzte bloss und nickte, als Pyro zur gleichen Diagnose kam, wie er selbst. Schlafen. Den Spruch mit Leto bekam er schon gar nicht mehr richtig mit, stattdessen verlagerte er sich so auf sein Bett, dass es halbwegs bequem war. Er hatte schon beinahe die Augen zu, als Johns Frage noch zu ihm durchdrang. "Hm?" Er öffnete die Augen nochmals etwas weiter. "Du kannst jederzeit in mein Bett, Johnny", murmelte er schon reichlich geistesabwesend. "Das weisst du doch..."

Dann drehte er sich um, mit dem Gesicht Richtung Wand, und atmete Sekunden später tief und gleichmässig.