Zwar hatte er drauf gewartet, dass John endlich kam, aber als der plötzlich die Tür aufriss, zuckte Bobby unwillkürlich zusammen. Der Spruch des Feuermutanten liess ihn dann allerdings sofort erleichtert grinsen, John ging die Sache entspannt an, das war gut, das war sehr gut. "Hey, willkommen zurück in der Höhle, grosser Jäger..." Er legte das Buch zur Seite (nicht Baukräne oder Quantenphysik, sondern "Geschichte des europäischen Mittelalters, Teil 2", für den Unterricht), stand auf und besah sich die Flasche. Anerkennend pfiff er durch die Zähne. "Wow, ich dachte du kaufst irgendwelchen Fusel, aber der ist angeblich ziemlich gut." Er nickte, mehr zu sich selbst. "Den kann ich dich unmöglich ganz allein trinken lassen..." Ein oder zwei Gläschen konnten nichts schaden, richtig? Alkohol wirkte auch ganz anders, es würde das Experiment weniger stark verzerren als es die Joints getan hatten. Vorausgesetzt, er begnügte sich tatsächlich mit ein oder zwei Gläschen...

Bobby atmete tief durch und setzte sich dann aufs Bett, John im Auge behaltend. "Wars kein Problem den zu kriegen?" Immerhin war ja auch John unter 21, was jeweils aufwändige Täuschungsmanöver erforderte, um offiziell in einem Laden an Alkohol zu kommen. Bobby realisierte, dass seine nervöse Spannung mit Johns Ankunft nur noch zugenommen hatte. Der Moment rückte immer näher, und auch der Eismutant kam nicht umhin, sich um allfällige Konsequenzen Sorgen zu machen. Was wenn er genau dasselbe nochmals erlebte wie in der Nacht davor? Was wenn er das immer und immer wieder erleben wollte, John aber kein Interesse hatte? Was wenn? Was wenn? Diese Fragen hatten ihn schon den ganzen Tag beschäftigt. Dennoch: Jetzt gab es kein Zurück mehr. Alles andere würde sich dann schon irgendwie finden. Und vielleicht passierte ja auch gar nichts, und sie konnten diese merkwürdige Episode in den reichhaltigen Fundus ihrer gemeinsamen Abenteuer versenken und darüber lachen, wenn sie sich in zwanzig Jahren daran erinnerten...

Für John gab es genau zwei Möglichkeiten, mit schwierigen Situationen wie dieser hier umzugehen: Entweder sich komplett zu verschließen und zurückzuziehen... oder das ganze mit Humor anzupacken, auch wenn es sich nicht wirklich lustig anfühlte. Aber er hatte schon früh festgestellt, dass man mit lockerem Auftreten so ziemlich alles andere kaschieren konnte. Bobbys Reaktion entnahm er, dass es seinen Freund nicht störte, das Ganze auf die leichte Schulter zu nehmen. Zwar hatte der Eismutant bereits zugegeben, dass ihm dieses „Experiment“ wichtig war, aber diese Ernsthaftigkeit auch durchzuziehen schien doch nicht so leicht zu sein.
Der Pyrokinetiker folgte Bobbys Blick zum Etikett der Flasche. Er grinste. „Hallo? Billiger Fusel? Ich habe ein gewisses Maß an Anspruch bei Whisky.“, erklärte er fachmännisch und stellte die Flasche auf seinem Nachttisch ab. Als Bobby nun verkündete, dass er mittrinken wollte, hob John die Augenbrauen. „Nein, vergiss es. Damit du mir hinterher erzählen kannst, dass du mal wieder keinen klaren Kopf hattest und wir diesen Quatsch nochmal wiederholen müssen? No way, José.“
War schon schlimm genug, dass er sich einmal hatte überreden lassen. Nochmal würde ihm das nicht passieren, also würde er auch dafür sorgen, dass Bobby sich nicht irgendwelche Schlupflöcher ausguckte. John war nicht mehr hundert prozentig sicher, was genau sein bester Freund mit dieser ganzen Kiste bezwecken wollte.

Dass Bobby das Thema wechselte war John nur Recht.
„Wenn du weißt, wohin du gehen musst und wen du fragen musst, ist es eigentlich ganz leicht.“, schmunzelte er. John war stolz darauf, dass er ein Gespür dafür entwickelt hatte, wo diese Stellen sich in den verschiedenen Städten befanden. Natürlich kostete dieser spezielle Service auch ein bisschen mehr, aber naja... er wollte nichts riskieren.
John ging zu seinem Kleiderschrank und wühlte ein bisschen darin herum, bis er eine kleine Tüte gefunden hatte, in der sich zwei Gläser befanden. Er nahm eins davon heraus und warf Bobby einen leicht spöttischen Blick zu. Dann setzte er sich auf sein Bett. „Also.“, sagte er nur und drehte das Glas in den Händen.

José? Bobby grinste. “Come on, Johnny… nur ein Glas, okay?” bettelte er. “Zum Probieren, nur zum Probieren.” Ein bisschen Mut antrinken musste doch erlaubt sein… “Du musst mir doch die Chance geben rauszufinden, ob du wirklich so ein Whisky-Experte bist”, fügte er dann noch an. Natürlich überraschte es ihn nicht sonderlich, dass Pyro Mittel und Wege hatte, auch harten Alkohol zu beschaffen – er würde bei anderer Gelegenheit gerne darauf zurückkommen.

Er beobachtete wie der Feuermutant zu seinem Schrank ging, aus einer Tüte ein Glas rausfischte und damit zu seinem Bett zurückkehrte, so dass sie sich nun auf ihren Betten gegenüber sassen. Sein Blick ging dann zwischen Pyro und der Flasche hin und her. “Mhhh, wieviel Gläser brauchst du denn, bis du… soweit bist?” wollte Bobby wissen. Irgendwie hoffte er, dass John sich trotz allem nicht allzu sehr volllaufen liess. “Und ehm… wie machen wirs denn jetzt nun? Küssen… ist okay? Oder lieber sonst wie anfassen…?” Es war reichlich merkwürdig, sowas nun im Voraus im Detail auszuhandeln, aber Bobby wollte John nicht noch mehr überfordern als er das vermutlich eh schon tat und war bereit, sich im Rahmen des Experiments an dessen Wünsche zu halten. Ihm war auch klar, dass der Feuermutant ihn viel zu gut kannte, um nicht zu merken, dass auch er ziemlich nervös war…

Mit einem nicht ganz ernst gemeinten Seufzen gab John sich geschlagen. Er mochte so ziemlich einer der härtesten Kaliber sein, die es als Schüler an Xaviers Institut gab, aber irgendwie hatte er sich bei den Betteleien seines besten Freundes noch keine so harte Hülle zugelegt. Dauerte wahrscheinlich etliche Jahre, bis man dagegen immun war. John erwiederte Bobbys Grinsen, drehte die Flasche auf und füllte das Glas. Dann drückte er es Bobby in die Hand. "Genieß es, mehr kriegst du nicht.", sagte er streng, ging dann zum Schrank hinüber und nahm das zweite Glas hervor. Auch dies füllte er und nahm einen Schluck. Hmm, nein, da konnte man wirklich nicht meckern. Brannte auch genau so, wie es sein musste.

Während er Bobby zusah (irgendwie interessierte ihn schon, ob sein Freund einen guten Whisky zu schätzen wusste) trank er noch einmal und dachte über die eben gestellte Frage nach. Tja, wieviel Promille brauchte es, damit er sich guten Gewissens auf das einlassen konnte, was da noch kam? Würde wohl auf einen schmalen Grat kurz vor der Bewusstlosigkeit hinauslaufen, wenn er ehrlich war. Aber eigentlich ging es ja nur darum, dass er die Möglichkeit hatte, alles noch kommende auf den Alkohol attribuieren zu können.
So hob er nur die Schultern. "Zwei, drei...", schätzte er grob, nahm sein Glas auf und ging hinüber ans Fenster, welches er öffnete und sich dann eine Zigarette anzündete. Schweigend pustete er den Rauch hinaus in die Nacht und hob eine Hand, als Bobby weitersprach. Irgendwie war es noch schlimmer, das alles im Vorraus zu besprechen, als die eigentliche Tat dann nachher sein konnte. "Ist dein Experiment. Solange meine Hose bleibt, wo sie ist...", fügte er mit einem leichten Schmunzeln hinzu.

Bobby hatte Erfahrung darin, wie sich John normalerweise erweichen liess. Wenn er diesen ganz bestimmten Tonfall in seine Stimme legte... Und tatsächlich goss John ein Glas ein und hielt es ihm hin, begleitet von ein paar gestrengen Worten. Iceman unterdrückte den Impuls, 'Ja, Daddy...' zu sagen, dennoch erinnerte ihn genau diese Tonlage enorm an seinen Vater. Schnell wischte er die Assoziation an seine Eltern und zu Hause beiseite, umfasste fest das Glas und nahm einen Schluck. Whoaaa... feurig rann der Tropfen seine Kehle runter und führte zu einer sich rasch ausbreitenden Wärme in seinem Körper. "Mhhh, der ist gut!" Ex und hopp leerte er das Glas und sah dann Pyro an, der ihn interessiert beobachtete und seinerseits das erste Glas auch schon so gut wie leer hatte.

Und tatsächlich, der Whisky half. Schon faszinierend, wie ein bisschen Alkohol alles sofort entspannte... Mehr als ein Glas war echt nicht nötig, stellte Bobby fest, derweil Pyro erklärte, dass es schon zwei oder drei sein müssten und sich mitsamt Glas ans Fenster verzog, um dort noch ein paar weitere Zusatzstoffe in seinen Körper zu pumpen. Bobby folgte ihm mit der Whiskyflasche und goss sein Glas wieder voll, nachdem John ihm mehr oder weniger freie Hand gegeben hatte für das 'Experiment'. "Alles klar", erklärte Bobby, "Hosen bleiben wo sie sind..." Er wäre, um ehrlich zu sein, auch nicht auf die Idee gekommen, soweit zu gehen. Aber Johns Bemerkung zeigte, in welche Richtungen seine Gedanken bei all dem gingen, und Bobby musste einräumen, dass er solche Gedanken schon auch gehabt hatte, aber die Vorstellung letztlich als zu seltsam beiseite gewischt hatte. Es ging hier um ein paar Berührungsexperimente, mehr nicht. Er hätte auch problemlos damit leben können, wenn John küssen verboten hätte...

Bobby sah ebenfalls aus dem Fenster, wartete bis John seine Zigarette zu Ende geraucht und sein zweites Glas Whisky gekippt hatte. Goss dann noch einmal nach und sah seinen besten Freund in die Augen. "Okay...", eklärte er, atmete tief durch und war unendlich froh um das Glas Whisky, dass er intus hatte. Er schob sich näher an John ran, grinste ein bisschen verlegen, hob seine rechte Hand, legte sie auf Johns Schulter und schob sie dann so rüber, dass er seinen Hals und Nacken mit seinen Fingern berührte. Da sich seine eigene Temperatur bei all dem sofort reflexartig gesenkt hatte, fühlte Johns Haut sich sehr warm an. Und er spürte auch seinen Herzschlag deutlich.

Mit einem leichten Nicken quitierte er Bobbys Lob für den Whisky, dann sah er wieder nach draußen in den Park. Sein Herz pochte gegen seinen Brustkorb, noch nicht ganz panisch, aber doch so, dass er sich eine gewisse Nervosität eingestehen musste. Es war vermutlich auch normal, nervös zu sein, wenn einem eine so seltsame Erfahrung bevorstand. Und gleichzeitig... war er genauso neugierig wie sein eisiger Freund, auch wenn er das nicht zugab. John stand nicht auf Männer, da war er sich doch ziemlich sicher, und trotzdem... naja, wenn er wirklich vehement dagegen gewesen wäre, hätte er sich auch nicht überreden lassen.

Leise Schritte hinter ihm kündigten an, dass Bobby zu ihm hinüber gekommen war. John ließ ihn sein Glas auffüllen und trank es dann gleich in einem Zug leer. Wirklich wärmend fühlte sich der Alkohol für ihn nicht an, aber John mochte den Geschmack. Er beruhigte ihn. Der junge Mutant hob seine Schultern und ließ sie kurz kreisen, eine weitere Entspannungsmethode. Dann trank er eneut etwas Whisky und drehte sich schließlich zu Bobby um.
Dann war es jetzt wohl soweit. John schnippste die Zigarette aus dem offenen Fenster und ließ sie draußen in einem kleinen, möglichst unauffälligen Feuerstrudel vergehen. Nervös sog er die frische Luft von draußen ein und sah dann wieder Bobby an, der näher gekommen war. Erneut wurde ihm der Größenunterschied bewusst. Machte ihn das zum Girlie in diesem Experiment? Ein kurzes Schmunzeln huschte über sein Gesicht und als er Bobbys verlegenes Grinsen sah wurde es noch etwas breiter. Fast hätte er seinem Kumpel ein paar aufmunternde Worte geschenkt, aber dann ließ er es bleiben.

Die Prozedur begann. John fühlte Bobbys eiskalte Hand, erst auf seiner Schulter, dann auf Nacken und Hals. Er bemühte sich, die Augen nicht kurz zu schließen, auch wenn der Impuls da war. Stattdessen bleib er ganz still und sah seinen besten Freund einfach nur abwartend an.

Bobby registrierte Johns Schmunzeln und interpretierte es so, dass der Feuermutant das alles doch irgendwie recht locker nahm, es also keinen Grund gab für ihn zu zögern oder übermässig nervös zu sein. Bobbys erste Berührung an Johns warmem Hals jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Ermutigt von Pyros weiterhin entspannter Reaktion legte er seine andere Hand auf dessen andere Schulter und sah dem ein bisschen kleineren Feuermutanten ins Gesicht. Er hielt noch ein wenig Abstand mit seinem Körper, aber sein Kopf näherte sich nun Johns. Seine blauen Augen tasteten Johns Gesicht ab. Es war ihm natürlich wohlvertraut, aber wirklich bewusst war er noch nie so nahe dran gewesen. Er erfasste sämtliche Grübchen und Poren, seine Augen, die leicht gebogenen Wimpern, ein paar Bartstoppeln und natürlich seine Lippen. Er spürte auch die generelle Wärme, die von ihm ausging...

Reflexartig schloss Bobby die Augen, als sich ihre Gesichter näherten und näherten. Er legte den Kopf leicht schief, damit ihre beiden Nasen nicht kollidierten und berührte mit seinen Lippen dann sanft Johns. Gleichzeitig schob sich eine seiner beiden Hände in Pyros Nacken. Bobby hoffte noch, dass es John nicht zu kalt wurde, aber der Gedanke evaporierte sofort, als er die Hitze spürte, die von Johns Lippen ausging. Er war nicht sicher, ob das leise Zischgeräusch bei ihrer Berührung nur in seinem Kopf stattfand oder ob es tatsächlich zu hören war, aber seine Augen gingen wieder auf, als ein geradezu elektrisierendes Gefühl von seinen Lippen aus durch seinen Körper schoss. Sein Hirn versuchte noch zu verstehen, wieso dieser Effekt so mächtig war (war ja nicht so, dass er nicht auch sonst schon Wärmequellen berührt hatte, okay, vermutlich eher selten mit seinen Lippen...), aber es wurde ziemlich schnell von den physischen Sensationen überwältigt, die durch den vorsichtigen Kuss entstanden.

Tatsächlich hatte sich bei John, nun da alles beschlossen war, eine Ruhe eingestellt, von der er selbst überrascht war. Vielleicht war der Whisky schuld? Möglich. Aber vielleicht lag es auch daran, dass er sich trotz übrig gebliebener Nervosität nicht so unwohl fühlte, wie er es vermutet hätte.
Gerade, als er sich an die eisige Kälte auf seiner einen Schulter gewöhnt hatte, legte Bobby die andere Hand auf die andere Schulter und diesmal gab John dem Impuls nach und schloss seine Augen. Niemand, der eine gewöhnliche Körpertemperatur hatte, konnte dieses Gefühl nachempfinden, wenn unnatürlich kalte Haut auf fiebrig heiße Haut traf. Es war lindernd, irgendwie. Obwohl er ja nicht krank war und keine Linderung brauchte.

Nach den heftigsten ersten Sekunden öffnete John die Augen wieder und sah Bobby an, der gerade dabei war, mit seinem Gesicht näher zu kommen. Noch kurz konnte der Pyrokinetiker in die eisblauen Augen seines besten Freundes blicken, bevor diese hinter dessen Lidern verschwanden. John schluckte, sein Hals fühlte sich trocken an und seine Haut kribbelte dort, wo Bobbys Hände waren. Bobby kam immer näher, bis sich schließlich ihre Lippen berührten. Ein heftiger Schauder schoss seinen Rücken hinab, der ihn leicht zum zittern brachte. Was war das für ein Geräusch gewesen? Ein zischender Laut. Aber vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet.

Während John wie gebannt in ihrem Zimmer vor dem Fenster stand und sich küssen ließ konnte er nicht anders, als zu bemerken, wie anders dieser Kuss war, im Vergleich zu dem von letzter Nacht, als Leto dabei gewesen und sie alle ziemlich breit gewesen waren. Gestern hatte er den Ton angegeben, daran erinnerte er sich noch. Bobby war ganz anders als er, weniger stürmisch und schnell, und das merkte John gerade so deutlich wie vielleicht noch nie davor.
Pulsierende Kälte ging von seinem Nacken aus und schickte immer wieder neue Schauder seinen Rücken hinunter. Bevor er wusste, was er tat, hatte er auch schon die Hände seitlich auf Bobbys Shirt gelegt und seine Finger drückten leicht in die Haut darunter. Dieses Erlebnis war zu intensiv, als dass er einfach still dastehen konnte.

Wellenartige Schauer durchströmten Bobbys Körper, ausgehend von all jenen Stellen, an denen sich die beiden Mutanten berührten, von seinen Lippen, seiner Hand in Johns Nacken - und je länger die Berührungen dauerten, desto intensiver schienen die Schauer zu werden. Wäre Bobby noch ganz klar im Kopf, hätte ihm dieser vermutlich erklärt, dass das daran lag, dass seine Temperatur weiter sank während Johns weiter stieg, der Kontrast zwischen ihnen also umso stärker wurde.

Und jene Wellen... sie waren, nun, extrem erregend. Zu Bobbys Überraschung erwiesen sich die Gefühle, die ihn da durchströmten, eher als noch intensiver nach einem Glas Whisky als nach mehreren Joints. Auch John schien sich dem nicht entziehen zu können, spürte Bobby doch erst ein leichtes Zittern und dann plötzlich eine enorme Hitze auf beiden Seiten seines Oberkörpers. Er realisierte, dass dies Pyros heisse Hände waren, die dort plötzlich lagen und durch das dünne Shirt drückten. Bobby löste seine Lippen kurz, um keuchend nach Luft zu schnappen. "Oh... fuck...", murmelte er, nur um seine Lippen erneut auf Johns zu pressen, und diesmal mit seiner eisigen Zunge mutig voran zu drängen. Gleichzeitig drückte seine andere Hand auf Johns unterem Rücken so gegen dessen Körper, dass die geringe Distanz zwischen ihnen rasch verschwand und sie sich nun direkt auf fast ganzer Länge berührten.

Dass John dadurch in seiner Körpermitte unweigerlich spüren würde, wie sehr Bobby das alles gefiel, war dem Eismutanten egal. Hauptsache er bekam noch mehr von dieser fantastischen Hitze und diesen intensiven Gefühlen... Seine Augen, die sich beim erneuten Kuss wieder geschlossen hatten, öffneten sich und suchten Johns Blick.

Ohne, dass es John wirklich bewusst war, hatte die ganze Sache ziemlich schnell ein Eigenleben entwickelt, so wie auch gestern Nacht schon. Er wusste nicht genau, was es war, dass diesen Einfluss hatte. Ob es wirklich an Bobby lag oder ob es einfach 'nur' dieses irre Temperaturgefälle war, dass ihn dazu brachte, mehr zu wollen. Die Hand in seinem Nacken war so unerträglich kalt und sorgte dadurch nur umso mehr dafür, dass sein eigener Körper sich immer mehr aufheizte, als befände er sich gerade in einem Fiebertraum. Nun, da er seine Hände gehoben und seitlich auf Bobbys Körper gelegt hatte, konnte er auch dort die Kälte spüren, durch das Shirt hindurch.

Der Australier öffnete die Augen, als Bobby sich kurz löste, um nach Luft zu schnappen und irgendwas vor sich hin zu murmeln, von dem John nur das Wort 'Fuck' verstand. Vielleicht war das aber auch alles, was es da zu hören hatte gegeben. Wäre da nicht die Hand in seinem Nacken gewesen, hätte dieser kurze Moment der Trennung vielleicht schon ausgereicht, um John zu einem Rückzug zu bringen, aber so schaffte er es nicht, sich aus dem Bann des Augenblickes zu befreien. Er wollte es auch gar nicht, zog stattdessen an dem Shirt zwischen seinen Fingern, zog ihn zu sich heran, schloss erneut die Augen und dann schauderte er wieder, heftiger sogar, da Bobby das ganze nun auf die nächste Stufe bringen wollte. John gab seinem Drängen nach. Er hatte erfolgreich aufgehört, zu denken.

Möglich, dass das hier so etwas wie eine... spirituelle Erfahrung war. Denn er fühlte sich nicht mehr als ein junger Mann, ein Mutant namens Saint John Allerdyce, nein. Er war reines Feuer. Seine Haut brannte und das Blut schien in seinen Adern zu brodeln. Reine elementare Kraft, die es nach ihrem natürlichen Gegenteil verlangte. Er verlor sich selbst und seine Identität und es fühlte sich so verdammt richtig an.

Es war, wie wenn ein Widerstand plötzlich nachgegeben hatte. Bobby folgte seinen Instinkten, und John liess es geschehen, ja mehr als das, er erwiderte es. Er sah John, sein Gesicht, seine geschlossenen Augen, aber wenn er seine eigenen Augen schloss, spürte er mehr als nur Johns schlanken, erhitzten Körper. Es war wie wenn er mitten in ein Feuer reingelaufen wäre, ein Feuer, das ihm nichts anhaben konnte, weil sein Eis nicht schmelzen konnte. Sie waren zwei Elemente, die unvereinbar waren, und dennoch vereinten sie sich hier, jetzt. Sie taten etwas, das eigentlich nicht ging. Das Ergebnis war eine Kaskade explosiver Empfindungen und führte zu einem Zustand wie ihn Bobby noch nie zuvor erlebt hatte. Es war berauschend, erregend, beängstigend unkontrolliert.

Aber das war egal, Bobby wollte mehr, wollte näher, seine eisige Zunge war in Johns heissem Mund, und wenn er gekonnt hätte, wäre er ganz in ihn hineingekrochen, er wollte Johns Feuer, wollte brennen... Der Boden unter ihm und hinter ihm hatte sich in eine Eisbahn verwandelt, nur unmittelbar dort, wo der Feuermutant stand, bildete sich kein Eis sondern immer mehr Wasser. Dampf stieg über den beiden Mutanten hoch zur Decke. Bobby taumelte, John fest umschlossen, rückwärts, fiel jedoch nicht, sondern glitt irgendwie auf dem Eis, automatisch, ungezielt und kollidierte rücklings mit der Wand neben seinem Bett, ohne den Kuss mit John auch nur einmal zu unterbrechen. Der Wand entlang bildete sich eine Eisschicht, derweil Bobbys Hände ihren Weg längst unter Johns Shirt auf dessen nackten brennenden Rücken gefunden hatten. Seine Vorderseite rieb sich an Pyros, dessen Feuer züngelte an seinem Eis. Und es schien unmöglich, dass sich daran je wieder etwas ändern konnte.

John hatte sämtliches Gefühl für Zeit und Raum verloren. Er war sich seiner Umgebung nicht mehr bewusst und hatte auch keine Ahnung, wie lange sie hier schon standen, eng umschlungen. Der Atem wurde ihm knapp, aber das war egal, alles schien gerade nebensächlich, nur dieses knisternde Gefühl war wichtig, er wollte das nicht verlieren. Seine Körpertemperatur hatte jede für normale Menschen noch ungefährliche Skala gesprengt, als Antwort auf die Kälte, die ihn immer und immer wieder überkam, von überall her. Doch abgesehen von seiner Körpertemperatur passierte um den Pyrokinetiker herum nichts, es bildete sich kein Feuer oder ähnliches, wie es bei Bobby passiert war, was wohl einfach daran lag, dass es John auch in normalem Zustand nicht möglich war, Feuer zu erschaffen.

Irgendwann spürte John, dass sie sich bewegten, sie schienen fast zu schweben und dann gab es eine Kollision mit etwas Hartem. Doch John hielt seine Augen geschlossen, es war nicht wichtig, was da passiert war. Er wollte auf keinen Fall diese Empfindung festhalten, über die Grenzen seines Körpers hinaus zu treten, mehr zu sein als nur ein Wesen aus Fleisch und Blut. Macht durchströmte ihn, geweckt durch den Kontakt mit seinem natürlichen Gegenspieler, angeheizt und herausgefordert. Es war, als könnte er einfach alles tun. Der junge Mutant kam noch näher, drückte seinen Freund gegen das, womit sie eben kollidiert waren, er wollte den maximalen Kontakt, die maximale Empfindung.
Erneut zuckte er zusammen, als die Kälte ihn auf eine neue Art berührte und gegen die Haut an seinem Rücken drückte. Ein Geräusch löste sich aus seiner Kehle, ein urtümlicher, animalischer Laut, der das Unmögliche möglich machte. Kaum hatte John seine eigene Stimme gehört, die diesen Laut von sich gab, drückte er sich von der Wand ab, riss die Augen auf und taumelte nach hinten, wo er auf dem vereisten Boden ausrutschte und rückwärts zu Boden fiel und zu Bobby hoch starrte. Wie in Trance setzte er sich auf und fuhr sich mit den Fingerspitzen über den Mund. Seine Lippen fühlten sich ungewöhnlich kalt an.

Das Feuer brauste um ihn herum, Bobbys eisiger Kern stand in Flammen, und es war einfach nur überwältigend. Dann, plötzlich, drang ein merkwürdiges Geräusch in sein Bewusstsein, und plötzlich war es vorbei. Das Feuer - weg. Die Hitze, die Bobbys Eis bis eben noch umfangen und halbwegs ausbalanciert hatte, verschwand so abrupt, dass die die Kälteproduktion des Iceman mehr oder weniger das ganze Zimmer eineiste, bevor endlich wieder sowas wie Bewusstsein einsetzte.

Bobby starrte auf John, dann auf die Eishöhle, die ihr Zimmer war, dann wieder auf John. "Oh... fuck!" brachte er erneut heraus. Und es kommentierte nicht nur das, was gerade zwischen ihnen passiert war, sondern auch die Folgen für ihre Umgebung. Konsterniert machte Bobby ein paar Schritte vorwärts und bestaunte das Zimmer. "War... ich das?" Ein mächtiger Eiszapfen hing von der Decke über seinem Bett runter. "Fucking hell..." Der Boden war eine einzige dick gepanzerte, rutschige Eisbahn. Er war bei John angekommen. "Das... das war..." Er bot ihm seine Hand an, um ihm hochzuhelfen und fing gleichzeitig an, das Zimmer zu enteisen. Wenn er das tat, wurde es vermutlich weniger nass, als wenn John mit seinem Feuer dagegen hielt. Aber ziemlich verwüstet würde ihr Zimmer dennoch sein...

Noch viel mehr als die unkontrollierte Explosion seiner Kräfte hingegen beschäftigte ihn, was gerade zwischen ihnen passiert war. Verglichen damit war alles in der Nacht davor nur ein harmloses Vorspiel gewesen... Er sah John an. "Was um alles in der Welt war das denn?"

Immer noch völlig neben sich stehend starrte John Bobby an und sah sich dann im Zimmer um. Er hatte das unverkennbare Geräusch gehört, das es immer gab, wenn Bobby irgendwas einfror, aber wie sich nun herausstellte hatte sich eine Eisschicht über ihr gesamtes Zimmer ausgebreitet. Nur dort, wo er auf dem Boden saß, war noch Fußboden zu sehen, bedeckt von ein paar kleineren Pfützen, die seine immer noch hohe Körpertemperatur wohl herbeigeführt hatte. Der Pyrokinetiker schluckte und besah sich die Eiszapfen, die von der Decke hingen.
"Also ich war das ganz sicher nicht...", antwortete John trocken und griff nach Bobbys Hand, um sich hochzuziehen. Sobald er stand ließ er Bobby jedoch wieder los und ging ein paar Schritte auf Abstand. Nun, da er wieder in Besitz von so etwas wie Individualbewusstsein war, kam ihm die ganze Sache ziemlich seltsam vor. Was, wenn er nicht so sehr vor diesem Geräusch zurück gewichen wäre? Wohin hätte das ganze noch geführt?

Während Bobby sich daran machte, den Schaden zu beheben ging John zum Schreibtisch hinüber, wo er seine Zigaretten vermutete. Auch die Packung war von einer Eisschicht überzogen, aber als er sie in die Hand nahm schmolz das Eis. Nur leider waren die Zigaretten nun total zermatscht und labbrig. John seufzte genervt auf.
"Keine Ahnung.", beantwortete er Bobbys Frage und warf die Zigaretten wieder zurück auf den Schreibtisch. Kurz sah er Bobby an, dann blickte er aus dem Fenster nach draußen. Es war ein bisschen dunkler geworden und so reflektierte die Scheibe so, dass er auch dort nur die bekannte Landschaft ihres Zimmers sah, die von Eis überzogen war. Immerhin kühlte sein Körper wieder soweit ab, dass man wieder von einem halbwegs normalen Zustand sprechen konnte, auch wenn er immer noch maßlos verwirrt war. "Kann mich nicht dran erinnern, dass das gestern auch schon passiert ist.", fügte er schließlich hinzu.

John griff nach seiner Hand, zog sich hoch und ging dann aber schnell auf Abstand. Bobby nahm das zwar wahr, aber nur am Rande. Zu sehr war er immer noch damit beschäftigt, die Folgen ihres 'Experiments' zu bestaunen. Er hatte noch nie so sehr die Kontrolle verloren über seine Eiskreation, und was er sah, war einerseits beängstigend, andererseits aber auch ziemlich... cool. Ein platschendes Geräusch liess ihn den Kopf Richtung Pyro wenden, der gerade die Überreste seiner Zigaretten zurück auf den eis-nassen Schreibtisch geworfen hatte. "Sorry...", erklärte Bobby, atmete tief durch und legte seinen ganzen Fokus darauf, dass sich das Eis zurückbildete - so trocken wie möglich. Aber es hatte ihr Zimmer schon ziemlich übel erwischt, es war irgendwie alles leicht feucht.

Als das Gröbste weg war, drehte er sich zu John. "Nein, das ist gestern definitiv nicht passiert, nichts davon..." Er schüttelte den Kopf. Dann fiel ihm auf, dass Johns Kleidung ziemlich übel aussah, er blickte an sich runter und sah dasselbe. "Okayyy..." Er liess sich auf einen Stuhl fallen, sich plötzlich ziemlich erschöpft fühlend, ausgelaugt irgendwie. "Oh Mann...", er sah hoch zu John am Fenster, "...offensichtlich sind wir ne ziemlich explosive Mischung, so in Kombination...", er versuchte ein schiefes Lächeln. In der Nacht davor waren es vor allem sexuelle Effekte gewesen, die Bobby so aufregend gefunden hatte, und obwohl das auch heute reingespielt hatte, war da noch ungleich viel mehr gewesen. Allerdings sollten sie sich für das nächste Mal wohl besser einen leeren Kellerraum aussuchen... oder gleich rausgehen. Moment... nächstes Mal... John würde doch wohl nicht auf seiner Bedingung bestehen, oder? Nicht nach dem, was hier gerade passiert war!

Bobby klappte den Mund auf und schloss ihn dann wieder. Vermutlich keine gute Idee, das jetzt anzusprechen. Pyro sah noch immer so aus wie wenn er leicht neben sich stand... war wohl besser, sie würden das hier erst mal verdauen. Bobby wusste nur eins: Sowas hatte er noch nie erlebt und empfunden, und es schien kaum vorstellbar, dass es sich ohne einen Feuermutanten wiederholen liess.