Offensichtlich hatten sie hier etwas völlig Neues erlebt. Ob so etwas wohl gestern auch passiert wäre, wenn sie nicht vorher aufgehört hätten? Vielleicht. Andererseits gab es auch viele Variablen in der ganzen Geschichte, zum Beispiel das Gras oder die Tatsache, dass sie gestern nicht alleine gewesen waren. John fuhr sich mit der Hand durchs Haar und blickte dann an sich hinab. Seine Klamotten waren trocken, sahen aber trotzdem ziemlich zerwühlt aus. Kurz spielte er mit dem Gedanken, Bobby einfach hier sitzen zu lassen und unter die Dusche zu verschwinden, aber dadurch würde er dieses Gespräch, was nun kommen musste, nur aufschieben. Eigentlich wollte er das alles nur noch hinter sich bringen und dann alleine sein, nur er und seine Flasche Whisky. Sein Bedürfnis nach Abstand hatte sich im Gegensatz zu gestern nur potenziert.
Als Bobby anfing zu reden blickte John ihn über seine Schulter hinweg an. Eine explosive Mischung, ja. So sah es wohl aus. Nur war John sich noch nicht im Klaren darüber, wie er das Geschehene bewerten sollte. Wenn die einzige Möglichkeit, diese Macht und diesen Einklang zu empfinden darin bestand, mit seinem besten Freund intim zu werden... dann wusste er nicht, ob es ihm das wert war.

„Ich möchte das nicht durch analysieren.“, sagte er matt und drehte sich dann doch um. Gott, was würde er jetzt geben für eine Zigarette. Auf der Suche nach einer Ersatzbefriedigung ging er zu seinem Bett hinüber, wo die Whisky-Flasche immer noch stand. Immerhin war sie schön runter gekühlt. John nahm einen langen Schluck direkt aus der Flasche,verzog ein bisschen das Gesicht und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Ein Blick durchs Zimmer verschlechterte seine Laune nur weiter. „Es bleibt bei den Bedingungen.“, erinnerte er Bobby und sah ihn an. War es das wert? Er war sicher, dass er eine andere Möglichkeit finden würde... Währenddessen hatte es sich ja wirklich gut angefühlt, mehr als gut sogar, aber jetzt fühlte er sich einfach nur... furchtbar.
John trank wieder und sah dann zur Tür. Vielleicht sollte er einfach die Nacht woanders verbringen und seine Gedanken ordnen. Denn er war sich fast sicher, dass Bobby ihn nicht damit in Ruhe lassen würde.

Bobbys Instinkt die Klappe zu halten, war offensichtlich richtig gewesen. Von seinem Stuhl aus beobachtete er Johns Verhalten, Mimik, Reaktion, und es war klar, dass er sich alles andere als wohl fühlte - schon bevor er was sagte. Ja, Johns Bedingungen. Innerlich schüttelte Bobby den Kopf. Wie konnte er sowas erleben und nicht darüber reden wollen? In der Hinsicht tickten sie echt komplett anders. Aber der Eismutant wusste, dass es nichts brachte jetzt auf irgendwas zu insistieren.

"Mhh", brummte er und sah sich im Zimmer um. "Entweder du machst irgendwas mit deinem Feuer, um die Betten im Schnelltempo zu trocknen oder wir müssen uns für die Nacht ne andere Bleibe suchen..." Er strich sich erschöpft durch die Haare und blickte auf John und die Whiskyflasche, sah dessen erneuten Blick zur Tür. Je länger je mehr spürte er, welche ungeheuren Kräfte er da gerade eingesetzt hatte; sein Bedürfnis sich hinzulegen wuchs von Minute zu Minute. Und John wollte eh allein sein, das sah er ihm an.

"Weisst du was? Lass uns das morgen lösen... ich... muss mich hinlegen. Ich such' mir unten ne Couch in einem der Salonsimmer, hat ja genügend." Er stand auf und musste kurz stehen bleiben und sich festhalten, weil ihn ein seltsames Schwächegefühl durchströmte. "Damn...", murmelte er und ging Richtung Tür. Auf Pyros Höhe angekommen, stoppte er kurz, griff sich die Flasche, nahm auch einen Schluck, schüttelte sich und hielt sie ihm wieder hin. "Bis morgen, Johnny..." erklärte er dann und verliess das Zimmer.


tbc Gemeinschaftsraum / Zeitsprung

John folgte Bobbys Blick durchs Zimmer. Klar, er könnte versuchen, zu retten, was zu retten war. Die Frage war nur, was er davon haben würde. Wenn die Betten wieder trocken waren, dann hatte er keine so gute Ausrede mehr, um sich aus dem Staub zu machen. Nicht, dass er eine Ausrede brauchte, aber er würde doch auch nie zugeben, dass ihm Bobbys Gegenwart gerade irgendwie unangenehm war. Das könnte man ihm immerhin als Schwäche auslegen.
„Nein, denke nicht.“, war deshalb seine knapp angebundene Antwort. Ein Blick auf Bobbys sagte ihm, dass dieser eh längst verstanden hatte, dass John jetzt vor allen Dingen allein sein wollte. Ein so blindes Verständnis machte Freunde doch aus, nicht?

Nachdem Bobby durch die Tür verschwunden war blieb John noch ein paar Minuten sitzen, um dem Eismutanten einen Vorsprung zu lassen. Er hatte keine Lust, ihm gleich im Flur nochmal über den Weg zu laufen. Schließlich rappelte John sich auf und packte die Whiskyflasche zurück in die Tüte, dann warf er ein paar Klamotten in seinen Rucksack und ging in Richtung Tür. Er hatte vor ein paar Tagen ein Mädchen kennen gelernt , die wahrscheinlich gerade noch so gut auf ihn zu sprechen war, dass er die Nacht über bei ihr einkehren konnte. Nachdem er sich neue Zigaretten geholt hatte. Und Morgen würde er Bobby verklickern, dass er fest entschlossen war, nie wieder ein Wort über diese ganze Geschichte zu verlieren...

tbc: ???