Zu schweben oder zu fliegen war für Leto ein unglaublich angenehmes Gefühl, man fühlte sich leicht und frei. Zwar konnte sie nicht sagen, welche ihrer Mutationen ihre Lieblingsmutation war, aber die Levitation war wohl die angenehmste. So schwerelos zu sein war einfach schön, oft vergas sie dabei auch all ihre Probleme. Es war einfach alles schlechte zu vergessen, wenn man durch die Luft schwebte.
Nur zu gerne würde sie dieses Gefühl mit anderen teilen, deswegen teilte sie es auch jetzt mit Bobby. Mit ihm zu schweben war schwierig, schwieriger als alleine, zumal sie versuchte ziemlich hoch zu schweben. Oft bewegte sie sich schweben vorwärts, aber dann nur knapp über den Boden. Das war einfach, zumal das Feld auch recht klein war, aber jetzt das Feld über beide auszuweiten war schon etwas schwieriger.

Dennoch funktionierte es und die beiden Mutanten schwebten eine kurze Zeit lang über dem Sofa, ehe sie wieder landeten. Scheinbar hatte es Bobby so viel Spaß gemacht, wie sie gehofft hatte. Seine Freude zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen, “gut, dann müsstest du mir aber wohl beim Üben helfen, normalweiße bringe ich nur mich oder maximal mich mit einem Stuhl zum schweben, ich muss das öfters trainieren, ehe ich es schaffe uns beide nicht nur hoch, sondern auch über eine Distanz schweben zu lassen.“
Leto schien sich wirklich zu freuen, sie hatte ein neues Trainingsziel, in letzter Zeit hatte sie ur versucht so hoch und weit wie möglich zu schweben, aber mit einer weiteren Person zu fliegen war noch viel spannender.

Fragend zog sie eine Augenbraue hoch, als er meinte, sie sollte doch Sängerin werden und er und John würden dann die Groupies spielen. “Neee..ich glaube nicht, dass das klappt, zumal wir dann ja keine Band wären und als Solo-Superheld bin ich sicher nicht so gut, als wenn ich mit euch zusammen auftrete“, sie schnappte sich wieder ihre Cola und nahm einen Schluck, dann ließ sie sich gemütlicher in das Sofa sinken. Da Bobby meinte sie sollte John lieber nicht dazu einladen Feuer zu legen, schien sie zu überlegen, “gut, dann ermutigen wir ihn lieber nicht, sonst kommen wir irgendwann mit dem Löschen nicht mehr nach. Er kann sich sicherlich auch anders einbringen.“

Noch einmal nahm sie einen Schluck Cola und lächelte Bobby dann an, “und was machen wir jetzt?“

"Klar, kein Problem...", erklärte er leichthin als sie meinte, er müsse ihr dann aber beim Üben helfen. "Vielleicht finden wir ja auch noch was, wobei du mir beim Training helfen kannst..." Bisher hatte er nur mit dem Professor oder mit John trainiert, da konnte etwas Abwechslung nicht schaden. Und etwas häufiger durch die Gegend zu schweben war ja eigentlich eine hübsche Vorstellung.

"Mhh, du könntest singen und wir wären die sexy background dancer, wie wäre das?" Er grinste bei der Vorstellung. Gut genug aussehen taten sie dafür jedenfalls, fand er ganz unbescheiden. Das mit dem Tanzen müssten sie vielleicht noch etwas üben. Dann nickte er, als sie fand, dass sie John lieber nicht ermutigten. "Ja..., vielleicht besser..."

Auch er nahm einen Schluck aus seiner Cola und sah dann zur Uhr. "Ich würde ganz gerne schnell mal nach John sehen und ihm noch ein bisschen Eis aus dem Gefrierfach mitbringen, just in case. Aber dauert nicht lange..." Er war noch nicht wirklich müde, die Ereignisse des Tages hatten wohl zuviel Adrenalin freigesetzt. "Ich komm' dann wieder zurück." Nicht dass er von ihr erwartete, dass sie auf ihn warten würde, aber sie konnte, wenn sie wollte. Er nickte ihr zu und verliess den Raum.

Knappe zehn Minuten später trat er wieder ein, mit zwei weiteren Flaschen eisgekühlter Cola in der Hand. Falls sie nicht mehr da sein sollte, würde er auch beide trinken und einfach ein bisschen fernsehen.

Lächelnd sah sie ihn an und nickte, es würde sicherlich Spaß machen mit ihm zu üben. Eigentlich übte Leto alleine, manchmal war der Professor dabei, aber meist nur dann, wenn es um die Telekinese ging, die Levitation und das Phasing übte sie alleine und zwar oft regelrecht extrem. Ein Trainingspartner würde dem jungen Mädchen gut tun, damit sie mal ein normales Level finden konnte. Ob sie Bobby helfen konnte war da so eine Frage, John war sicher ein guter Trainingspartner, da sein Feuer der perfekte Gegenspieler zu dem Eis war. Aber Leto hatte keine Offensivkräfte, sie würde Bobby nicht angreifen können und ihn schweben zu lassen war sicherlich lustig, aber nicht hilfreich für seine Kräfte. Vielleicht würde sie ihn telekinetisch mit Dingen bewerfen können, aber das wäre es dann wohl auch schon. Trotzdem freute sie sich darauf mit ihm zu üben. Ihre Mutter würde sicher fast ausflippen vor Freude, wenn Leto ihr schreiben würde, dass sie jetzt nicht mehr so alleine war.
“Wir sehen, ob sich was findet, ich wäre gerne nützlich, wenn nicht“, sie zuckte schmunzelnd mit den Schultern,“dann kannst du dich ein bisschen beim rumschweben entspannen“

Backgroundtänzer? Er und John? Der Gedanke hatte was, wirklich, “hm, aber nur mit nacktem Oberkörper und Jeans oder so was und ihr werdet eingeölt, damit ihr glänzt! Ich will doch heiße Tänzer haben, wenn ich schon singen muss. Ihr lenkt dann die Leute etwas von mir ab, dann merken sie nicht, wenn ich einen Fehler mache“. Langsam nahm ihre Spinnerei wirklich Formen an, seltsame Formen, aber es waren Formen.
Allerdings konnte sie sich Pyro nicht so wirklich als so einen schnuckeligen Tänzer vorstellen, gut, schlecht aussehen tat er nicht und es würden sicher einige Mädchen auf ihn stehen, aber er war vom Charakter einfach viel zu heißblütig um stupide im Hintergrund zu tanzen. Zu ihm passte in Letos Augen einfach der Badboy viel besser zu dem Pyromanen. Aber das war eine andere Sache.

Bobby wollte also noch einmal nach seinem Kumpel sehen, zuerst überlegte Leto, ob sie nicht mit kommen sollte, entschied sich dann aber dagegen es zu tun oder zu fragen. Sicherlich hatte es einen Grund, warum Bobby sie nicht fragte, ob sie mit kommen wollte. John und er waren gute Freunde, Leto gehörte eigentlich nicht zu diesem Bund und da John auch scheinbar angeschlagen war, wollte sie ihn nicht stören.
Mit einem Nicken machte sie deutlich, dass sie warten würde und das tat sie auch. Während er kurz weg war, beschäftigte sie sich mit dem Fernseher, zappte ein bisschen, bis sie ein Programm fand, das ihr gefiel. Dann machte sie es sich auf dem Sofa gemütlich und wartete auf ihn.

Lange dauerte es nicht und der Eismutant kam mit zwei weiteren Colas zurück, wie praktisch, denn ihre war leer. “ach du bist wirklich praktisch Icy“, sie schenkte ihm zum Dank ein süßes Lächeln und nahm eine der Flaschen, “ist mit John alles in Ordnung? Schläft er noch?“

Bobby hatte noch immer ein Grinsen auf dem Gesicht als er den Raum verliess, um nach John zu sehen. Die Vorstellung von ihnen beiden mit nackten eingeölten Oberkörpern als Background-Sänger... war schon sehr komisch. Der Eismutant hatte ein sehr entspanntes Verhältnis zu seinem Körper. Er mochte ihn und hatte den Eindruck, dass er auch bei Girls ziemlich gut ankam. Für John galt dasselbe. So gesehen wären sie für sowas vielleicht wirklich ein gutes Team.

Nach kurzem Umweg über die Küche, wo er einen Beutel mitlaufen liess für weiteres Eis zur Kühlung von Johns Wunde, ging er nach oben und öffnete vorsichtig die Tür zu ihrem Zimmer. Aber John schlief tief und fest. Dann konnte das mit den Schmerzen ja wirklich nicht so ein Problem sein. Er liess den Beutel oben zurück (das Eis dafür konnte er ja nach Bedarf kreieren), schloss die Tür leise hinter sich und ging wieder zurück - erneut mit einem Umweg über die Küche.

Leto war tatsächlich noch da und lächelte ihn fröhlich an, offensichtlich erfreut über die zweite Cola, die er in der Hand hatte. Er hielt sie ihr hin und lachte. "Der praktische Eismann von nebenan..." Er nahm einen Schluck und nickte dann. "Er schläft tief und fest. Kann also nicht so schlimm sein mit den Schmerzen." Er sah auf den Bildschirm, um zu schaun, was sie ausgewählt hatte. "Tja, sieht ganz so aus als ob wir heute Abend keine weitere Gesellschaft kriegen würden... willst du das gucken?" Bobby nickte in Richtung TV. "Oder... wollen wir ne Runde Pool spielen?" Der Professor hatte neben anderen Zerstreuungsmöglichkeiten auch einen Billardtisch organisiert für seine Studenten. Aber Mädchen neigten dazu, den weniger interessant zu finden als Jungs.

Die Jungs schätzten sich schon ganz gut ein, zwar hatte sie beide noch nicht mit freiem Oberkörper gesehen, aber sie konnte sich ziemlich gut vorstellen, dass die beiden auch unter dem Stoff gut aussahen. Sie selbst mochte sich auch, sie war nicht gerade groß, aber das musste eine Frau ja auch gar nicht sein, fand sie zumindest. Manche würde sie vielleicht als etwas zu zierlich bezeichnen, sie war Tänzerin und hatte Glück gehabt mit ihren Genen. Ihre Eltern waren auch beide schlank und auch wenn sie keine strikte Diät hielt, gehörte sie doch zu den schlanken Menschen. Manchmal wünschte sie sich, sie wäre ein bisschen weiblicher, aber jeder hatte etwas, das er nicht mochte oder womit er ein bisschen unzufrieden war.

Während Bobby nach seinem besten Freund sah, kuschelte sich das Mädchen auf das Sofa und streckte die Beine aus. Sie lehnte sich gegen eine Armlehne, nahm eines der kleinen Kissen in den Arm und schaute in den Flimmerkasten. Es lief nicht viel, die Nachrichten waren vorbei, es liefen eine Sitcom, ein Spielfilm und eine Dokumentation. Unterwasseraufnahmen, Fische, Korallen, Leto mochte so was, also blieb sie bei dem Programm.

Lange dauerte es nicht und Bobby leistete ihr wieder Gesellschaft, als er kam, zog sie die Beine an um ihn Platz zu machen. Sie richtete den Oberkörper etwas mehr auf, saß schon wieder mehr als dass sie lag.
“ich sags doch, die Menschen werden dich für deine Kräfte lieben, da lässt sich was draus machen“, fing sie gleich wieder an rumzuspaßen und lächelte, ein leichtes von ihm Nicken, zeigte, dass sie mit John wohl recht gehabt hatte, er schlief. Sie war froh darüber, denn es hieß, er hatte keine großen Schmerzen, “dann machen wir zwei es uns schön, er kann ja beim nächsten Mal mit machen, jetzt ist es besser, wenn er sich ausschläft“, kurz sah sie zu der Doku, “muss nicht sein, ich spiel auch Pool mit dir, vorausgesetzt du bringst es mir bei, ich hab das noch nie gespielt“, lachte sie und sah zu dem grünen Filztisch.

"Mhh..." Bobby sah auf den Bildschirm. Fische. Nicht dass Bobby Wasser nicht mochte, denn das machte die Herstellung von Eis doch deutlich einfacher, aber ihm sah das Programm nicht so sonderlich spannend aus. Nur: Wenn Leto noch nie Pool gespielt hatte, würde auch das nicht eben aufregend sein, weil sie dann keine Chance hatte - jedenfalls nicht, wenn sie nicht mit Hilfe von Telekinese schummelte. Etwas unentschlossen sah er sie an. "Wir können auch was anderes spielen. Etwas, wo wir faire Gegner sind." Seine Augen wanderten durch den Aufenthaltsraum.

"Schach?" Der Professor und Mr. Lehnsherr spielten es dauernd. Er hatte es auch ein paar Mal gespielt, war aber nicht besonders gut. Und John hatte in der Regel nicht die Geduld es zu spielen... Ronny war ziemlich gut gewesen. Er war immer so stolz drauf gewesen, dass er etwas besser konnte als sein grosser Bruder, und Bobby hatte gutmütig mitgemacht und sein Bestes gegeben. Aber Ronny hatte immer gewonnen. Ein leicht melancholischer Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht, den er dann aber entschlossen beiseite schob und versuchte mit einem langen Schluck aus der Colaflasche zu überspielen. "Oder irgendwas anderes...? Gibts was, das du magst?"

Dokumentationen konnten ziemlich interessant sein, es kam eben nur auf das Thema an. Leto mochte alles über Tiere, alte Religionen oder Archäologie, aber auch über Motorräder oder Kampfsport. Anderes Technikzeug interessierte sie nicht so. Da Bobby keine Lust hatte die Doku zu sehen, war sie damit einverstanden, wichtig war ihr das jetzt nicht. Aber was konnten sie stattdessen machen? Die Blonde überlegte.

Ein freches Grinsen stahl sich auf ihre Lippen und sie stand auf, stellte die Flasche auf den Tisch und nahm eine Kampfposition ein, “kannst du Kampfsport Bobby?“, sie lachte, er hatte schließlich gefragt, was sie gerne machte. Leto beschäftigte in ihrer Freizeit of mit dem Training, aber nicht nur das ihrer Kräfte. Sie sie hier weder ins Kampf- noch ins Tanztraining konnte, musste sie es eben selbst machen. Allerdings hatte sie es in letzter Zeit vernachlässigt. Es war jedoch ein Scherz gewesen, natürlich würde sie mit ihm kämpfen, aus Spaß versteht sich, aber das war sicher nicht, was er machen wollte. Zudem würde er Probleme bekommen, wenn er selbst keinen Kampfsport machte. Natürlich würde sie ihn niemals verletzen, aber es wäre doch sicherlich kein fairer Kampf, vorausgesetzt er war kein Kämpfer.

Sie gab die Haltung auf und grinste wieder, kurz setzte sie sich auf die Lehne, “Schach…hmm das wäre was für Hermes oder Marcello…aber ich habe es nie richtig gelernt, ich wäre also ein gutes Opfer, wenn du Lust hast, ich würde mir Mühe geben. Ansonsten, ich kann etwas Pokern, hat mein Vater mir beigebracht und auch sonst ein paar Würfel- und Kartenspiele, das übliche eben und ein bisschen Glücksspiel...Tick meines Onkels, er hat mir so die Stochastik beigebracht, hast du Lust?“

Bobby sah ihr zu wie sie recht unvermittelt eine kämpferische Pose im Raum einnahm und fragte, ob er Kampfsport konnte. Nun, der Eismutant war ziemlich fit und hatte sich mit John natürlich auch schon einige Rangeleien geliefert. Aber angesichts seiner Mutation hatte ers nie nötig gefunden, zusätzlich dazu noch ein spezifisches Kampfsporttraining zu machen. "Du kannst Kampfsport?" Er sah sie ein kleines bisschen ungläubig an, blieb aber sitzen.

Das in Kombination führte wohl dazu, dass sie sich auch wieder setzte und weitere Vorschläge machte. Darunter war auch die realistische Chance, endlich mal im Schach zu gewinnen. Aber Bobby mochte keine Spiele, bei denen von Anfang an feststand, wer gewinnen würde. Glücksspiel klang da eigentlich noch am besten. "Stochastik?" Das Wort hatte er schon mal gehört, wusste aber nicht wirklich, was es bedeutete. "Klingt gefährlich..." Er grinste. "Genauso wie Kampfsport. Was kannst du denn so?" Ein bisschen würde ihn das schon reizen. Denn er war wirklich fit. Und sie war ein Mädchen. So richtig konnte er sich nicht vorstellen, dass sie eine ernsthafte Gegnerin sein könnte. "Vielleicht kannst du mir ja noch was beibringen..."

Sie musste Lachen, er traute ihr wohl nicht zu, dass sie ihn besiegen konnte. Leto war sich zwar nicht zu 100 % sicher, aber doch ziemlich überzeugt, dass sie eine würdige Gegnerin war. Selbst wenn sie nicht ihre Fähigkeiten einsetzte, wenn sie es tat, würde wohl ein Sieg Außerfrage stehen, sie konnte aus jedem Griff entfliehen, indem sie einfach phaste oder sogar davon schwebte. Allerdings hatte sie eine Art Ehre im Kampf, sie würde in einem Wettkampf oder bei einem spielerischen Kampf ihre Kräfte nicht einsetzten, nur dann, wenn sie in Gefahr war und dann wohl auch eher um zu fliehen und nicht um einen Vorteil beim Kampf zu haben.
“Schau mich an, ich bin eher klein und auch nicht sonderlich kräftig und als ich anfing, hatte ich auch nur eine passive Kraft, mein Onkel kam auf die Idee, dass es gut wäre“

Kurz streckte sie sich und lehnte sich zurück, dabei fiel sie fast von der Armlehne und versuchte die Balance wieder zu finden. Es sah sicher lustig aus, wie sie mit den Armen ruderte und dann zum Glück doch nicht runter fiel. Ein paar Strähnen fielen in ihr Gesicht und sie strich sie routiniert hinter das Ohr.
Kurz runzelte sie die Stirn, Bobby was doch so alt wie sie, aber als sie genau überlegte, fiel irh auf, dass sie die Stochastik auch noch nicht wirklich in der Schule gehabt hatte, ihr Onkel hatte es ihr beigebracht. [color]“Stochastik ist Wahrscheinlichkeitsberechnung, mit Glückspiel kann man das ziemlich gut lernen, also wenn ich z.B. Würfel dann kommen die Zahlen mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten...so was eben, aber ins Casino bin ich dann lieber doch nicht gegangen“[/color], das Haar fiel wieder in ihr Gesicht, “ich habe vor zwei Jahren mit Ju Jutsu angefangen, ich kann dich also gerne aufs Kreuz legen“, bei dem Ende grinste sie frech, “seit ich hier bin mach ich aber nichts mehr.“

"Naja, klein und nicht sonderlich kräftig mag ja stimmen, aber du kannst phasen. Wenn dir jemand zu nahe kommt und Ärger machen will, gehst du einfach durch ihn durch, oder? Wozu also der Aufwand?" Das war es ja, was ihn davon abgehalten hatte, sowas zu lernen. Mit Hilfe seiner Mutation konnte er mit praktisch jedem Gegner fertigwerden, wenn es sein musste. Als sie dann fast vom Sofa fiel und es nur knapp schaffte, die Balance nicht verlieren, grinste er breit - und es unterstrich seinen Verdacht, dass sie gegen ihn kaum ankommen würde.

"Ahh...", machte er dann als sie Stochastik erklärte. "Ja, okay... hatten wir noch knapp in der Schule, bevor... naja, vor meinem Abgang. Kann mir aber nicht vorstellen, dass das beim Glücksspiel wirklich hilft." Er lachte als sie ihm dann anbot ihn aufs Kreuz zu legen. "Okay... das will ich sehen... aber keine Tricks mit Phasen und so, klar?" Bobby hob gespielt mahnend einen Zeigefinger. "Und anschliessend können wirs gerne mit ein bisschen Stochastik versuchen..."

Er stand auf, stellte sich in den Raum, wo ein bisschen Platz war, nahm Haltung ein und sah Leto erwartungsvoll an. Ju Jutsu, pah.

Er hatte schon Recht, eigentlich brauchte sie das nicht, immerhin konnte sie immer weg laufen, aber als sie damit anfing, war das noch nicht so. ihr Kopf wiegte von rechts nach links und wieder zurück, dann rutsctht sie von der Lehne und saß wieder auf der Sitzfläche des Sofas, “also“, begann sie, “mit 12 zeigte sich, das ich eine Mutantin bin, war nicht tragisch, wie schon erzählt, ich bin ja nicht die Einzige in meiner Familie und die Mutation war mir ja auch durch meine Mutter bekannt. Allerdings das das phasen nicht so einfach, zumindest am Anfang und auch nicht ungefährlich. Mal überlegt, was passiert, wenn man in der Wand stecken bleibt? Ich hab mal einen Apfel da gelassen…gefunden habe ich ihn nicht mehr, er war wohl Matsch und mit dem Mauerwerk verbunden. Zumindest hatte ich am Anfang Angst“, sie wartete kurz und nahm einen Schluck Cola,“ist dir vielleicht schon mal aufgefallen, ich bin beim Training etwas…sagen wir verbissen, meine Familie meinte ich würde mich überfordern und mein Onkel hatte dann die Idee, ich könnte Kampfsport machen. Das fördert die Körperbeherrschung, Konzentration und so weiter, zumal hätte ich mich dann in einem Ernstfall nicht auf meine Kraft verlassen müssen. Ich glaube er wollte mich nur ablenken, aber es machte mir Spaß und ich bin dabei geblieben…, noch einmal streckte sie sich, diesmal lief sie ja keine Gefahr runter zu fallen.

Kurz nickte sie, ja Stochastik hatte wohl ein paar Wochen nach ihrem Umzug angefangen, hier in der Schule war das alles ein bisschen anders. Sie waren viel weniger Schüler und der Professor mit Mr. Lehnsherr gaben sich große Mühe mit ihnen, da sah der Stundenplan und der Unterrichtsablauf etwas anders aus. “na ja ins Casino würde ich deswegen jetzt nicht gehen, aber es ging ja auch darum das Prinzip zu verstehe und nicht das Kartenzählen zu lernen“

Ok, Bobby legte es wohl echt drauf an sich mit Leto zu prügeln, so mehr oder weniger eben. Es war ja keine wirkliche Schlägerei, es war Sport und ein bisschen Spiel. Aber wenn er es so wollte, “willst du das echt? Ich hab den 2. Kyu, also Schülergrad“, klärte sie ihn auf, stand aber auf und schob zwei drei Stühle zur Seite, damit sie etwas Platz hatten. Der Boden war recht hart, aber sie würde aufpassen, vielleicht täuschte sie sich ja aber auch und Bobby war selbst ein Kämpfer, dann würde es interessant werden. Ihre Kräfte würde sie natürlich nicht einsetzen, das verstand sich von selbst.

Bobby hörte ihrer ausführlichen Erklärung zu, weshalb Kampfsport eben doch das Richtige für sie war. Er nickte, klar, sobald was Spass machte, blieb man natürlich dabei, das leuchtete ihm schon ein. Ihm war bisher nicht wirklich aufgefallen, dass sie verbissen war beim Training, aber sie hatten wohl auch einfach beim Trainieren nie viel miteinander zu tun gehabt. Ihre Kräfte waren nun mal sehr unterschiedlich. "Mhh... aber seit du hier an der Schule bist, hast du das ein bisschen vernachlässigt, ja?" Er war weiterhin relativ optimistisch, dass das Mädchen nicht stark genug war, um ihn so leicht aufs Kreuz zu legen.

Sie hingegen schien schwer davon auszugehen. "2. Kyu...?" Er lächelte und stellte sich in Position. "Das klingt jetzt eher niedlich als gefährlich." Dasselbe galt für Leto als Ganzes, wenn er sich da jetzt so stehen sah. Er war noch nie auf die Idee gekommen, sich mit einem Mädchen anzulegen. Und er hörte schon Johns Sprüche im Hinterkopf, die er loslassen würde, wenn er jetzt hier in die Szene reinplatzen würde. Aber Leto war eine Mutantin, sie war an dieser Schule genauso wie er, und es war sozusagen Training, was sie hier taten. Also, warum nicht. Und offensichtlich war sie überzeugt davon, dass er es war, der sich Sorgen machen musste. "Okay...", er sah sie an, "...ich bin soweit... zeig mir, was du kannst, 2. Kyu..."

Sport war eigentlich immer eine gute Beschäftigung. Es war gesund, hielt fit und machte Spaß, außerdem war es ein einfacher Weg um Freunde zu finden und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Leto war vom Tanzen zum Kampfsport gekommen, auch nicht unbedingt ungewöhnlich. Für beides brachte man Körperbeherrschung. Aber leider hatte sie beides vernachlässigt und nickte daher, “leider, es ist eben blöd alleine und vor allem ohne Trainer, sich selbst etwas Neues beizubringen ist nicht ganz so einfach“ erklärte sie.

Wieder einmal grinste sie, ihr viel auf, dass sie in seiner Gegenwart heute sehr oft lächelte oder grinste, nun ja, es war ja nichts Negatives. Es war wieder eher ein freches Grinsen, als er meinte ihr Grad war eher niedlich. Scheinbar kannte sich Bobby nicht aus, der 2. Kyu war der blaue Gurt und somit der Vorletzte Schülergrad, danach kamen die Meistergrade, auch Dan genannt. Sie war also schon ziemlich weit gekommen.
Aber gut, er wollte ja was lernen und ganz sicher konnte sie sich immer noch nicht sein, ob er nicht doch etwas konnte und wenn es nur Boxen war, das würde nämlich bedeuten, dass er deutlich mehr Kraft als sie hätte und diese gezielt einsetzen könnte. Ein richtiger Schlag würde sie also auf die Matte schicken.

Nun gut, sie nahm eine Kampfposition ein, eine Standdartposition, nichts, woraus man viel ablesen konnte, “dann komm, greif mich an, wenn du so sicher bist, dass ich ungefährlich bin“, wenn er angreifen würde, dann hätte sie einen Vorteil. Ju Jutsu war, wie viele Kampfsportarten, eine Verteidigungsart, man nutzte das Gewicht, die Kraft oder den Schwung des Gegners um ihn zu schlagen.
Würde er jetzt auf sie zu rennen, so würde sie einen Schritt zur Seite machen, seinen Arm greifen und ihn so auf den Boden zwingen. Dabei würde sie seinen Schwung ausnutzen, abfangen und lenken und wenn sie seinen Arm verdrehte vorsichtig natürlich, dann hatte sie ihn im Griff, konnte ihn dorthin lenken, wohin sie es wollte, in diesem Fall auf den Boden um sich dann auf seinen Rücken zu setzten und den Arm so zu drehen, dass er nicht mehr aufstehen könnte.

Vom Flur aus hatte John Stimmen gehört und zumindest eine von ihnen kam ihm sehr bekannt vor. Die andere gehörte zu einem Mädchen, aber John war nicht unbedingt sicher, zu welchem. Diese hohen Stimmen klangen einfach alle relativ gleich für ihn.Schmunzelnd blieb John stehen und lauschte ein bisschen. Drake-O zusammen mit einem Mädchen, vielleicht gab es da ja was Interessantes zu hören.
Aber... Kyu? Angreifen? Was trieben die da drin?

Kauend, mit Topf in der Hand, blickte John in den Raum und hätte sich beinahe verschluckt vor Lachen.
Bobby und Leto standen sich gegenüber, beide in Kampfposition, und waren anscheinend gerade dabei, irgendeine skurrile Kampfsportart für sich zu entdecken. Das ganze sah so völlig aus dem Kontext gerissen einfach nur total lustig aus.

"Auu-uu!", machte er schließlich immer noch lachend und hielt sich mit einer Hand den Bauch. Das waren wohl die Karmagötter schuld. Lache deinen besten Freund nicht aus, oder es tut dir der Bauch weh.
"Sorry." John schmunzelte nur noch und aß nun weiter. "Ich wollte euch nicht bei eurer kleinen Yogaübung unterbrechen.", fügte er kauend hinzu und lachte wieder. "Nein, ehrlich. Ich bin gar nicht da. Hmhm."
John warf Bobby einen vielsagenden Blick zu und hob die Augenbrauen. Leto war ein hübsches Mädchen und falls Bobby irgendwas vorgehabt hatte wäre er bestimmt nicht sehr erfreut über diese Unterbrechung. Nur gut, dass der Eismutant ihm nie lange und ernsthaft böse sein konnte.

Bobby musterte das Mädchen, das ihm gegenüber nun Haltung angenommen hatte. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie ihn angreifen würde, das hätte es etwas einfacher gemacht. Aber nun sollte er...? Während er noch überlegte, wie er das am besten anstellen sollte, hörte er plötzlich Gelächter von der Tür. Sein Kopf ruckte herum, und da stand John, einen Topf in der Hand, kauend und lachend und sich den verletzten Bauch haltend. Bobby rollte mit den Augen. Hatte er nicht gerade genau diese Szene vor seinem geistigen Auge gesehen? Manchmal hatte er den Verdacht, dass es da eine telepathische Verbindung gab zwischen ihnen beiden. Oder vielleicht war er ja hellsichtig, eine neue Mutation, von der er bisher nichts geahnt hatte?

John schien es auf jeden Fall wieder ziemlich gut zu gehen. Hungrig und auf der Suche nach Unterhaltung, geraucht hatte er bestimmt auch schon. "Leto hat behauptet, sie sei gut in Ju Jutsu, und das wollte ich nur mal austesten...", erklärte Bobby schliesslich, ein ganz kleines bisschen defensiv im Ton. Weil... erstens war das jetzt wirklich eine etwas seltsame Haltung, in der John sie da gerade erwischt hatte, und zweitens würde der Pyromane vermutlich glauben, dass das ein Manöver von ihm war, um das Mädchen anzufassen, und so war es eigentlich gar nicht gemeint gewesen. Okay, dieser Nebeneffekt war nicht völlig unerwünscht, aber eigentlich sausten diese Hintergedanken erst jetzt durch seinen Kopf, wo er John da im Türrahmen stehen sah.

Bobbys Haltung entpannte sich. "Du hast Pasta à la Drake verpasst...", sagte er dann, in leicht neckendem Tonfall, weil er wusste, dass John die auch mochte. "Und ich war gerade vorhin oben, um zu sehen, ob du mehr Eis brauchst, da hast du noch geschlafen. Aber offenbar gehts dir ja wieder ziemlich gut..."