Gerade als sie sich langsam wieder der Villa näherten, tauchte Logan plötzlich auf, der sein Gespräch mit Charles offensichtlich beendet hatte und etwas derangiert wirkte. Doch bevor Magneto noch dazu kam etwas zu sagen, äusserte sich der andere Mutant bereits. Erik hob eine Augenbraue. 'nen Moment unterwegs'? - das konnte eine Menge bedeuten. Vor allem hiess es, dass er bereits wieder ging, was wohl bedeutete, dass Charles den Fehler gemacht hatte, ihm alles zu sagen, was er wissen wollte. Innerlich seufzte Erik. Nicht gerade eine strategische Meisterleistung des Telepathen.

Überrascht nahm er das Friedensangebot an Kurt zur Kenntnis. Was zum Teufel hatte Charles da drin mit ihm gemacht? Ihre Blicke trafen sich kurz, dann wendete sich Logan ab und stapfte mit einem letzten Grusswort davon. "Viel Glück", sagte Magneto nur, und fügte dann hinzu. "Bis bald." Sie würden sich wiedersehen, früher oder später, auf die eine oder andere Weise, davon war der Meister des Magnetismus überzeugt.

Kurts Frage riss ihn dann aus seinen Gedanken. "Ja, ich denke, das können wir tun. Und sobald wir alle deine Fragen geklärt haben, werden wir sehen, wo wir dich unterbringen können." Damit lenkte Magneto seine Schritte zurück zum Hauseingang.


tbc Gemeinschaftsraum


(oot: Ich schlage vor, wir warten dort mit Posten, bis auch Rogue angekommen ist und Charles Gelegenheit zu einer ersten Reaktion hatte...)

cf: Küche


John und Bobby trugen ihr Frühstück raus in den Garten, machten es sich dort bequem und fingen an zu essen. Der Eismutant hatte nicht unmittelbar auf Johns Überlegungen zur Leto reagiert weil er gedanklich noch immer an seiner Bemerkung bezüglich seiner Familie in Boston hing. Leider befürchtete er, dass sein Freund Recht hatte: Sie würden zutiefst schockiert sein, und so sehr er sie liebte, die Wahrscheinlichkeit war einfach verdammt hoch, dass sie mit einem solchen Geständnis nicht umgehen konnten. Aber... was wenn doch? Die Vorstellung, wie es wäre, wenn sie Bescheid wüssten und es akzeptieren könnten... es wäre einfach zu schön. War es vielleicht doch ein Versuch wert?

Aber als sie dann draussen ankamen, drang doch noch in sein Bewusstsein, was John zu Leto und Frauen im Allgemeinen gesagt hatte. "ICH lande mit ihr im Bett?" Bobby klang ein bisschen entrüstet. Okay, technisch gesehen war er mit ihr bereits im Bett gelandet... aber nur wegen dem Hasch, und es war ja nichts passiert. "Bin ziemlich sicher, dass wenn einer von uns mit ihr im Bett landet, du das bist...", erklärte er kauend. Allerdings hatte John sicherlich Recht, dass das alles verkomplizieren würde, und irgendwie erfüllte es Bobby mit einer gewissen Befriedigung zu hören, dass er und ihre Freundschaft offenbar wichtiger waren als irgendwelche Frauen. Okay, Leto war nicht irgendwer, aber sie war halt echt nicht Johns Typ. Damit meinte Bobby nicht ihr Aussehen, sondern ihre Art, ihr Verhalten. Pyro war ein Draufgänger, und er brauchte jemand, der ihm dabei das Wasser reichen konnte. Oder ihn gelegentlich auch vor allzu gewagten Aktionen bewahrte... Okay, die letzte Aktion, jene, die sie ins Gefängnis gebracht hatte, war auf Bobbys Mist gewachsen.

"Zumindest hast du den Eindruck gemacht, dass du das gerne würdest, gestern Nacht..." Vorsichtig näherte sich Bobby den Dingen an, die während ihres Drogenrauschs passiert waren. Und er tat es mit etwas, das vorerst noch in keine allzu heiklen Gebiete vorstiess. Er grinste. "Es war schon irgendwie ziemlich heiss, das Ganze...", fügte er an und schob sich eine Gabel voll Speck mit Eiern in den Mund.

John folgte Bobby, gab ihm zwei Toasts rüber und setze sich dann ebenfalls, nur um sich über seinen Teller her zu machen. „Mhh...“, machte er und piekste weiter Speck und Eier auf seine Gabel. Es schmeckte wirklich gut, wie immer eigentlich. Und er war auch wirklich hungrig gewesen.
Kauend ließ er Bobby seine Zeit. John wusste, dass der Eismutant manchmal nicht so spontan mit seinen Antworten war und sich die Dinge lieber nochmal durch den Kopf gehen ließ. Über welches ihrer Themen er allerdings gerade nachsinnte, blieb John unbekannt. Als Bobby sich schließlich wieder zu Wort meldete ging es nicht um seine Eltern oder Boston, sondern darum, wer denn nun mit Leto im Bett landen würde.
„Hab doch gesagt, ich bin mal gönnerhaft.“, wiederholte er grinsend und biss von seinem Toast ab. Klar schätzte Bobby ihn, John, als den Erfolgreicheren bei Frauen ein und das ja immerhin nicht zu Unrecht. Trotzdem konnte man sich bei Leto nicht so sicher sein. Das Mädchen war sprunghaft und sowieso wusste ja keiner, ob sie überhaupt nochmal in der Gegenwart der Jungs einen Drink oder einen Joint anfassen würde.

Dass Bobby nun anfing, den gestrigen Abend zu analysieren, ließ John erstmal grinsen. Er mochte es eigentlich, lustige Abende noch einmal zu resümieren. Der Gedanke, dass Bobby vielleicht am Ende einen besonderen Moment der vergangenen Nacht ansprechen wollte kam ihm erstmal nicht. Immerhin ging es hier gerade um Leto.
„Klar, warum auch nicht. Hässlich ist sie ja nicht und an ihrem Körper gibt auch wirklich nichts zu meckern.“, fachsimpelte der Australier und rief sich nochmal ein Bild des leicht bekleideten Mädchens ins Gedächtnis. „Aber leider, leider doch nicht so locker drauf, wie ich gehofft hatte.“, musste er hinzufügen.
Bobby bezeichnete das ganze als 'ganz schön heiß', was John wieder grinsen ließ. Ja, es war mal was Neues gewesen, so mit direktem Publikum daneben.
„Was erwartest du? Immerhin war ich beteiligt!“

Gönnerhaft, soso. Bobby warf ihm mit schiefem Grinsen einen Seitenblick zu, während er eine Frucht traktierte. "Das ist es, was ich so an dir mag... diese grosszügige Ader..." Ihm schien es ja, wie wenn Leto eigentlich mehr an ihm interessiert gewesen war als an John. Vermutlich entsprach er ihrer Art eher als der draufgängerische Feuermutant. Aber gut möglich, dass John es genau andersrum sah.

Jedenfalls nickte Bobby, als sich Pyro anerkennend über ihren Körper ausliess. "Mädchen sind ja irgendwie in dem Punkt nie so locker drauf wie wir... ist halt einfach so. Ohne die Joints hätte sie eh niemals mitgemacht", erklärte Bobby nun mit der Stimme des Experten. Dabei behielt er John im Auge, um zu sehen wie er auf seine andere Bemerkung reagierte. Und so sehr Pyro bei seiner Antwort witzelte... es hatte eben schon einen wahren Kern. Das alles wäre deutlich weniger 'heiss' gewesen ohne ihn. Zwar fand Bobby die Vorstellung durchaus erregend, mit Leto in so einer Situation alleine zu sein, aber Johns Präsenz gab dem ganzen einen Twist, den er zu seiner eigenen Überraschung ziemlich aufregend fand.

Sein Blick wanderte kurz über Johns Körper. Noch nie zuvor war er auf die Idee gekommen, seinen Freund auf diese Weise zu sehen... aber seit es gestern Nacht zum ersten Mal passiert war... Und dann noch der Kuss. Bobby brachte den Kuss nicht aus seinem Kopf, die leidenschaftliche Hitze, die er da berührt hatte... "Mhh...", machte er und erwiderte Johns Grinsen. "Sag mal... hast du eigentlich sonst schon mal einen Typen geküsst?" fragte er dann, um einen beiläufigen Konversationston bemüht. Es war ja nicht so, dass er glaubte, dass John an sowas interessiert sein könnte, aber auf der anderen Seite hielt er es durchaus für möglich. John was experimentierfreudig, und gerade sexuell traute Bobby ihm so ziemlich alles zu. Dennoch war die Frage natürlich schon irgendwie etwas heikel...

Kauend grinste John zurück.
„Ja, ich weiß, ich bewundere das auch immer wieder an mir selbst. Großzügigkeit, Nächstenliebe und mein unerschütterliche Glaube an Gott und seine Heiligen. Das ist es doch, was mich ausmacht.“, scherzte er und nahm sich ein Stückchen Obst. Naja, das mit den Heiligen war von Saint Johnny ja gar nicht so weit entfernt. Aber eigentlich hielt er seinen Namenszusatz eher für einen privaten Scherz. Denn wer er etwas nicht war, dann ein Heiliger. Wie sich Eltern doch in dem täuschen konnten, was einmal aus ihren Kindern wurde.

Als Bobby nun anfing über Frauen zu fachsimpeln, musste der echte Fachmann ihn einfach korrigieren. „Es gibt Frauen, die drehen total durch, wenn du einmal auf die richtigen Knöpfe gedrückt hast. Ich hatte ein paar Mal das Vergnügen, solchen zu begegnen.“, erzählte er von seinen Abenteuern in den Straßen und Betten dieser Welt. John brüstete sich gern mit seinem Erfolg bei Frauen, immerhin hatte er früh angefangen, sich auf dem Gebiet zu engagieren.
„Da war eine im Heim, ich glaube sie hieß Sarah...“, geriet er ins schwärmen. Untypisch, dass er noch ihren Namen wusste. „Sie war eine Wildkatze. Hat mir den kompletten Rücken zerfleischt. Glaube sie war wegen Körperverletzung da.“
Das war schon eine seltsame Zeit gewesen, damals. Diese vielen durchgedrehten Jugendlichen und er mittendrin.

John bemerkte Bobbys musternden Blick. Er kaute langsamer und sah seinen besten Freund verwundert an. Als er dann auch noch dessen Frage hörte, schluckte John sein Essen herunter und lehnte sich im Stuhl zurück. Warum nur hatte er gewusst, dass die dieses Thema nicht einfach begraben konnten?
Er räusperte sich. „Nope. Habe ich nicht.“, antwortete er und blickte forschend in Bobbys Gesicht. Falls es wirklich Bedarf gab, über diese Sache zu reden, würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben. John schwieg, bemühte sich aber zumindest um eine offene Körperhaltung.

Bobby kicherte und verschluckte sich fast. "Ja, besonders das mit Gott und seinen Heiligen... Warum habe ich eigentlich aufgehört, deinen Vornamen in seiner ganzen Pracht zu verwenden, St. John?" Er kratzte sich gespielt nachdenklich am Kopf und schob sich dann den letzten Rest Eier und Speck in den Mund.

Derweil hielt John einen kleinen Vortrag über seine Frauenerfahrungen. Bobby hatte anfänglich geglaubt, dass John einfach nur angab mit diesen Geschichten. Aber mittlerweile war es dem Feuermutanten gelungen ihn davon zu überzeugen, dass die meisten seiner Storys wirklich stattgefunden hatten. Vielleicht nicht immer ganz genauso wie er sie erzählte (kompletten Rücken zerfleischt, hallo?), aber doch so einigermassen. Als John dann zur Pointe mit der Körperverletzung kam, konnte Bobby nicht anders als breit zu grinsen. "Sarah, huh? Klingt... wild. Erstaunlich eigentlich, dass davon keine Narben zurückgeblieben sind..." Doch abgesehen von solcherlei stichelnden Bemerkungen anerkannte er Pyros Überlegenheit in diesen Dingen an und war immer bereit, von dessen Erfahrung zu profitieren. "Richtige Knöpfe... das ist aber von Frau zu Frau anders, oder? Oder gibts ein paar, die bei allen gleich funktionieren?" fragte er nun ehrlich interessiert.

Johns Reaktion auf seine nächste Frage bestätigte Bobby, dass dieses Gebiet ein wenig heikel war. Die Antwort war kurz und klar, die Körpersprache leicht defensiv. Bobby nickte. "Mhh... 'kay." Ihre Augen trafen sich. "Ich auch nicht", beeilte Bobby sich zu erklären, verunsichert ob er damit das Thema nun besser abhaken sollte oder noch mehr dazu sagen. "Ich... mhh... fands aber...", er suchte nach Worten, "...also eigentlich...", druckste er herum, "...du warst ziemlich warm. Heiss. Ich meine von der Temperatur her jetzt. Das war...", oh Gott, wie hörte sich das denn jetzt alles an, total verzettelt, oder? "...interessant." brachte er schliesslich den Satz irgendwie zu Ende. Er schluckte und spürte wie er ein bisschen rot wurde. Fuck. Warum hatte er es auch nicht einfach auf sich beruhen lassen können.

„Weil du ganz genau weißt, dass es dir nicht besonders gut tun wird, wenn du mich so nennst.“, entgegnete John ebenfalls grinsend und warf mit einem Stückchen Obst nach seinem besten Freund. John mochte seinen vollen Namen eigentlich nicht so gerne... allerdings fand er es manchmal auch ziemlich komisch, ihn zu benutzen, weil er einfach so überhaupt nicht zu ihm passte.
Auch Johns Teller war mittlerweile geleert und er lehnte sich zurück, zufrieden darüber, dass der gröbste Hunger gestillt war. Bobby lauschte seinen Frauengeschichten beinahe andächtig und der Australier konnte ihm das nicht verübeln. Als er das erste Mal älteren Jungs begegnet war, die ihm Dinge über Mädchen erzählt hatten, war er auch völlig begeistert und hingerissen gewesen.
Und gut, vielleicht hatte Sarah ihm den Rücken nicht zerfleischt. Aber zumindest ansatzweise. „Hab's nur übertrieben um sicher zu gehen, dass du weißt, wovon ich da rede.“, stichelte er zurück Dann machte sich der große Fachmann daran, Bobbys Frage zu beantworten.

„Ich glaube, dass wenn alle Frauen sich richtig auf Sex einlassen könnten, dann würde es auch überall gleich funktionieren. Aber gibt halt leider zu viele, die sich nicht trauen und das Thema zu einem Tabu erklären. Wirklich verantwortungslos! Unsere Evolutionsaufgabe besteht durch nur aus Fortpflanzung...“ John seufzte übertrieben laut und grinste noch einmal.
Dann wandten sie sich anscheinend ernsteren Themen zu. Bobby druckste ein bisschen herum, ihm schien die Sache wirklich sehr unangenehm zu sein. Klar würde John sich jetzt auch nicht in den Gemeinschaftsraum stellen und die Neuigkeit, dass er und Bobby im Rausch was ausprobiert hatten, durch die Gegend schreien. Aber so schlimm fand er die Sache dann auch nicht, solange niemand davon erfuhr und er sich nicht rund um die Uhr damit beschäftigen musste.
John hörte sich Bobbys Gestammel an, irgendwas von wegen Temperaturen und 'heiß'. Nun... Bobby hatte doch schon vorher gewusst, dass sie unterschiedliche Hauttemperaturen hatten. So überraschend sollte das eigentlich nicht gewesen sein. Dennoch wusste John natürlich, was Bobby meinte. Es war eine elektrisierende Kombination gewesen, sie beide, so nah aneinander.
Am Ende wurde Bobby dann auch noch richtig rot im Gesicht. John lehnte sich neugierig vor. War Bobby die Sache etwa peinlich oder unangenehm, im Nachhinein?
„Ja, das war es. Wirklich eine neue Erfahrung. Auch wenn es sich ohne Gras und Leto wohl nicht ergeben hätte...“, sagte er und beobachtete Bobby immer noch. „Hey Mann, alles okay? Komm, beruhig dich. Erfährt ja niemand.“

Bobby wich dem Stück Frucht aus und lachte. "Weil du mich dann mit Obst bewirfst... ohhhh, jetzt hab' ich aber Angst...", spottete er milde und schob sich ein letztes Stück Orange in den Mund. Dann hörte er John bei seinen Frauengeschichten zu. Einerseits weil das immer spannend war, andererseits weil er genau wusste, wie sehr John es mochte, seine Frauengeschichten zu erzählen. Er nickte. "Du bist der totale Hengst, schon verstanden...", kommentierte er dann Johns Hinweis, weshalb er gelegentlich gerne etwas übertrieb.

Johns fast schon dozierenden Ton über Frauen und die Evolutionsaufgabe des Mannes quittierte er dann mit einem schiefen Grinsen. "Gehet hin und vermehret euch, da schimmert wieder der Bibelexperte bei dir durch, St. John...", zog er ihn auf und duckte sich in Erwartung weiterer Wurfgeschosse.

Tja, und dann hatte er sich in dieses andere Thema reinmanövriert und hörte sich rumstottern, während John ganz cool blieb und ihm entspannt bei seiner Druckserei zusah, beinahe schon neugierig. Und das dann auch ganz locker kommentierte. Bobby holte tief Luft. "Sorry." Er lächelte verlegen. "Es ist nicht so, dass es mir... unangenehm war oder so. Eher...", er sah Pyro ein bisschen nervös an, "...eher so, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass ich es... naja... ganz okay finden würde." Er räusperte sich. "Und das... beschäftigt mich irgendwie ein bisschen." 'ganz okay' war sehr vorsichtig formuliert, er wollte erst mal sehen, was John zu diesem Geständnis zu sagen hatte. Hey, immerhin lebten sie in den Zeiten der Hippies, von Flower Power und der freien Liebe, nicht?

Der totale Hengst, ja. Damit konnte er sich identifizieren. Jeder hatte eben so seine Hobbys, denen er nachging. Und bei ihm waren das eben Frauen. Die hatten ihn schon immer irgendwie fasziniert. Obwohl sie so anstrengend und zickig, weinerlich und klammernd sein konnten, waren sie einfach faszinierend.
Bobbys Spruch von wegen Bibelexperte verleitete John zu einem weiteren angedeuteten Wurf, allerdings beließ er es dabei Bobby zucken zu sehen, als dieser sich wohl auf ein Ausweichmanöver vorbereitete. Breit grinsend schob er sich das Stück Apfel in den Mund.
„So ernst sollte man das auch nicht nehmen. Fortpflanzungsprozess ja, aber wirklich fortpflanzen? Besser nicht.“, sagte er und lächelte leicht. Das wäre wirklich ein gruseliger Gedanke. Wobei er ja noch nicht einmal ausschließen konnte, dass vielleicht irgendeiner seiner sexuellen Kontakte noch länger währende Folgen mit sich gebracht hatte. Obwohl, eigentlich hatte er schon immer aufgepasst. Und wovon er nicht wusste, das sorgte ihn sowieso nicht.

John rechnete nun damit, dass die Sache dadurch erledigt sein würde. Sie würden nicht mehr darüber sprechen, es unter 'einmal erlebte Sachen' in ihrem Hirn verbuchen und das wäre es dann. Dass Bobby so komisch drauf war, weil ihm die Sache nun eben nicht unangenehm gewesen war, auf diesen Gedanken kam John erstmal nicht.
Zumindest solange Bobby das nicht ansprach.

Schweigen breitete sich aus. John wusste wirklich nicht, was er dazu sagen sollte. Diese Wendung des Gespräches erwischte ihn nun wirklich auf dem falschen Fuß... oder eher auf einem Fuß, den er einfach nicht zu seinem Körper zählen konnte.
„Das lag bestimmt an den Drogen. Ich meine... ich fand es auch nicht schlecht. Aber klar, wenn der Kopf voller wirrem Zeug ist, dann... passiert sowas schon mal. Und dann findet man Sachen irgendwie gut, die man normalerweise eher... komisch finden würde“, versuchte er eine weitere Erklärung. Es war angenehm, alles auf die Drogen schieben zu können.

Bobby zuckte tatsächlich zur Seite als John andeutete, mit einem Stück Apfel nach ihm zu werfen. Doch stattdessen landete es nur in Pyros breit grinsendem Mund. Der Eismutant lachte, er liebte diese Art von neckischem Geplänkel zwischen ihnen beiden. Dann nickte er. Auch er konnte sich nicht vorstellen, Kinder zu haben. Nicht dass er überhaupt nie welche haben wollte... aber... die Wahrscheinlichkeit war ja sehr hoch, dass auch sie Mutanten sein würden. Und so wie die Dinge lagen zwischen Mutanten und Menschen, war er nicht sicher, ob er seinem Nachwuchs eine solche Situation zumuten wollte.

Bei diesem Gedanken realisierte er etwas, das ihm vorher noch nie wirklich aufgefallen war. Wenn das X-Gen vererbt wurde, dann könnte es doch sein, dass sein Bruder es ebenfalls hatte, oder? Ebenfalls ein Mutant war? Alt genug war er dafür inzwischen, auch wenn er zwei Jahre jünger war. Plötzlich kam ihm die Idee mit dem Boston-Trip gar nicht mehr so schlecht vor. Er sah John an. "Was wenn ich nicht der einzige Mutant in der Familie bin?" Die Frage kam für den Feuermutanten vermutlich ziemlich überraschend, aber Bobby klang recht aufgeregt, wie wenn er gerade etwas völlig Neues entdeckt hätte. "Ich meine... die ganze Zeit bin ich davon ausgegangen, dass ich der einzige bin, aber ich muss das X-Gen ja von jemandem bekommen haben. Und vielleicht hat es mein Bruder ja auch..." Die Vorstellung, dass er nicht der einzige sein könnte, erfüllte ihn mit enormer Erleichterung. Vielleicht würden ihn ja seine Eltern mit offenen Armen empfangen? Vielleicht waren sie selbst Mutanten und warteten darauf, dass einer ihrer Söhne auch erste Anzeichen zeigte?

Nach Bobbys Geständnis, dass es 'ganz okay' gewesen war John zu küssen, herrschte erst mal Schweigen. Oh-oh, war das zuviel gewesen? Er warf dem Feuermutanten einen nervösen Blick zu. Als der dann endlich etwas sagte, allerdings, klang das gar nicht so... ablehnend. John fand 'es auch nicht schlecht'? Bobby runzelte die Stirn. "Drogen... ja, klar..." Er nickte. "Aber..." Aber was? Was war es, was er wollte? Es nochmal probieren? Bobby schluckte leer als er realisierte, dass es genau das war, was er wollte. Unsicher sah er John an, zuckte dann mit den Schultern. "Ach, ich weiss auch nicht..." Es war offensichtlich, dass da gerade einiges in Bobby vorging, er aber nicht so recht damit rausrücken wollte.

John runzelte die Stirn, als Bobby ihn in seine neusten Gedankengänge mit einweihte. Tatsächlich kam dieses Thema nun ziemlich überraschend, aber so war das eben, wenn man einen Denker zum besten Freund hatte. Da musste man damit rechnen, hin und wieder mit völlig aus dem Nichts kommenden Gesprächsthemen beschossen zu werden.
„Könnte sein, ja.“, sagte John vorsichtig. Professor Xavier hatte ihnen beigebracht, dass das X-Gen von Männern vererbt wurde, also war es gut möglich, dass auch Bobbys Bruder das Glück hatte, als Mutant geboren worden zu sein. Bei seinen eigenen Geschwistern konnte John das eigentlich ausschließen, denn er war das jüngste der drei Allerdyce Kinder gewesen. Und da das X-Gen sich erst ab einem gewissen Alter meldete, hatten seine Geschwister es entweder gut versteckt oder sie waren eben keine Mutanten.
„Lass mich raten... jetzt willst du erst Recht nach Boston, oder?“, fragte er lächelnd, obwohl er sich eigentlich wünschte, dass sich Bobbys Bruder als ein ganz normaler Mensch herausstellen würde. So würde eine ihrer Gemeinsamkeiten bestehen bleiben, nämlich die einzigen Mutanten in einer durch und durch menschlichen Familie zu sein.

Bezüglich des anderen Themas schien Bobby seine Erklärung mit den Drogen nicht so ganz annehmen zu wollen. Er schob direkt ein 'Aber...' hinterher, was den Feuermutanten erst recht die Stirn runzeln ließ.
„Was aber?“, wollte er wissen und tastete in der Hosentasche nach seinen Zigaretten, nahm eine aus der Packung und legte sie offen auf den Tisch, falls Bobby sich auch eine nehmen wollte. Irgendwas war da doch los, irgendwas hing Bobby quer. John war neugierig, was das sein konnte, fragte sich aber auch, ob er es wirklich wissen wollte...

Johns Reaktion war zurückhaltend, aber er schien Bobbys Gedankengänge nicht per se absurd zu finden. Und realisiserte natürlich auch sofort, was das hiess. "Mhh, irgendwie ja..." Er sah den Feuermutanten an. "Naja, es kann natürlich auch schrecklich schief gehen, und davor hab' ich ne Scheiss-Angst, aber... aber... ich sollte ihnen wenigstens ne Chance geben mich zu akzeptieren und nicht automatisch davon ausgehen, dass sie es nicht tun. Oder?" Er seufzte. Wenigstens würde er danach wissen, woran er war. Schlimmstenfalls würde es einfach so weitergehen wie jetzt: Er würde hier leben und praktisch keinen Kontakt mit seiner Familie haben und sie in nichts einweihen. Aber vielleicht kam ja auch was anderes als das worst-case-Szenario raus...

Zu Bobbys Überraschung hakte John nach. Er hatte ihm (und sich selbst) mit seiner Antwort die Chance gegeben, es erst mal auf sich beruhen zu lassen, aber das wurde nun schwieriger. Bobby griff nach der Packung und zog sich auch eine Zigarette raus. Das war schon die zweite in zwei Tagen... er musste aufpassen, dass es nicht überhand nahm. Aber irgendwie half das Zeug bei heiklen Gesprächen. Er liess sich von John Feuer geben, nahm einen tiefen Zug, liess den Rauch aus Mund und Nase, lehnte sich zurück und sah John an. Etwas in ihm fasste Mut. "Aber...", wiederholte er dann, zögerte erneut und gab sich sichtlich einen Ruck. "...was, wenn wirs nochmal versuchen? Nüchtern. Da war was, und ich will wissen, was es war..." John würde entrüstet ablehnen, war ja klar. Aber er musste es versuchen, wie mit seinen Eltern. Er musste es versuchen. Dafür dass er zuerst so zögerlich und nervös geklungen hatte, kamen seine Worte jetzt überraschend sicher und selbstbewusst rüber. Er versuchte ein schiefes Lächeln und setzte nach, in der Hoffnung, dem ganzen ein bisschen die Spitze zu nehmen: "Das ist kein Heiratsantrag, John, ich will nur einfach... wissen, ob es sich genauso anfühlt, wenn ich nen klaren Kopf habe. Ein Experiment unter Freunden..."

John war sich ziemlich sicher, dass es schief gehen würde, aber er nickte trotzdem. So oder so würde Bobby diese Erfahrung einfach machen müssen, um Ruhe zu haben. Und wenn es dann am Ende so kam wie John es vermutete und Bobbys Eltern nicht gerade begeistert sein würden, dann würde er immerhin da sein und Bobby zur Seite stehen. Im Abgelehnt-werden war John immerhin ein bisschen erfahrener als sein eisiger Kumpel.
„Das wirst du nur wissen, wenn du es ausprobierst.“, stimmte er zu und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, nachdem er auch Bobby Feuer gegeben hatte. Natürlich nicht einfach so mit dem Zippo. „Vielleicht hast du ja wirklich Glück.“, fügte er hinzu und schnippste etwas Asche auf den Boden unter ihnen.

Nun im Nachhinein fragte John sich, warum er nicht einfach geschwiegen hatte. Eigentlich lagen ihm solche Gespräche nicht, obwohl er immer recht locker war und man sich mit ihm gut unterhalten konnte, auch über heikle Themen.
Die Richtung, in die das Gespräch nun ging, wurde ihm dann aber doch ein bisschen zu heftig. Bobby wollte es nochmal probieren, nüchtern? Weil da was gewesen war? Johns Augenbrauen zogen sich zusammen, er war sichtlich überrascht von diesem Angebot und nicht besonders angetan. Vor allen Dingen verstand er nicht, wieso...
„Moment mal, Kommando zurück...“, forderte er und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, die Zigarette im Mundwinkel festgeklemmt. Schwieg ein paar Sekunden und musste dann kurz lachen, weil dieses Gespräch einfach so absurd war.
„Was willst du von mir, Drake? Du spinnst doch. Wenn du den Unterschied zwischen nem nüchternen und nem drogengepushten Kuss wissen willst, dann frag doch einfach Leto. Ich mein... hallo? Ich bin's!“ Er winkte mit der Hand vor Bobbys Gesicht herum und musste dann wieder grinsen. Also wirklich, Bobby hatte Ideen...

"Meinst du?" Bobbys Stimme klang hoffnungsvoll, obwohl er eigentlich wusste, dass John in solchen Dingen eher pessimistisch war und das vermutlich nur sagte, um ihn nicht von Anfang an zu entmutigen. Aber vielleicht war es ja wirklich einen Versuch wert. Und falls es dann doch fürchterlich schief ging, hatte er wenigstens John dabei (und möglicherweise Leto), der ihm dabei helfen konnte das zu verdauen. Er liess sich Feuer geben, und es war ja klar gewesen, dass der Pyromane die Gelegenheit nicht ausliess, seine Kräfte dafür zu benutzen. "Und du würdest mitkommen und mir helfen, aus dem Schlamassel rauszukommen, wenns schief geht?" Er sah ihn an.

Bobby nahm ein paar Züge von der Zigarette, während er Johns Reaktion beobachtete. Und die war überrascht und irritiert... wie erwartet. Aber auch amüsiert, irgendwie. Und Bobby musste nun auch grinsen. "Ich weiss... das ist es ja. Du bists..." Er legte den Kopf schief. "Ich hab' schon genügend Mädchen geküsst, in nüchternem Zustand, ich weiss, wie das ist. Und wenn wir ne Feuermutantin im Angebot hätten, würd' ich bei der meinen Charme spielen lassen... aber... haben wir nicht." Bobby nahm wieder einen Zug. "Du hast selbst gesagt, du fandest es auch nicht schlecht. Und ich...", er hielt inne, "...das mit der Temperatur, das war... irgendwie ziemlich...".

Okay, vielleicht war da schon auch mehr. Als er John mit Leto zusammen gesehen hatte, hatte ihn das erregt, ohne dass es dabei irgendwelche Temperatureffekte gegeben hatte... Aber das musste er John ja nicht so direkt auf die Nase binden, es war offensichtlich, dass es auch ohne dieses Zusatzelement schwierig werden würde ihn davon zu überzeugen, bei so einem 'Experiment' mitzumachen. "Wir müssen ja nicht gleich den Kuss wiederholen", schlug er dann vor. "Aber ich würde..." 'dich einfach gerne mal anfassen'? Oh fuck, wie klang das denn? Er seufzte. "Ich weiss, wie das klingt... aber es lässt mich irgendwie halt nicht los..."

„Klar doch.“, antwortete er auf beide Fragen, die Bobby gestellt hatte. Er erinnerte sich noch dunkel daran, wie sehr er sich damals jemanden gewünscht hatte, der bei ihm war und ihn verstand. Jemand, der ihm Halt gegeben hätte. Trotzdem war ihre Situation ganz anders, weil Bobby ja mittlerweile wusste, was er war und was er seinen Eltern sagen würde. Als Johns Mutation sich damals angefangen hatte zu melden, war seine ganze Familie dabei gewesen. Da hatte es nicht viel zu erklären gegeben. Nichts zu reden. Wozu auch? Keine Worte hätten das wieder rückgängig machen können.

Auch Bobby musste grinsen, allerdings schien sich das Thema damit immer noch nicht so ganz erledigt zu haben. John konnte sich denken, worum genau es Bobby ging. Um diese Temperatursache. Immerhin hatte er das ja auch als etwas sehr... nun, Interessantes empfunden, zumindest das, was er noch erinnern konnte.
„Ja, ich weiß, was du meinst.“, gab er zu, zögerte aber trotzdem. Auch Bobbys Zugeständnis, dass es nicht ein Kuss sein musste, sondern... ja, was? Irgendwas anderes? Wie auch immer, das sorgte auch nicht dafür, dass John sich wieder entspannte. Die Frage, die ihn beschäftigte, war jene nach dem Sinn dieser ganzen Aktion.
„Und was soll das bringen, hm? Ich meine... was versprichst du dir davon?“ Denn entweder würde es nicht so sein, wie Bobby sich diese ganze Sache ausmalte, und dann wäre das ganze Gespräch und die Spannung, die in der Luft lag, völlig umsonst. Andererseits, wenn es so war wie Bobby es sich vorstellte... was war dann? Was hatten sie dann davon?
„Mal ganz davon abgesehen, dass du mein bester Freund bist und ich einfach nicht auf Männer stehe...“, fügte er hinzu. Nur, um das nochmal festgestellt zu haben.